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Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855.

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Das sollt Ihr nicht sagen, sprach Ekkehard, und küßte den irischen
Mitbruder.

Da gingen sie zusammen, und der Leutpriester nahm seine Leim-
ruthen mit, im Rückweg den Vögeln des Waldes Nachstellung zu be-
reiten. Es war ein langer Weg durch den Tannenwald, lang und still.

Wie sich das Gehölz lichtete, da stand in dunkler Masse der hohe
Twiel und warf ihnen seinen Schatten entgegen. Moengal aber
schaute mit scharfem Aug' den Waldpfad entlang durch die Lichtung
der Tannen. Es streicht was durchs Revier, sprach er.

Sie waren wieder etliche Schritte gegangen, da griff Moengal
seinen Gefährten am Arm, stellte ihn, deutete vorwärts und sprach:
Das sind keine Wildenten noch Thiere des Waldes!

Es kam ein Ton herüber, als wenn fernab ein Roß gewiehert ..
Moengal sprang seitwärts, schlich sich ein gut Stück im jungen
Gehölz vorwärts, legte sich auf den Boden und spähte.

Waidmanns Thorheit, sprach Ekkehard und wartete seiner. Jetzt
kam er zurück. Bruder, sprach er, liegt der heilige Gall in Fehde
mit einem der Gewaltigen dieses Landes?

Nein.

Habt Ihr Einen beleidigt?

Nein.

Sonderbar, sprach der Alte, es kommen drei Gewaffnete geritten.

Es werden Boten der Herzogin sein, mich zu empfangen, sprach
Ekkehard mit stolzem Lächeln.

Hoiho! brummte Moengal, fehlgeschossen! Das ist nicht herzog-
licher Dienstmannen Kleid, der Helm ist sonder Abzeichen. Und im
grauen Mantel reitet kein Twieler!

Er hemmte seinen Schritt.

Vorwärts! sprach Ekkehard. Weß Herz ohne Schuld, den geleiten
die Engel des Herrn.

Im Hegau nicht immer! war des Alten Antwort. Es war
keine Gelegenheit zu weiterem Zwiegespräch, Hufschlag tönte, der
Boden klirrte, drei Reitersmänner kamen gesprengt, den Helm ge-
schlossen, das Schwert gezogen ..

Folgt mir, rief der Leutpriester, maturate fugam! Er warf seine
Leimruthen zu Boden und wollte Ekkehard mit zur Seite ziehen.

Das ſollt Ihr nicht ſagen, ſprach Ekkehard, und küßte den iriſchen
Mitbruder.

Da gingen ſie zuſammen, und der Leutprieſter nahm ſeine Leim-
ruthen mit, im Rückweg den Vögeln des Waldes Nachſtellung zu be-
reiten. Es war ein langer Weg durch den Tannenwald, lang und ſtill.

Wie ſich das Gehölz lichtete, da ſtand in dunkler Maſſe der hohe
Twiel und warf ihnen ſeinen Schatten entgegen. Moengal aber
ſchaute mit ſcharfem Aug' den Waldpfad entlang durch die Lichtung
der Tannen. Es ſtreicht was durchs Revier, ſprach er.

Sie waren wieder etliche Schritte gegangen, da griff Moengal
ſeinen Gefährten am Arm, ſtellte ihn, deutete vorwärts und ſprach:
Das ſind keine Wildenten noch Thiere des Waldes!

Es kam ein Ton herüber, als wenn fernab ein Roß gewiehert ..
Moengal ſprang ſeitwärts, ſchlich ſich ein gut Stück im jungen
Gehölz vorwärts, legte ſich auf den Boden und ſpähte.

Waidmanns Thorheit, ſprach Ekkehard und wartete ſeiner. Jetzt
kam er zurück. Bruder, ſprach er, liegt der heilige Gall in Fehde
mit einem der Gewaltigen dieſes Landes?

Nein.

Habt Ihr Einen beleidigt?

Nein.

Sonderbar, ſprach der Alte, es kommen drei Gewaffnete geritten.

Es werden Boten der Herzogin ſein, mich zu empfangen, ſprach
Ekkehard mit ſtolzem Lächeln.

Hoiho! brummte Moengal, fehlgeſchoſſen! Das iſt nicht herzog-
licher Dienſtmannen Kleid, der Helm iſt ſonder Abzeichen. Und im
grauen Mantel reitet kein Twieler!

Er hemmte ſeinen Schritt.

Vorwärts! ſprach Ekkehard. Weß Herz ohne Schuld, den geleiten
die Engel des Herrn.

Im Hegau nicht immer! war des Alten Antwort. Es war
keine Gelegenheit zu weiterem Zwiegeſpräch, Hufſchlag tönte, der
Boden klirrte, drei Reitersmänner kamen geſprengt, den Helm ge-
ſchloſſen, das Schwert gezogen ..

Folgt mir, rief der Leutprieſter, maturate fugam! Er warf ſeine
Leimruthen zu Boden und wollte Ekkehard mit zur Seite ziehen.

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[74/0096] Das ſollt Ihr nicht ſagen, ſprach Ekkehard, und küßte den iriſchen Mitbruder. Da gingen ſie zuſammen, und der Leutprieſter nahm ſeine Leim- ruthen mit, im Rückweg den Vögeln des Waldes Nachſtellung zu be- reiten. Es war ein langer Weg durch den Tannenwald, lang und ſtill. Wie ſich das Gehölz lichtete, da ſtand in dunkler Maſſe der hohe Twiel und warf ihnen ſeinen Schatten entgegen. Moengal aber ſchaute mit ſcharfem Aug' den Waldpfad entlang durch die Lichtung der Tannen. Es ſtreicht was durchs Revier, ſprach er. Sie waren wieder etliche Schritte gegangen, da griff Moengal ſeinen Gefährten am Arm, ſtellte ihn, deutete vorwärts und ſprach: Das ſind keine Wildenten noch Thiere des Waldes! Es kam ein Ton herüber, als wenn fernab ein Roß gewiehert .. Moengal ſprang ſeitwärts, ſchlich ſich ein gut Stück im jungen Gehölz vorwärts, legte ſich auf den Boden und ſpähte. Waidmanns Thorheit, ſprach Ekkehard und wartete ſeiner. Jetzt kam er zurück. Bruder, ſprach er, liegt der heilige Gall in Fehde mit einem der Gewaltigen dieſes Landes? Nein. Habt Ihr Einen beleidigt? Nein. Sonderbar, ſprach der Alte, es kommen drei Gewaffnete geritten. Es werden Boten der Herzogin ſein, mich zu empfangen, ſprach Ekkehard mit ſtolzem Lächeln. Hoiho! brummte Moengal, fehlgeſchoſſen! Das iſt nicht herzog- licher Dienſtmannen Kleid, der Helm iſt ſonder Abzeichen. Und im grauen Mantel reitet kein Twieler! Er hemmte ſeinen Schritt. Vorwärts! ſprach Ekkehard. Weß Herz ohne Schuld, den geleiten die Engel des Herrn. Im Hegau nicht immer! war des Alten Antwort. Es war keine Gelegenheit zu weiterem Zwiegeſpräch, Hufſchlag tönte, der Boden klirrte, drei Reitersmänner kamen geſprengt, den Helm ge- ſchloſſen, das Schwert gezogen .. Folgt mir, rief der Leutprieſter, maturate fugam! Er warf ſeine Leimruthen zu Boden und wollte Ekkehard mit zur Seite ziehen.

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Zitationshilfe: Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855/96>, abgerufen am 27.11.2024.