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Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855.

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Ich fürchte, auch Waltari der Hunnen bester Held
Sucht wie der schlaue Hagen, sein Freund, das weite Feld.
Ihr müßt ihn seßhaft machen durch süße Bande und Haft
Ihr müßt mit solchen Worten bereden Waltari's Kraft:
"Du trugst in unserm Dienste viel Müh und Fährlichkeit
Drum merk' wie dein Gebieter huldvollen Dank dir beut,
Der Hunnentöchter beste sollt du zum Weib erkiesen
Und reich an Land und Ehren verdienter Ruh genießen.
Und was du gehrst an Gute, umsonst nicht sei dein Bitten,
Gewährt sei volles Maß dir, du hast es wohl erstritten."
Das Wort gefiel dem König, es däucht' ihm fein und schlau,
Es weiß in derlei Dingen das Weiseste stets die Frau.
Der König jung Waltari mit solchem Rath empfing,
Doch dessen Dichten auf ganz andre Dinge ging,
Er merkte, daß ihm Etzel die Wege wollt verlegen,
Drum kam dem Prüfenden ablenkend er entgegen:
O Fürst, was ich gethan, ist großen Ruhmes ledig,
Daß Ihr so hoch es anschlagt, ist huldvoll zwar und gnädig,
Doch muß ein Weib ich wählen nach Eurem Machtgebot
Werd' ich umstrickt von Sorge und süßer Minne Noth,
Da muß ein Haus ich zimmern und muß den Acker bau'n,
Ich kann des Herren Auge nur selten wiederschau'n.
Und wer der Lieb' gekostet, dem fehlet Kraft und Stärke
Mit Freuden obzuliegen dem edeln Kriegsgewerke.
D. B. VII. Scheffel, Ekkehard. 23
Ich fürchte, auch Waltari der Hunnen beſter Held
Sucht wie der ſchlaue Hagen, ſein Freund, das weite Feld.
Ihr müßt ihn ſeßhaft machen durch ſüße Bande und Haft
Ihr müßt mit ſolchen Worten bereden Waltari's Kraft:
„Du trugſt in unſerm Dienſte viel Müh und Fährlichkeit
Drum merk' wie dein Gebieter huldvollen Dank dir beut,
Der Hunnentöchter beſte ſollt du zum Weib erkieſen
Und reich an Land und Ehren verdienter Ruh genießen.
Und was du gehrſt an Gute, umſonſt nicht ſei dein Bitten,
Gewährt ſei volles Maß dir, du haſt es wohl erſtritten.“
Das Wort gefiel dem König, es däucht' ihm fein und ſchlau,
Es weiß in derlei Dingen das Weiſeſte ſtets die Frau.
Der König jung Waltari mit ſolchem Rath empfing,
Doch deſſen Dichten auf ganz andre Dinge ging,
Er merkte, daß ihm Etzel die Wege wollt verlegen,
Drum kam dem Prüfenden ablenkend er entgegen:
O Fürſt, was ich gethan, iſt großen Ruhmes ledig,
Daß Ihr ſo hoch es anſchlagt, iſt huldvoll zwar und gnädig,
Doch muß ein Weib ich wählen nach Eurem Machtgebot
Werd' ich umſtrickt von Sorge und ſüßer Minne Noth,
Da muß ein Haus ich zimmern und muß den Acker bau'n,
Ich kann des Herren Auge nur ſelten wiederſchau'n.
Und wer der Lieb' gekoſtet, dem fehlet Kraft und Stärke
Mit Freuden obzuliegen dem edeln Kriegsgewerke.
D. B. VII. Scheffel, Ekkehard. 23
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[353/0375] Ich fürchte, auch Waltari der Hunnen beſter Held Sucht wie der ſchlaue Hagen, ſein Freund, das weite Feld. Ihr müßt ihn ſeßhaft machen durch ſüße Bande und Haft Ihr müßt mit ſolchen Worten bereden Waltari's Kraft: „Du trugſt in unſerm Dienſte viel Müh und Fährlichkeit Drum merk' wie dein Gebieter huldvollen Dank dir beut, Der Hunnentöchter beſte ſollt du zum Weib erkieſen Und reich an Land und Ehren verdienter Ruh genießen. Und was du gehrſt an Gute, umſonſt nicht ſei dein Bitten, Gewährt ſei volles Maß dir, du haſt es wohl erſtritten.“ Das Wort gefiel dem König, es däucht' ihm fein und ſchlau, Es weiß in derlei Dingen das Weiſeſte ſtets die Frau. Der König jung Waltari mit ſolchem Rath empfing, Doch deſſen Dichten auf ganz andre Dinge ging, Er merkte, daß ihm Etzel die Wege wollt verlegen, Drum kam dem Prüfenden ablenkend er entgegen: O Fürſt, was ich gethan, iſt großen Ruhmes ledig, Daß Ihr ſo hoch es anſchlagt, iſt huldvoll zwar und gnädig, Doch muß ein Weib ich wählen nach Eurem Machtgebot Werd' ich umſtrickt von Sorge und ſüßer Minne Noth, Da muß ein Haus ich zimmern und muß den Acker bau'n, Ich kann des Herren Auge nur ſelten wiederſchau'n. Und wer der Lieb' gekoſtet, dem fehlet Kraft und Stärke Mit Freuden obzuliegen dem edeln Kriegsgewerke. D. B. VII. Scheffel, Ekkehard. 23

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Zitationshilfe: Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855/375>, abgerufen am 29.11.2024.