Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855.

Bild:
<< vorherige Seite

gefurchte mächtige greise Haupt ... von dieser Stunde hatte des Alten
aus der Heidenhöhle Kopfweh ein End. Er hatte in ehrlichem Rei-
terstod die Schuld vergangener Zeiten gesühnt, das schuf ihm ein
fröhlich Sterben.

Ein schwarzer Hund lief suchend über die Walstatt, bis er des
Alten Leichnam gefunden, und leckte ihm wehmüthig heulend die Stirn,
und Ekkehard stand dabei, die Thräne im Aug', und sprach das Gebet
um's Heil seiner Seele ...

Mit Tannenreis am Helm zogen die Sieger auf ihre Bergfeste
zurück. Der Mönche zwölf ließen sie unten im Thal, Todtenwache
auf der Walstatt zu halten; und waren im Streit gefallen der Hun-
nen einhundertundachtzig, des schwäbischen Heerbanns sechsundneunzig,
derer von der Reichenau achtzehn, derer von Sanct Gallen zwanzig,
der Alte und Rauching sein Dienstmann.

Mit verbundener Wange schritt Moengal über's Feld, auf seine
Keule wie auf einen Wanderstab sich stützend. Er beschaute die
Erschlagenen. Hast du keinen Hunnen drunter getroffen, der eigentlich
eine Hunnin ist? fragte er einen der wachehaltenden Brüder.

Nein! war der Bescheid.

Dann kann ich heimgehen! sprach Moengal.



Fünfzehntes Kapitel.
Hadumoth.


Die Nacht ging zu Ende. Lang und bang war sie für die ge-
wesen, denen der Walstatt Hut anvertraut worden. Unheimlich
Grauen lag über Erde und Menschen. Der Herr sei ihrer Seele
gnädig! so tönte leiser Ruf des Wächters durch die Stille des Ge-
fildes. Und erlöse sie von des Fegfeuers Pein, Amen! antwortete es
vom Waldessaum, wo die Gefährten um's Wachfeuer kauerten. Schwere

gefurchte mächtige greiſe Haupt ... von dieſer Stunde hatte des Alten
aus der Heidenhöhle Kopfweh ein End. Er hatte in ehrlichem Rei-
terstod die Schuld vergangener Zeiten geſühnt, das ſchuf ihm ein
fröhlich Sterben.

Ein ſchwarzer Hund lief ſuchend über die Walſtatt, bis er des
Alten Leichnam gefunden, und leckte ihm wehmüthig heulend die Stirn,
und Ekkehard ſtand dabei, die Thräne im Aug', und ſprach das Gebet
um's Heil ſeiner Seele ...

Mit Tannenreis am Helm zogen die Sieger auf ihre Bergfeſte
zurück. Der Mönche zwölf ließen ſie unten im Thal, Todtenwache
auf der Walſtatt zu halten; und waren im Streit gefallen der Hun-
nen einhundertundachtzig, des ſchwäbiſchen Heerbanns ſechsundneunzig,
derer von der Reichenau achtzehn, derer von Sanct Gallen zwanzig,
der Alte und Rauching ſein Dienſtmann.

Mit verbundener Wange ſchritt Moengal über's Feld, auf ſeine
Keule wie auf einen Wanderſtab ſich ſtützend. Er beſchaute die
Erſchlagenen. Haſt du keinen Hunnen drunter getroffen, der eigentlich
eine Hunnin iſt? fragte er einen der wachehaltenden Brüder.

Nein! war der Beſcheid.

Dann kann ich heimgehen! ſprach Moengal.



Fünfzehntes Kapitel.
Hadumoth.


Die Nacht ging zu Ende. Lang und bang war ſie für die ge-
weſen, denen der Walſtatt Hut anvertraut worden. Unheimlich
Grauen lag über Erde und Menſchen. Der Herr ſei ihrer Seele
gnädig! ſo tönte leiſer Ruf des Wächters durch die Stille des Ge-
fildes. Und erlöſe ſie von des Fegfeuers Pein, Amen! antwortete es
vom Waldesſaum, wo die Gefährten um's Wachfeuer kauerten. Schwere

