Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855.Dann schritt er zu seinem Metallspiegel, und beschaute sich lange, Die Glocke im Refectorium hatte längst zur Abendmahlzeit ge- Nach aufgehobenem Mahl zog er seiner Freunde einige zu sich Des heiligen Gallus Kloster mit seinen Büchern, Schulen, Gottes- Darum nickten sie beifällig mit den grauen Häuptern, wie Gunzo Es wär' schon lang an der Zeit gewesen, den Bären im Helvetier- Gunzo las weiter. Bene, optime, aristotelicissime! murmelten Der Bruder Küchenmeister umarmte den Gunzo und weinte vor Nun? fragte Gunzo. D. B. VII. Scheffel, Ekkehard. 16
Dann ſchritt er zu ſeinem Metallſpiegel, und beſchaute ſich lange, Die Glocke im Refectorium hatte längſt zur Abendmahlzeit ge- Nach aufgehobenem Mahl zog er ſeiner Freunde einige zu ſich Des heiligen Gallus Kloſter mit ſeinen Büchern, Schulen, Gottes- Darum nickten ſie beifällig mit den grauen Häuptern, wie Gunzo Es wär' ſchon lang an der Zeit geweſen, den Bären im Helvetier- Gunzo las weiter. Bene, optime, aristotelicissime! murmelten Der Bruder Küchenmeiſter umarmte den Gunzo und weinte vor Nun? fragte Gunzo. D. B. VII. Scheffel, Ekkehard. 16
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Dann ſchritt er zu ſeinem Metallſpiegel, und beſchaute ſich lange,
als wär' es ihm von äußerſter Wichtigkeit, das Antlitz deſſen kennen
zu lernen, der den Ekkehard von Sanct Gallen vernichtet. Er ver-
neigte ſich achtungsvoll vor ſeinem Spiegelbild.
Die Glocke im Refectorium hatte längſt zur Abendmahlzeit ge-
rufen, Pſalm und Tiſchgebet waren gebetet, ſchon ſaßen die Brüder
beim ſanften Hirſebrei, da erſt trat Gunzo in den Saal. Sein Antlitz
ſtrahlte. Der Decan deutete ihm ſchweigend vom gewohnten Platz
hinüber in Winkel, denn wer allzuoft verſäumte ſich rechtzeitig einzu-
finden, der ward zur Buße von der Speiſenden Gemeinſchaft geſondert
und ſein Wein den Armen verabreicht.
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Aber ohne Murren ſetzte
ſich Gunzo hinüber und trank ſein belgiſch Brunnenwaſſer, ſein Büch-
lein lag ja vollendet oben, das tröſtete.
Nach aufgehobenem Mahl zog er ſeiner Freunde einige zu ſich
auf die Zelle, geheimnißvoll als gält' es verborgenen Schatz zu heben,
er las ihnen das Werk vor.
Des heiligen Gallus Kloſter mit ſeinen Büchern, Schulen, Gottes-
gelehrten, war in damaliger Chriſtenheit viel zu gut beleumdet, als
daß die Jünger des heiligen Amandus nicht mit leiſer Freude das
Ziſchen von Gunzo's Geſchoſſen vernommen. Tüchtigkeit und vor-
ragender Wandel beleidigt die Welt oft noch tiefer, als Frevel und
Sünde.
Darum nickten ſie beifällig mit den grauen Häuptern, wie Gunzo
die Kernſtellen vortrug.
Es wär' ſchon lang an der Zeit geweſen, den Bären im Helvetier-
land einen Tanz aufzuſpielen, ſprach der Eine, Uebermuth mit Grob-
heit gepaart, verdient keine andere Muſik.
Gunzo las weiter. Bene, optime, aristotelicissime! murmelten
die Verſammelten als er geendet. Vergnügte Mahlzeit, Bruder Ak-
har! ſprach ein Anderer, belgiſch Gewürz zum helvetiſchen Käſe
der Alpen!
Der Bruder Küchenmeiſter umarmte den Gunzo und weinte vor
Rührung: So gelehrt und ſo tief und ſo ſchön ſei noch nichts aus
den Mauern des heiligen Amandus in die Welt hinausgegangen. Nur
ein Einziger der Brüder ſtund unbeweglich an der Mauer.
Nun? fragte Gunzo.
D. B. VII. Scheffel, Ekkehard. 16
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