Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855.Drei Leichen lagen schon. Des Streitens noch nicht müd, Entsandt' als vierten Kämpen Gunther den Ekkefrid. Der hatt' im Sachsenlande den Herzog einst erschlagen Und der Verbannung Leid am Frankenhof getragen. Der trabte stolz einher auf röthlichbraunem Schecken, Den kampfbereiten Mann that er erst spöttisch necken: Bist du gefestet, Unhold? trügst du durch Luft und Wind? Bist ein Waldteufel du? bist du ein Menschenkind? -- Hohnlachend rief Waltari: Ich kenne solches Wälschen, Ihr seid das rechte Volk zum Trügen und zum Fälschen -- Heran denn! deinen Sachsen sollt du erzählen bald, Was du dereinst für Teufel erschaut im Wasichenwald! Wir wollen es erproben, sprach Ekkefrid, und scharf Schwang er die Eisenlanze am Riemen, holt' aus und warf, Doch sie zerbrach am Schilde, der Schild war allzuhart, Zurück warf sie Waltari und lachte in den Bart: Schau' an, wie dir der Waldgeist heimgibt was du geschenkt, Sie mag wohl tiefer fahren, wenn meine Faust sie lenkt. Gespalten von dem Wurf des Schildes Stierhaut klafft', Der Rock zerriß -- es fuhr tief in die Lunge der Schaft, Todwund sank Ekkefrid, ein Blutstrom sich ergoß, Als Beute nahm Waltari mit sich des Todten Roß. Drei Leichen lagen ſchon. Des Streitens noch nicht müd, Entſandt' als vierten Kämpen Gunther den Ekkefrid. Der hatt' im Sachſenlande den Herzog einſt erſchlagen Und der Verbannung Leid am Frankenhof getragen. Der trabte ſtolz einher auf röthlichbraunem Schecken, Den kampfbereiten Mann that er erſt ſpöttiſch necken: Biſt du gefeſtet, Unhold? trügſt du durch Luft und Wind? Biſt ein Waldteufel du? biſt du ein Menſchenkind? — Hohnlachend rief Waltari: Ich kenne ſolches Wälſchen, Ihr ſeid das rechte Volk zum Trügen und zum Fälſchen — Heran denn! deinen Sachſen ſollt du erzählen bald, Was du dereinſt für Teufel erſchaut im Waſichenwald! Wir wollen es erproben, ſprach Ekkefrid, und ſcharf Schwang er die Eiſenlanze am Riemen, holt' aus und warf, Doch ſie zerbrach am Schilde, der Schild war allzuhart, Zurück warf ſie Waltari und lachte in den Bart: Schau' an, wie dir der Waldgeiſt heimgibt was du geſchenkt, Sie mag wohl tiefer fahren, wenn meine Fauſt ſie lenkt. Geſpalten von dem Wurf des Schildes Stierhaut klafft', Der Rock zerriß — es fuhr tief in die Lunge der Schaft, Todwund ſank Ekkefrid, ein Blutſtrom ſich ergoß, Als Beute nahm Waltari mit ſich des Todten Roß. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0396" n="374"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">D</hi>rei Leichen lagen ſchon. Des Streitens noch nicht müd,</l><lb/> <l>Entſandt' als vierten Kämpen Gunther den Ekkefrid.</l><lb/> <l>Der hatt' im Sachſenlande den Herzog einſt erſchlagen</l><lb/> <l>Und der Verbannung Leid am Frankenhof getragen.</l><lb/> <l>Der trabte ſtolz einher auf röthlichbraunem Schecken,</l><lb/> <l>Den kampfbereiten Mann that er erſt ſpöttiſch necken:</l><lb/> <l>Biſt du gefeſtet, Unhold? trügſt du durch Luft und Wind?</l><lb/> <l>Biſt ein Waldteufel du? biſt du ein Menſchenkind? —</l><lb/> <l>Hohnlachend rief Waltari: Ich kenne ſolches Wälſchen,</l><lb/> <l>Ihr ſeid das rechte Volk zum Trügen und zum Fälſchen —</l><lb/> <l>Heran denn! deinen Sachſen ſollt du erzählen bald,</l><lb/> <l>Was du dereinſt für Teufel erſchaut im Waſichenwald!</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wir wollen es erproben, ſprach Ekkefrid, und ſcharf</l><lb/> <l>Schwang er die Eiſenlanze am Riemen, holt' aus und warf,</l><lb/> <l>Doch ſie zerbrach am Schilde, der Schild war allzuhart,</l><lb/> <l>Zurück warf ſie Waltari und lachte in den Bart:</l><lb/> <l>Schau' an, wie dir der Waldgeiſt heimgibt was du geſchenkt,</l><lb/> <l>Sie mag wohl tiefer fahren, wenn meine Fauſt ſie lenkt.</l><lb/> <l>Geſpalten von dem Wurf des Schildes Stierhaut klafft',</l><lb/> <l>Der Rock zerriß — es fuhr tief in die Lunge der Schaft,</l><lb/> <l>Todwund ſank Ekkefrid, ein Blutſtrom ſich ergoß,</l><lb/> <l>Als Beute nahm Waltari mit ſich des Todten Roß.</l> </lg> </lg><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [374/0396]
Drei Leichen lagen ſchon. Des Streitens noch nicht müd,
Entſandt' als vierten Kämpen Gunther den Ekkefrid.
Der hatt' im Sachſenlande den Herzog einſt erſchlagen
Und der Verbannung Leid am Frankenhof getragen.
Der trabte ſtolz einher auf röthlichbraunem Schecken,
Den kampfbereiten Mann that er erſt ſpöttiſch necken:
Biſt du gefeſtet, Unhold? trügſt du durch Luft und Wind?
Biſt ein Waldteufel du? biſt du ein Menſchenkind? —
Hohnlachend rief Waltari: Ich kenne ſolches Wälſchen,
Ihr ſeid das rechte Volk zum Trügen und zum Fälſchen —
Heran denn! deinen Sachſen ſollt du erzählen bald,
Was du dereinſt für Teufel erſchaut im Waſichenwald!
Wir wollen es erproben, ſprach Ekkefrid, und ſcharf
Schwang er die Eiſenlanze am Riemen, holt' aus und warf,
Doch ſie zerbrach am Schilde, der Schild war allzuhart,
Zurück warf ſie Waltari und lachte in den Bart:
Schau' an, wie dir der Waldgeiſt heimgibt was du geſchenkt,
Sie mag wohl tiefer fahren, wenn meine Fauſt ſie lenkt.
Geſpalten von dem Wurf des Schildes Stierhaut klafft',
Der Rock zerriß — es fuhr tief in die Lunge der Schaft,
Todwund ſank Ekkefrid, ein Blutſtrom ſich ergoß,
Als Beute nahm Waltari mit ſich des Todten Roß.
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Zitationshilfe: | Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855/396>, abgerufen am 24.07.2024. |