auf steinerner Bank saß die Herzogin, der purpurdunkle Fürstenmantel wallte von den Schultern, mildes Lächeln umspielte die herben Züge -- itzt erhob sich die herrliche Gestalt, sie schritt Ekkehard entgegen: Will- kommen in Hadwig's Burgfrieden! Er wußte kaum wie ihm geschah und wollte in's Knie sinken, huldreich hob sie ihn empor und winkte dem Kämmerer Spazzo, der warf seinen grauen Reitermantel ab, ging auf Ekkehard zu und umarmte ihn wie einen alten Freund: Im Namen unserer Gebieterin, empfahet den Friedenskuß!
Flüchtig zuckte in Ekkehard der Gedanke: soll hier ein Spiel mit mir gespielt werden? aber die Herzogin rief scherzend:
Ihr seid mit gleicher Münze bezahlt. Habt Ihr vor drei Tagen die Herzogin in Schwaben nicht anders als getragen über des heiligen Gallus Schwelle kommen lassen, so war's billig, daß auch sie den Mann von Sanct Gallen in ihr Schloß tragen ließ.
Und Herr Spazzo schüttelte ihm nochmals die Hand und sprach: Nichts für ungut, es war strenger Befehl so! -- Er hatte erst den Ueberfall befehligt und wirkte itzt zum herzlichen Empfang, beides mit gleich unveränderter gewichtiger Miene, denn ein Kämmerer muß ge- wandt sein und auch das Widersprechende in Form zu bringen wissen.
Ekkehard lächelte: Für einen Scherz, sagte er, habt Ihr's recht ernsthaft ausgeführt. Er gedachte dabei insbesondere, wie ihm Einer der Reitersmänner, da sie ihn in die Sänfte warfen, mit erzbeschla- genem Lanzenschaft einen schweren Stoß in die Seite versetzt. Das stand freilich nicht in der Herzogin Befehl, aber der Reitknecht war schon unter Luitfried des Kammerboten Neffen dabei gewesen, wie sie den Bischof Salomo einstmals niederwarfen, und hatte sich von dazu- mal die irrige Meinung eingeprägt, bei Niederwerfung geistlicher Herren gehöre ein fester Faustschlag, Stoß oder Fußtritt unumgänglich zum Landbrauch.114)
Jetzt führte Frau Hadwig ihren Gast an der Hand durch den Schloßhof, und wies ihm ihre luftige Behausung und die stolze Fern- sicht nach Bodensee und Alpenkuppen, und der Burg Leute baten um seinen Segen -- auch die Reitknechte kamen und die Träger der Sänfte, und er segnete sie Alle.
Dann geleitete ihn die Herzogin bis an den Eingang. Ein Bad war ihm zurecht gemacht115) und frische Gewandung bereitet; sie hieß
auf ſteinerner Bank ſaß die Herzogin, der purpurdunkle Fürſtenmantel wallte von den Schultern, mildes Lächeln umſpielte die herben Züge — itzt erhob ſich die herrliche Geſtalt, ſie ſchritt Ekkehard entgegen: Will- kommen in Hadwig's Burgfrieden! Er wußte kaum wie ihm geſchah und wollte in's Knie ſinken, huldreich hob ſie ihn empor und winkte dem Kämmerer Spazzo, der warf ſeinen grauen Reitermantel ab, ging auf Ekkehard zu und umarmte ihn wie einen alten Freund: Im Namen unſerer Gebieterin, empfahet den Friedenskuß!
Flüchtig zuckte in Ekkehard der Gedanke: ſoll hier ein Spiel mit mir geſpielt werden? aber die Herzogin rief ſcherzend:
Ihr ſeid mit gleicher Münze bezahlt. Habt Ihr vor drei Tagen die Herzogin in Schwaben nicht anders als getragen über des heiligen Gallus Schwelle kommen laſſen, ſo war's billig, daß auch ſie den Mann von Sanct Gallen in ihr Schloß tragen ließ.
Und Herr Spazzo ſchüttelte ihm nochmals die Hand und ſprach: Nichts für ungut, es war ſtrenger Befehl ſo! — Er hatte erſt den Ueberfall befehligt und wirkte itzt zum herzlichen Empfang, beides mit gleich unveränderter gewichtiger Miene, denn ein Kämmerer muß ge- wandt ſein und auch das Widerſprechende in Form zu bringen wiſſen.
