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Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855.

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Mit Speise und mit Trank labt' er die müden Glieder
Und auf den Schild gelagert warf er zum Schlaf sich nieder.
Den ersten Schlummer sollte Hiltgunde ihm behüten,
Denn allzusehr nach Ruhe gelüstet's den Vielmüden.
Er selbst behielt sich vor die Wacht am frühen Morgen,
Er wußt', da drohten ihm erneuten Kampfes Sorgen.
Zu Haupt ihm sitzend wachte Hiltgund die Nacht entlang
Und scheuchte von den Augen den Schlaf sich mit Gesang.
Bald hub Waltari sich und brach des Schlummers Rest
Und hieß die Jungfrau ruhen, und griff zum Speere fest
Und wandelt' ab und auf. Bald schaut' er nach den Rossen
Bald lauscht' er an dem Walle. So war die Nacht umflossen.
Der Morgen dämmerte. Es fiel ein linder Thau.
Auf Busch und Blatt und Halm hernieder in die Au.
Zu der Erschlagnen Leichen schritt itzt Waltari hin,
Die Waffen und den Schmuck zu rauben war sein Sinn.
Die Panzer sammt den Helmen, die Spangen nahm er zur Hand,
Und Schwert und Wehrgehenk. Doch ließ er das Gewand.
Er nahm der Rosse viere und lastet' sie damit,
Hiltgund auf's fünfte hob er, das sechste er selbst beschritt.
Mit Speiſe und mit Trank labt' er die müden Glieder
Und auf den Schild gelagert warf er zum Schlaf ſich nieder.
Den erſten Schlummer ſollte Hiltgunde ihm behüten,
Denn allzuſehr nach Ruhe gelüſtet's den Vielmüden.
Er ſelbſt behielt ſich vor die Wacht am frühen Morgen,
Er wußt', da drohten ihm erneuten Kampfes Sorgen.
Zu Haupt ihm ſitzend wachte Hiltgund die Nacht entlang
Und ſcheuchte von den Augen den Schlaf ſich mit Geſang.
Bald hub Waltari ſich und brach des Schlummers Reſt
Und hieß die Jungfrau ruhen, und griff zum Speere feſt
Und wandelt' ab und auf. Bald ſchaut' er nach den Roſſen
Bald lauſcht' er an dem Walle. So war die Nacht umfloſſen.
Der Morgen dämmerte. Es fiel ein linder Thau.
Auf Buſch und Blatt und Halm hernieder in die Au.
Zu der Erſchlagnen Leichen ſchritt itzt Waltari hin,
Die Waffen und den Schmuck zu rauben war ſein Sinn.
Die Panzer ſammt den Helmen, die Spangen nahm er zur Hand,
Und Schwert und Wehrgehenk. Doch ließ er das Gewand.
Er nahm der Roſſe viere und laſtet' ſie damit,
Hiltgund auf's fünfte hob er, das ſechſte er ſelbſt beſchritt.
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[388/0410] Mit Speiſe und mit Trank labt' er die müden Glieder Und auf den Schild gelagert warf er zum Schlaf ſich nieder. Den erſten Schlummer ſollte Hiltgunde ihm behüten, Denn allzuſehr nach Ruhe gelüſtet's den Vielmüden. Er ſelbſt behielt ſich vor die Wacht am frühen Morgen, Er wußt', da drohten ihm erneuten Kampfes Sorgen. Zu Haupt ihm ſitzend wachte Hiltgund die Nacht entlang Und ſcheuchte von den Augen den Schlaf ſich mit Geſang. Bald hub Waltari ſich und brach des Schlummers Reſt Und hieß die Jungfrau ruhen, und griff zum Speere feſt Und wandelt' ab und auf. Bald ſchaut' er nach den Roſſen Bald lauſcht' er an dem Walle. So war die Nacht umfloſſen. Der Morgen dämmerte. Es fiel ein linder Thau. Auf Buſch und Blatt und Halm hernieder in die Au. Zu der Erſchlagnen Leichen ſchritt itzt Waltari hin, Die Waffen und den Schmuck zu rauben war ſein Sinn. Die Panzer ſammt den Helmen, die Spangen nahm er zur Hand, Und Schwert und Wehrgehenk. Doch ließ er das Gewand. Er nahm der Roſſe viere und laſtet' ſie damit, Hiltgund auf's fünfte hob er, das ſechſte er ſelbſt beſchritt.

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Zitationshilfe: Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855/410>, abgerufen am 25.11.2024.