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0216" n="194"/>
gefurchte mächtige grei&#x017F;e Haupt ... von die&#x017F;er Stunde hatte des Alten<lb/>
aus der Heidenhöhle Kopfweh ein End. Er hatte in ehrlichem Rei-<lb/>
terstod die Schuld vergangener Zeiten ge&#x017F;ühnt, das &#x017F;chuf ihm ein<lb/>
fröhlich Sterben.</p><lb/>
        <p>Ein &#x017F;chwarzer Hund lief &#x017F;uchend über die Wal&#x017F;tatt, bis er des<lb/>
Alten Leichnam gefunden, und leckte ihm wehmüthig heulend die Stirn,<lb/>
und Ekkehard &#x017F;tand dabei, die Thräne im Aug', und &#x017F;prach das Gebet<lb/>
um's Heil &#x017F;einer Seele ...</p><lb/>
        <p>Mit Tannenreis am Helm zogen die Sieger auf ihre Bergfe&#x017F;te<lb/>
zurück. Der Mönche zwölf ließen &#x017F;ie unten im Thal, Todtenwache<lb/>
auf der Wal&#x017F;tatt zu halten; und waren im Streit gefallen der Hun-<lb/>
nen einhundertundachtzig, des &#x017F;chwäbi&#x017F;chen Heerbanns &#x017F;echsundneunzig,<lb/>
derer von der Reichenau achtzehn, derer von Sanct Gallen zwanzig,<lb/>
der Alte und Rauching &#x017F;ein Dien&#x017F;tmann.</p><lb/>
        <p>Mit verbundener Wange &#x017F;chritt Moengal über's Feld, auf &#x017F;eine<lb/>
Keule wie auf einen Wander&#x017F;tab &#x017F;ich &#x017F;tützend. Er be&#x017F;chaute die<lb/>
Er&#x017F;chlagenen. Ha&#x017F;t du keinen Hunnen drunter getroffen, der eigentlich<lb/>
eine Hunnin i&#x017F;t? fragte er einen der wachehaltenden Brüder.</p><lb/>
        <p>Nein! war der Be&#x017F;cheid.</p><lb/>
        <p>Dann kann ich heimgehen! &#x017F;prach Moengal.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Fünfzehntes Kapitel</hi>.<lb/>
Hadumoth.</hi> </head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p>Die Nacht ging zu Ende. Lang und bang war &#x017F;ie für die ge-<lb/>
we&#x017F;en, denen der Wal&#x017F;tatt Hut anvertraut worden. Unheimlich<lb/>
Grauen lag über Erde und Men&#x017F;chen. Der Herr &#x017F;ei ihrer Seele<lb/>
gnädig! &#x017F;o tönte lei&#x017F;er Ruf des Wächters durch die Stille des Ge-<lb/>
fildes. Und erlö&#x017F;e &#x017F;ie von des Fegfeuers Pein, Amen! antwortete es<lb/>
vom Waldes&#x017F;aum, wo die Gefährten um's Wachfeuer kauerten. Schwere<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[194/0216] gefurchte mächtige greiſe Haupt ... von dieſer Stunde hatte des Alten aus der Heidenhöhle Kopfweh ein End. Er hatte in ehrlichem Rei- terstod die Schuld vergangener Zeiten geſühnt, das ſchuf ihm ein fröhlich Sterben. Ein ſchwarzer Hund lief ſuchend über die Walſtatt, bis er des Alten Leichnam gefunden, und leckte ihm wehmüthig heulend die Stirn, und Ekkehard ſtand dabei, die Thräne im Aug', und ſprach das Gebet um's Heil ſeiner Seele ... Mit Tannenreis am Helm zogen die Sieger auf ihre Bergfeſte zurück. Der Mönche zwölf ließen ſie unten im Thal, Todtenwache auf der Walſtatt zu halten; und waren im Streit gefallen der Hun- nen einhundertundachtzig, des ſchwäbiſchen Heerbanns ſechsundneunzig, derer von der Reichenau achtzehn, derer von Sanct Gallen zwanzig, der Alte und Rauching ſein Dienſtmann. Mit verbundener Wange ſchritt Moengal über's Feld, auf ſeine Keule wie auf einen Wanderſtab ſich ſtützend. Er beſchaute die Erſchlagenen. Haſt du keinen Hunnen drunter getroffen, der eigentlich eine Hunnin iſt? fragte er einen der wachehaltenden Brüder. Nein! war der Beſcheid. Dann kann ich heimgehen! ſprach Moengal. Fünfzehntes Kapitel. Hadumoth. Die Nacht ging zu Ende. Lang und bang war ſie für die ge- weſen, denen der Walſtatt Hut anvertraut worden. Unheimlich Grauen lag über Erde und Menſchen. Der Herr ſei ihrer Seele gnädig! ſo tönte leiſer Ruf des Wächters durch die Stille des Ge- fildes. Und erlöſe ſie von des Fegfeuers Pein, Amen! antwortete es vom Waldesſaum, wo die Gefährten um's Wachfeuer kauerten. Schwere

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855/216
Zitationshilfe: Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855/216>, abgerufen am 04.12.2024.