Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855.Nichts Süßeres auf Erden, als hold gewärtig und treu Dem Dienstherrn überall folgen, drum bitt ich laßt mich frei, So Ihr am späten Abend, so Ihr in Mitternächten Befehl schickt, bin ich willig, wo Ihr nur wollt, zu fechten. Mir soll im Schlachtenwetter nicht Sorg um Kind und Weib Die Blicke rückwärts wenden, und lähmen meinen Leib. Bei Eurem Leben fleh' ich, bei Eurem tapfern Land: Laßt mir die Hochzeitfackel, o König, ungebrannt. Da weichte Etzel's Herze, das Wort behagt' ihm sehr, Er sprach getrost: Waltari entfleucht mir nimmermehr. Inzwischen hatte sich ein fernes Volk empört, Da ward des Schwertes Schneide gen diesen Feind gekehrt, Da wurde jung Waltari zum Feldhauptmann gemacht, Und dauerte nicht lange, so schlugen sie die Schlacht. Vorwärts drang ihre Heerschaar als wie ein spitzer Keil, Es zitterten die Lüfte von wildem Schlachtgeheul. Hellauf klang die Drommete, die Speere flogen wild, Aufleuchtet's wie ein Blitzstrahl von manch gespalt'nem Schild, Und wie bei Nordsturms Saufen ein dichter Hagel fällt, So ward zahlloser Pfeilschwarm herüber hinüber geschnellt. Dann ging's zum Handgemeng, gezogen ward das Schwert, Da lag zerspellten Hauptes manch ein gewappnet Pferd, Nichts Süßeres auf Erden, als hold gewärtig und treu Dem Dienſtherrn überall folgen, drum bitt ich laßt mich frei, So Ihr am ſpäten Abend, ſo Ihr in Mitternächten Befehl ſchickt, bin ich willig, wo Ihr nur wollt, zu fechten. Mir ſoll im Schlachtenwetter nicht Sorg um Kind und Weib Die Blicke rückwärts wenden, und lähmen meinen Leib. Bei Eurem Leben fleh' ich, bei Eurem tapfern Land: Laßt mir die Hochzeitfackel, o König, ungebrannt. Da weichte Etzel's Herze, das Wort behagt' ihm ſehr, Er ſprach getroſt: Waltari entfleucht mir nimmermehr. Inzwiſchen hatte ſich ein fernes Volk empört, Da ward des Schwertes Schneide gen dieſen Feind gekehrt, Da wurde jung Waltari zum Feldhauptmann gemacht, Und dauerte nicht lange, ſo ſchlugen ſie die Schlacht. Vorwärts drang ihre Heerſchaar als wie ein ſpitzer Keil, Es zitterten die Lüfte von wildem Schlachtgeheul. Hellauf klang die Drommete, die Speere flogen wild, Aufleuchtet's wie ein Blitzſtrahl von manch geſpalt'nem Schild, Und wie bei Nordſturms Saufen ein dichter Hagel fällt, So ward zahlloſer Pfeilſchwarm herüber hinüber geſchnellt. Dann ging's zum Handgemeng, gezogen ward das Schwert, Da lag zerſpellten Hauptes manch ein gewappnet Pferd, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0376" n="354"/> <lg n="6"> <l>Nichts Süßeres auf Erden, als hold gewärtig und treu</l><lb/> <l>Dem Dienſtherrn überall folgen, drum bitt ich laßt mich frei,</l><lb/> <l>So Ihr am ſpäten Abend, ſo Ihr in Mitternächten</l><lb/> <l>Befehl ſchickt, bin ich willig, wo Ihr nur wollt, zu fechten.</l><lb/> <l>Mir ſoll im Schlachtenwetter nicht Sorg um Kind und Weib</l><lb/> <l>Die Blicke rückwärts wenden, und lähmen meinen Leib.</l><lb/> <l>Bei Eurem Leben fleh' ich, bei Eurem tapfern Land:</l><lb/> <l>Laßt mir die Hochzeitfackel, o König, ungebrannt.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Da weichte Etzel's Herze, das Wort behagt' ihm ſehr,</l><lb/> <l>Er ſprach getroſt: Waltari entfleucht mir nimmermehr.</l> </lg> </lg><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">I</hi>nzwiſchen hatte ſich ein fernes Volk empört,</l><lb/> <l>Da ward des Schwertes Schneide gen dieſen Feind gekehrt,</l><lb/> <l>Da wurde jung Waltari zum Feldhauptmann gemacht,</l><lb/> <l>Und dauerte nicht lange, ſo ſchlugen ſie die Schlacht.</l><lb/> <l>Vorwärts drang ihre Heerſchaar als wie ein ſpitzer Keil,</l><lb/> <l>Es zitterten die Lüfte von wildem Schlachtgeheul.</l><lb/> <l>Hellauf klang die Drommete, die Speere flogen wild,</l><lb/> <l>Aufleuchtet's wie ein Blitzſtrahl von manch geſpalt'nem Schild,</l><lb/> <l>Und wie bei Nordſturms Saufen ein dichter Hagel fällt,</l><lb/> <l>So ward zahlloſer Pfeilſchwarm herüber hinüber geſchnellt.</l><lb/> <l>Dann ging's zum Handgemeng, gezogen ward das Schwert,</l><lb/> <l>Da lag zerſpellten Hauptes manch ein gewappnet Pferd,</l> </lg><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [354/0376]
Nichts Süßeres auf Erden, als hold gewärtig und treu
Dem Dienſtherrn überall folgen, drum bitt ich laßt mich frei,
So Ihr am ſpäten Abend, ſo Ihr in Mitternächten
Befehl ſchickt, bin ich willig, wo Ihr nur wollt, zu fechten.
Mir ſoll im Schlachtenwetter nicht Sorg um Kind und Weib
Die Blicke rückwärts wenden, und lähmen meinen Leib.
Bei Eurem Leben fleh' ich, bei Eurem tapfern Land:
Laßt mir die Hochzeitfackel, o König, ungebrannt.
Da weichte Etzel's Herze, das Wort behagt' ihm ſehr,
Er ſprach getroſt: Waltari entfleucht mir nimmermehr.
Inzwiſchen hatte ſich ein fernes Volk empört,
Da ward des Schwertes Schneide gen dieſen Feind gekehrt,
Da wurde jung Waltari zum Feldhauptmann gemacht,
Und dauerte nicht lange, ſo ſchlugen ſie die Schlacht.
Vorwärts drang ihre Heerſchaar als wie ein ſpitzer Keil,
Es zitterten die Lüfte von wildem Schlachtgeheul.
Hellauf klang die Drommete, die Speere flogen wild,
Aufleuchtet's wie ein Blitzſtrahl von manch geſpalt'nem Schild,
Und wie bei Nordſturms Saufen ein dichter Hagel fällt,
So ward zahlloſer Pfeilſchwarm herüber hinüber geſchnellt.
Dann ging's zum Handgemeng, gezogen ward das Schwert,
Da lag zerſpellten Hauptes manch ein gewappnet Pferd,
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Zitationshilfe: | Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855/376>, abgerufen am 24.07.2024. |