Ekkehard lächelte: Für einen Scherz, ſagte er, habt Ihr's recht ernſthaft ausgeführt. Er gedachte dabei insbeſondere, wie ihm Einer der Reitersmänner, da ſie ihn in die Sänfte warfen, mit erzbeſchla- genem Lanzenſchaft einen ſchweren Stoß in die Seite verſetzt. Das ſtand freilich nicht in der Herzogin Befehl, aber der Reitknecht war ſchon unter Luitfried des Kammerboten Neffen dabei geweſen, wie ſie den Biſchof Salomo einſtmals niederwarfen, und hatte ſich von dazu- mal die irrige Meinung eingeprägt, bei Niederwerfung geiſtlicher Herren gehöre ein feſter Fauſtſchlag, Stoß oder Fußtritt unumgänglich zum Landbrauch.114)
Jetzt führte Frau Hadwig ihren Gaſt an der Hand durch den Schloßhof, und wies ihm ihre luftige Behauſung und die ſtolze Fern- ſicht nach Bodenſee und Alpenkuppen, und der Burg Leute baten um ſeinen Segen — auch die Reitknechte kamen und die Träger der Sänfte, und er ſegnete ſie Alle.
Dann geleitete ihn die Herzogin bis an den Eingang. Ein Bad war ihm zurecht gemacht115) und friſche Gewandung bereitet; ſie hieß
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auf ſteinerner Bank ſaß die Herzogin, der purpurdunkle Fürſtenmantel
wallte von den Schultern, mildes Lächeln umſpielte die herben Züge —
itzt erhob ſich die herrliche Geſtalt, ſie ſchritt Ekkehard entgegen: Will-
kommen in Hadwig's Burgfrieden! Er wußte kaum wie ihm geſchah
und wollte in's Knie ſinken, huldreich hob ſie ihn empor und winkte
dem Kämmerer Spazzo, der warf ſeinen grauen Reitermantel ab, ging
auf Ekkehard zu und umarmte ihn wie einen alten Freund: Im
Namen unſerer Gebieterin, empfahet den Friedenskuß!
Flüchtig zuckte in Ekkehard der Gedanke: ſoll hier ein Spiel mit
mir geſpielt werden? aber die Herzogin rief ſcherzend:
Ihr ſeid mit gleicher Münze bezahlt. Habt Ihr vor drei Tagen
die Herzogin in Schwaben nicht anders als getragen über des heiligen
Gallus Schwelle kommen laſſen, ſo war's billig, daß auch ſie den
Mann von Sanct Gallen in ihr Schloß tragen ließ.
Und Herr Spazzo ſchüttelte ihm nochmals die Hand und ſprach:
Nichts für ungut, es war ſtrenger Befehl ſo! — Er hatte erſt den
Ueberfall befehligt und wirkte itzt zum herzlichen Empfang, beides mit
gleich unveränderter gewichtiger Miene, denn ein Kämmerer muß ge-
wandt ſein und auch das Widerſprechende in Form zu bringen wiſſen.
Ekkehard lächelte: Für einen Scherz, ſagte er, habt Ihr's recht
ernſthaft ausgeführt. Er gedachte dabei insbeſondere, wie ihm Einer
der Reitersmänner, da ſie ihn in die Sänfte warfen, mit erzbeſchla-
genem Lanzenſchaft einen ſchweren Stoß in die Seite verſetzt. Das
ſtand freilich nicht in der Herzogin Befehl, aber der Reitknecht war
ſchon unter Luitfried des Kammerboten Neffen dabei geweſen, wie ſie
den Biſchof Salomo einſtmals niederwarfen, und hatte ſich von dazu-
mal die irrige Meinung eingeprägt, bei Niederwerfung geiſtlicher Herren
gehöre ein feſter Fauſtſchlag, Stoß oder Fußtritt unumgänglich zum
Landbrauch.
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Jetzt führte Frau Hadwig ihren Gaſt an der Hand durch den
Schloßhof, und wies ihm ihre luftige Behauſung und die ſtolze Fern-
ſicht nach Bodenſee und Alpenkuppen, und der Burg Leute baten um
ſeinen Segen — auch die Reitknechte kamen und die Träger der Sänfte,
und er ſegnete ſie Alle.
Dann geleitete ihn die Herzogin bis an den Eingang. Ein Bad
war ihm zurecht gemacht
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Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855/99>, abgerufen am 24.11.2024.
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