Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855.Reich räumen; es lebet kein Mann, den ich nähme, so du König Wie soll ich's besser proben, erwiederte der König, als durch meine So will ich meinen Vater bereden, daß er sie heraus lasse, sprach Ich will sie über mich nehmen, sprach er. Da küßte des Kaisers Tochter den Helden und er schied mit Ehren Da antwortete der Kaiser: Das will ich dulden, so du mir einen Dieweil man nun zu Tische ging im Kaisersaal, kam auch der Er aber sprach: Ich bürge dir, du allerschönste Maid. Und er gab dem Kaiser sein Haupt zum Pfand, und der Kaiser Drin lagen die Gesandten elend und in Unkräften; als man die Reich räumen; es lebet kein Mann, den ich nähme, ſo du König Wie ſoll ich's beſſer proben, erwiederte der König, als durch meine So will ich meinen Vater bereden, daß er ſie heraus laſſe, ſprach Ich will ſie über mich nehmen, ſprach er. Da küßte des Kaiſers Tochter den Helden und er ſchied mit Ehren Da antwortete der Kaiſer: Das will ich dulden, ſo du mir einen Dieweil man nun zu Tiſche ging im Kaiſerſaal, kam auch der Er aber ſprach: Ich bürge dir, du allerſchönſte Maid. Und er gab dem Kaiſer ſein Haupt zum Pfand, und der Kaiſer Drin lagen die Geſandten elend und in Unkräften; als man die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0320" n="298"/> Reich räumen; es lebet kein Mann, den ich nähme, ſo du König<lb/> Rother wäreſt genannt — aber vorerſt bleibt's wohl ungethan.</p><lb/> <p>Wie ſoll ich's beſſer proben, erwiederte der König, als durch meine<lb/> Freunde im Kerker? So die mich erſchauen könnten, dir würde bald<lb/> kund, daß ich wahr geredet.</p><lb/> <p>So will ich meinen Vater bereden, daß er ſie heraus laſſe, ſprach<lb/> des Kaiſers Tochter. Aber wer wird Bürge ſein, daß ſie nicht<lb/> entrinnen?</p><lb/> <p>Ich will ſie über mich nehmen, ſprach er.</p><lb/> <p>Da küßte des Kaiſers Tochter den Helden und er ſchied mit Ehren<lb/> aus ihrer Kemenaten und ging auf ſeine Herberge und war ihm gar<lb/> wonniglich zu Muthe. Als aber der Morgen graute, nahm die Jung-<lb/> frau einen Stab und ſchlüpfte in ein ſchwarz Trauergewand und legte<lb/> einen Pilgerkragen über die Achſel, als wolle ſie aus dem Land ab-<lb/> ſcheiden und ſah bleich und betrübt drein und ging zum Kaiſer Con-<lb/> ſtantinus hinüber, klopfte an ſeine Thüre und ſprach liſtig zu ihm:<lb/> Mein lieber Herr Vater, nun muß ich bei lebendem Leib in's Ver-<lb/> derben. Mir iſt gar elend, wer tröſtet meine Seele? Im Traum<lb/> treten die eingekerkerten Boten des König Rother vor mich und ſind<lb/> abgezehrt und elend und laſſen mir keine Ruhe; ich muß fort, daß<lb/> ſie mich nimmer quälen, es ſei denn, Ihr laſſet mich die Armen mit<lb/> Speiſung, Wein und Bad erquicken. Gebet ſie heraus, wenn auch<lb/> nur auf drei Tage.</p><lb/> <p>Da antwortete der Kaiſer: Das will ich dulden, ſo du mir einen<lb/> Bürgen ſtelleſt, daß ſie am dritten Tag wieder niederſteigen zum Kerker.</p><lb/> <p>Dieweil man nun zu Tiſche ging im Kaiſerſaal, kam auch der<lb/> vermeinte Herr Dieterich mit ſeinen Mannen, und als die Mahlzeit<lb/> vollendet und man die Hände wuſch, ging die Jungfrau um die Tiſche,<lb/> als wolle ſie unter den reichen Herzogen und Herrn den Bürgen ſu-<lb/> chen, und ſprach zu Dieterich: Nun gedenke, daß du mir aus der<lb/> Noth helfeſt und nimm die Boten auf dein Leben.</p><lb/> <p>Er aber ſprach: Ich bürge dir, du allerſchönſte Maid.</p><lb/> <p>Und er gab dem Kaiſer ſein Haupt zum Pfand, und der Kaiſer<lb/> ſchickte ſeine Mannen mit ihm, daß ſie den Kerker öffneten.</p><lb/> <p>Drin lagen die Geſandten elend und in Unkräften; als man die<lb/> Kerkerthüren einbrach, ſchien der helle Tag in's Verließ, der blendete<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [298/0320]
Reich räumen; es lebet kein Mann, den ich nähme, ſo du König
Rother wäreſt genannt — aber vorerſt bleibt's wohl ungethan.
Wie ſoll ich's beſſer proben, erwiederte der König, als durch meine
Freunde im Kerker? So die mich erſchauen könnten, dir würde bald
kund, daß ich wahr geredet.
So will ich meinen Vater bereden, daß er ſie heraus laſſe, ſprach
des Kaiſers Tochter. Aber wer wird Bürge ſein, daß ſie nicht
entrinnen?
Ich will ſie über mich nehmen, ſprach er.
Da küßte des Kaiſers Tochter den Helden und er ſchied mit Ehren
aus ihrer Kemenaten und ging auf ſeine Herberge und war ihm gar
wonniglich zu Muthe. Als aber der Morgen graute, nahm die Jung-
frau einen Stab und ſchlüpfte in ein ſchwarz Trauergewand und legte
einen Pilgerkragen über die Achſel, als wolle ſie aus dem Land ab-
ſcheiden und ſah bleich und betrübt drein und ging zum Kaiſer Con-
ſtantinus hinüber, klopfte an ſeine Thüre und ſprach liſtig zu ihm:
Mein lieber Herr Vater, nun muß ich bei lebendem Leib in's Ver-
derben. Mir iſt gar elend, wer tröſtet meine Seele? Im Traum
treten die eingekerkerten Boten des König Rother vor mich und ſind
abgezehrt und elend und laſſen mir keine Ruhe; ich muß fort, daß
ſie mich nimmer quälen, es ſei denn, Ihr laſſet mich die Armen mit
Speiſung, Wein und Bad erquicken. Gebet ſie heraus, wenn auch
nur auf drei Tage.
Da antwortete der Kaiſer: Das will ich dulden, ſo du mir einen
Bürgen ſtelleſt, daß ſie am dritten Tag wieder niederſteigen zum Kerker.
Dieweil man nun zu Tiſche ging im Kaiſerſaal, kam auch der
vermeinte Herr Dieterich mit ſeinen Mannen, und als die Mahlzeit
vollendet und man die Hände wuſch, ging die Jungfrau um die Tiſche,
als wolle ſie unter den reichen Herzogen und Herrn den Bürgen ſu-
chen, und ſprach zu Dieterich: Nun gedenke, daß du mir aus der
Noth helfeſt und nimm die Boten auf dein Leben.
Er aber ſprach: Ich bürge dir, du allerſchönſte Maid.
Und er gab dem Kaiſer ſein Haupt zum Pfand, und der Kaiſer
ſchickte ſeine Mannen mit ihm, daß ſie den Kerker öffneten.
Drin lagen die Geſandten elend und in Unkräften; als man die
Kerkerthüren einbrach, ſchien der helle Tag in's Verließ, der blendete
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