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Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855.

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haben. Die also eingeätzten Bilder mögen von roher schier unver-
ständlicher Häßlichkeit gewesen sein, wie dies aus den noch vorhandenen
Miniaturen irischer Herkunft in den Handschriften geschlossen werden
darf. Dieselben sind durch fremdartigen und -- wenn das Wort noch
erlaubt ist -- keltisch unschönen Ausdruck, sowie durch gänzlich barba-
rische Art der Darstellung sehr unvortheilhaft von den gleichaltrigen,
von germanischer Hand gefertigten, verschieden. Der Christus am
Kreuze mit seinem hufeisenförmigen arabeskenartigen Bart, und ver-
zwicktem Munde, und die als Thiergestalten gezeichneten Evangelisten
haben etwas Fetischartiges.
107) "Das Silbergeld bestand lang in einem Bleche, das so dünn
wie Laub, und nur auf einer Seite grob und tief gepräget war.
(nummi bracteati). " I. v. Arx Geschichten etc. I. 451.
108) "Sie wollen lieber Jäger als Lehrer, lieber kühn als mild,
lieber verschlagen als herzenseinfältig heißen ... Sie spielen Kreisel
und meiden darum auch das Würfelspiel nicht. Sie gehen fleißig mit dem
Spielbrett anstatt mit der Schrift, mit der Wurfscheibe anstatt mit
dem Buch um. Sie wissen besser, was dich ein Fehlwurf kostet, als
was die Heilswahrheit fordert, verbietet oder verheißt, besser was der
Glückswurf bringt, als was sie Gott zu danken schuldig sind ... Sie
lassen sich silberne Schaalen, Kannen von großer Kostbarkeit, Krüge
(crateres), ja Trinkhörner (conchas) von bedeutendem Gewicht und
einer jedem Zeitalter verhaßten Größe machen. Sie bemalen ihre
Weinkrüge und Schleifkannen, während die nahe Basilica von Ruß erfüllt
ist." Vogel Ratherius von Verona und das zehnte Jahrhundert I. p. 44.
109) Moengals Latein ist etwas verwildert. Wenn indeß selbst
Bischöfe in der Hofsprache sich classischer Wendungen wie: sic omnes
perriparii possunt bubus agricolantibus vetrenere
(So kann
jeder Bauer am Pfluge seinen Ochsen was vordröhnen) bedienten, und
Geschichtschreiber dies in ihren Text aufnahmen (Monachus San Gall.
gesta Karoli I.
19 bei Pertz Mon.II. 739), so darf dem Latein eines
Leutpriesters Einiges zu gut gehalten werden.
haben. Die alſo eingeätzten Bilder mögen von roher ſchier unver-
ſtändlicher Häßlichkeit geweſen ſein, wie dies aus den noch vorhandenen
Miniaturen iriſcher Herkunft in den Handſchriften geſchloſſen werden
darf. Dieſelben ſind durch fremdartigen und — wenn das Wort noch
erlaubt iſt — keltiſch unſchönen Ausdruck, ſowie durch gänzlich barba-
riſche Art der Darſtellung ſehr unvortheilhaft von den gleichaltrigen,
von germaniſcher Hand gefertigten, verſchieden. Der Chriſtus am
Kreuze mit ſeinem hufeiſenförmigen arabeskenartigen Bart, und ver-
zwicktem Munde, und die als Thiergeſtalten gezeichneten Evangeliſten
haben etwas Fetiſchartiges.
107) „Das Silbergeld beſtand lang in einem Bleche, das ſo dünn
wie Laub, und nur auf einer Seite grob und tief gepräget war.
(nummi bracteati). “ I. v. Arx Geſchichten etc. I. 451.
