Ein Schiffer kam gerudert auf breitgebautem Kahn, Die letzten Donaufische bot ihm Waltari an, Da fuhr ihn Jener über, er war zufrieden der Gabe, Und weiter flüchtend spornt Waltari das Roß zum Trabe.
Der Fährmann andern Tages nach Worms gegangen war, Des Königs Leib- und Mundkoch bracht' er die Fische dar Der würzt' und salzte sie und setzte sie als Mahl Dem König Gunther vor; erstaunt sprach der im Saal: Seit daß ich herrsche in Franken, nie sah ich einen Fisch Von solcherlei Gestalt und Schmack auf meinem Tisch Der muß aus fremden Landen zu uns gekommen sein. Sag an, mein Koch, geschwinde, wer brachte den herein?
Da wies der Koch den Fergen, der König rief ihn her, Genau verkündet' der dem Fragenden die Mähr: Ich saß am Rheinesstrande noch gestern Abend spat, Da kam ein fremder Mann geritten den Uferpfad, Als käm er just vom Kriege, so schaut' er trutzig wild, Er starrte ganz in Erze und führte Speer und Schild. Schwer mocht' die Wucht der Rüstung auf seinen Schultern lasten, Doch ritt er scharfen Schrittes und mochte nimmer rasten.
Ein Schiffer kam gerudert auf breitgebautem Kahn, Die letzten Donaufiſche bot ihm Waltari an, Da fuhr ihn Jener über, er war zufrieden der Gabe, Und weiter flüchtend ſpornt Waltari das Roß zum Trabe.
Der Fährmann andern Tages nach Worms gegangen war, Des Königs Leib- und Mundkoch bracht' er die Fiſche dar Der würzt' und ſalzte ſie und ſetzte ſie als Mahl Dem König Gunther vor; erſtaunt ſprach der im Saal: Seit daß ich herrſche in Franken, nie ſah ich einen Fiſch Von ſolcherlei Geſtalt und Schmack auf meinem Tiſch Der muß aus fremden Landen zu uns gekommen ſein. Sag an, mein Koch, geſchwinde, wer brachte den herein?
Da wies der Koch den Fergen, der König rief ihn her, Genau verkündet' der dem Fragenden die Mähr: Ich ſaß am Rheinesſtrande noch geſtern Abend ſpat, Da kam ein fremder Mann geritten den Uferpfad, Als käm er juſt vom Kriege, ſo ſchaut' er trutzig wild, Er ſtarrte ganz in Erze und führte Speer und Schild. Schwer mocht' die Wucht der Rüſtung auf ſeinen Schultern laſten, Doch ritt er ſcharfen Schrittes und mochte nimmer raſten.
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Ein Schiffer kam gerudert auf breitgebautem Kahn,
Die letzten Donaufiſche bot ihm Waltari an,
Da fuhr ihn Jener über, er war zufrieden der Gabe,
Und weiter flüchtend ſpornt Waltari das Roß zum Trabe.
Der Fährmann andern Tages nach Worms gegangen war,
Des Königs Leib- und Mundkoch bracht' er die Fiſche dar
Der würzt' und ſalzte ſie und ſetzte ſie als Mahl
Dem König Gunther vor; erſtaunt ſprach der im Saal:
Seit daß ich herrſche in Franken, nie ſah ich einen Fiſch
Von ſolcherlei Geſtalt und Schmack auf meinem Tiſch
Der muß aus fremden Landen zu uns gekommen ſein.
Sag an, mein Koch, geſchwinde, wer brachte den herein?
Da wies der Koch den Fergen, der König rief ihn her,
Genau verkündet' der dem Fragenden die Mähr:
Ich ſaß am Rheinesſtrande noch geſtern Abend ſpat,
Da kam ein fremder Mann geritten den Uferpfad,
Als käm er juſt vom Kriege, ſo ſchaut' er trutzig wild,
Er ſtarrte ganz in Erze und führte Speer und Schild.
Schwer mocht' die Wucht der Rüſtung auf ſeinen Schultern laſten,
Doch ritt er ſcharfen Schrittes und mochte nimmer raſten.
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Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855/385>, abgerufen am 24.07.2024.
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