108) „Sie wollen lieber Jäger als Lehrer, lieber kühn als mild,
lieber verſchlagen als herzenseinfältig heißen ... Sie ſpielen Kreiſel
und meiden darum auch das Würfelſpiel nicht. Sie gehen fleißig mit dem
Spielbrett anſtatt mit der Schrift, mit der Wurfſcheibe anſtatt mit
dem Buch um. Sie wiſſen beſſer, was dich ein Fehlwurf koſtet, als
was die Heilswahrheit fordert, verbietet oder verheißt, beſſer was der
Glückswurf bringt, als was ſie Gott zu danken ſchuldig ſind ... Sie
laſſen ſich ſilberne Schaalen, Kannen von großer Koſtbarkeit, Krüge
(crateres), ja Trinkhörner (conchas) von bedeutendem Gewicht und
einer jedem Zeitalter verhaßten Größe machen. Sie bemalen ihre
Weinkrüge und Schleifkannen, während die nahe Baſilica von Ruß erfüllt
iſt.“ Vogel Ratherius von Verona und das zehnte Jahrhundert I. p. 44.
109) Moengals Latein iſt etwas verwildert. Wenn indeß ſelbſt
Biſchöfe in der Hofſprache ſich claſſiſcher Wendungen wie: sic omnes
perriparii possunt bubus agricolantibus vetrenere
(So kann
jeder Bauer am Pfluge ſeinen Ochſen was vordröhnen) bedienten, und
Geſchichtſchreiber dies in ihren Text aufnahmen (Monachus San Gall.
gesta Karoli I.
19 bei Pertz Mon.II. 739), ſo darf dem Latein eines
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[431/0453] ¹⁰⁶⁾ haben. Die alſo eingeätzten Bilder mögen von roher ſchier unver- ſtändlicher Häßlichkeit geweſen ſein, wie dies aus den noch vorhandenen Miniaturen iriſcher Herkunft in den Handſchriften geſchloſſen werden darf. Dieſelben ſind durch fremdartigen und — wenn das Wort noch erlaubt iſt — keltiſch unſchönen Ausdruck, ſowie durch gänzlich barba- riſche Art der Darſtellung ſehr unvortheilhaft von den gleichaltrigen, von germaniſcher Hand gefertigten, verſchieden. Der Chriſtus am Kreuze mit ſeinem hufeiſenförmigen arabeskenartigen Bart, und ver- zwicktem Munde, und die als Thiergeſtalten gezeichneten Evangeliſten haben etwas Fetiſchartiges. ¹⁰⁷⁾ „Das Silbergeld beſtand lang in einem Bleche, das ſo dünn wie Laub, und nur auf einer Seite grob und tief gepräget war. (nummi bracteati). “ I. v. Arx Geſchichten etc. I. 451. ¹⁰⁸⁾ „Sie wollen lieber Jäger als Lehrer, lieber kühn als mild, lieber verſchlagen als herzenseinfältig heißen ... Sie ſpielen Kreiſel und meiden darum auch das Würfelſpiel nicht. Sie gehen fleißig mit dem Spielbrett anſtatt mit der Schrift, mit der Wurfſcheibe anſtatt mit dem Buch um. Sie wiſſen beſſer, was dich ein Fehlwurf koſtet, als was die Heilswahrheit fordert, verbietet oder verheißt, beſſer was der Glückswurf bringt, als was ſie Gott zu danken ſchuldig ſind ... Sie laſſen ſich ſilberne Schaalen, Kannen von großer Koſtbarkeit, Krüge (crateres), ja Trinkhörner (conchas) von bedeutendem Gewicht und einer jedem Zeitalter verhaßten Größe machen. Sie bemalen ihre Weinkrüge und Schleifkannen, während die nahe Baſilica von Ruß erfüllt iſt.“ Vogel Ratherius von Verona und das zehnte Jahrhundert I. p. 44. ¹⁰⁹⁾ Moengals Latein iſt etwas verwildert. Wenn indeß ſelbſt Biſchöfe in der Hofſprache ſich claſſiſcher Wendungen wie: sic omnes perriparii possunt bubus agricolantibus vetrenere (So kann jeder Bauer am Pfluge ſeinen Ochſen was vordröhnen) bedienten, und Geſchichtſchreiber dies in ihren Text aufnahmen (Monachus San Gall. gesta Karoli I. 19 bei Pertz Mon.II. 739), ſo darf dem Latein eines Leutprieſters Einiges zu gut gehalten werden.

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Zitationshilfe: Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855/453>, abgerufen am 23.11.2024.