Deutschland! sprach der Alte, ich bin ihm nicht gram, mög' es gedeihen und blühen, von keinem Feind bedräut, und einen Herrscher finden, der's zu Ehren bringt und kein Kopfweh hat, wenn die Nord- männer wieder kommen, und keinen Kanzler, der Luitward von Ver- celli heißt. Nur die, die seine Kleider unter sich getheilt und das Loos um sein Gewand geworfen --
Möge der Himmel strafen mit Feuer und schwefligem Regen,151) sprach Rauching im Hintergrund.
Welchen Bescheid bring' ich meiner Herrin von Euch, fragte Ekke- hard, nachdem er seinen Becher geleert.
Von wegen der Hunnen? sagte der Greis. Ich glaube das ist einfach. Sagt Eurer Herzogin, sie soll in Wald gehen und sehen, wie es der Igel macht, wenn ihm ein Feind zu nahe kommt. Er rollt sich auf wie eine Kugel und starrt in Stacheln, wer nach ihm greift, sticht sich. Das Schwabenland hat Lanzen genug. Macht's ebenso! Euch Mönchen kann's auch nichts schaden, wenn ihr den Spieß tragt.
Und wenn Eure Herrin noch mehr wissen will, so sagt ihr den Spruch, der in der Heidenhöhle gilt; Rauching, wie heißt er?
Zwei Mannslängen vom Leib oder wir schlagen euch die Schädel entzwei! ergänzte der Gefragte.
Und wenn von Frieden die Rede ist, so sagt ihr, der Alte in der Heidenhöhle hätt' einmal einen schlechten geschlossen, er thät's nicht wieder, trotzdem ihn sein Kopfweh noch plagt wie damals; er woll' itzt lieber selber seinen Gaul satteln, wenn die Schlachtdrommeten blasen -- lest eine Messe für ihn, wenn Ihr seinen letzten Ritt überlebt.
Der Alte hatte gesprochen mit seltsamer Lebendigkeit. Plötzlich stockte die Stimme, sein Athem ward kurz, fast stöhnend, er neigte sein Haupt: es kommt wieder! sprach er.
Rauching der Dienstmanne sprang ihm bei, und brachte einen Trunk Wassers. Die Beklemmung ließ nicht ab.
Wir müssen das Mittel anwenden! sprach Rauching. Er wälzte aus der Höhlentiefe einen schweren Steinblock vor, von eines Mannes Höhe, der trug Spuren von Bildhauerwerk; sie hatten ihn in der Höhle als unerklärtes Denkmal früherer Bewohner vorgefunden. Er
Deutſchland! ſprach der Alte, ich bin ihm nicht gram, mög' es gedeihen und blühen, von keinem Feind bedräut, und einen Herrſcher finden, der's zu Ehren bringt und kein Kopfweh hat, wenn die Nord- männer wieder kommen, und keinen Kanzler, der Luitward von Ver- celli heißt. Nur die, die ſeine Kleider unter ſich getheilt und das Loos um ſein Gewand geworfen —
Möge der Himmel ſtrafen mit Feuer und ſchwefligem Regen,151) ſprach Rauching im Hintergrund.
Welchen Beſcheid bring' ich meiner Herrin von Euch, fragte Ekke- hard, nachdem er ſeinen Becher geleert.
Von wegen der Hunnen? ſagte der Greis. Ich glaube das iſt einfach. Sagt Eurer Herzogin, ſie ſoll in Wald gehen und ſehen, wie es der Igel macht, wenn ihm ein Feind zu nahe kommt. Er rollt ſich auf wie eine Kugel und ſtarrt in Stacheln, wer nach ihm greift, ſticht ſich. Das Schwabenland hat Lanzen genug. Macht's ebenſo! Euch Mönchen kann's auch nichts ſchaden, wenn ihr den Spieß tragt.
Und wenn Eure Herrin noch mehr wiſſen will, ſo ſagt ihr den Spruch, der in der Heidenhöhle gilt; Rauching, wie heißt er?
Zwei Mannslängen vom Leib oder wir ſchlagen euch die Schädel entzwei! ergänzte der Gefragte.
Und wenn von Frieden die Rede iſt, ſo ſagt ihr, der Alte in der Heidenhöhle hätt' einmal einen ſchlechten geſchloſſen, er thät's nicht wieder, trotzdem ihn ſein Kopfweh noch plagt wie damals; er woll' itzt lieber ſelber ſeinen Gaul ſatteln, wenn die Schlachtdrommeten blaſen — lest eine Meſſe für ihn, wenn Ihr ſeinen letzten Ritt überlebt.
Der Alte hatte geſprochen mit ſeltſamer Lebendigkeit. Plötzlich ſtockte die Stimme, ſein Athem ward kurz, faſt ſtöhnend, er neigte ſein Haupt: es kommt wieder! ſprach er.
Rauching der Dienſtmanne ſprang ihm bei, und brachte einen Trunk Waſſers. Die Beklemmung ließ nicht ab.
Wir müſſen das Mittel anwenden! ſprach Rauching. Er wälzte aus der Höhlentiefe einen ſchweren Steinblock vor, von eines Mannes Höhe, der trug Spuren von Bildhauerwerk; ſie hatten ihn in der Höhle als unerklärtes Denkmal früherer Bewohner vorgefunden. Er
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Deutſchland! ſprach der Alte, ich bin ihm nicht gram, mög' es
gedeihen und blühen, von keinem Feind bedräut, und einen Herrſcher
finden, der's zu Ehren bringt und kein Kopfweh hat, wenn die Nord-
männer wieder kommen, und keinen Kanzler, der Luitward von Ver-
celli heißt. Nur die, die ſeine Kleider unter ſich getheilt und das
Loos um ſein Gewand geworfen —
Möge der Himmel ſtrafen mit Feuer und ſchwefligem Regen,
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ſprach Rauching im Hintergrund.
Welchen Beſcheid bring' ich meiner Herrin von Euch, fragte Ekke-
hard, nachdem er ſeinen Becher geleert.
Von wegen der Hunnen? ſagte der Greis. Ich glaube das iſt
einfach. Sagt Eurer Herzogin, ſie ſoll in Wald gehen und ſehen,
wie es der Igel macht, wenn ihm ein Feind zu nahe kommt. Er
rollt ſich auf wie eine Kugel und ſtarrt in Stacheln, wer nach ihm
greift, ſticht ſich. Das Schwabenland hat Lanzen genug. Macht's
ebenſo! Euch Mönchen kann's auch nichts ſchaden, wenn ihr den
Spieß tragt.
Und wenn Eure Herrin noch mehr wiſſen will, ſo ſagt ihr den
Spruch, der in der Heidenhöhle gilt; Rauching, wie heißt er?
Zwei Mannslängen vom Leib oder wir ſchlagen euch die Schädel
entzwei! ergänzte der Gefragte.
Und wenn von Frieden die Rede iſt, ſo ſagt ihr, der Alte in der
Heidenhöhle hätt' einmal einen ſchlechten geſchloſſen, er thät's nicht
wieder, trotzdem ihn ſein Kopfweh noch plagt wie damals; er woll'
itzt lieber ſelber ſeinen Gaul ſatteln, wenn die Schlachtdrommeten
blaſen — lest eine Meſſe für ihn, wenn Ihr ſeinen letzten Ritt
überlebt.
Der Alte hatte geſprochen mit ſeltſamer Lebendigkeit. Plötzlich
ſtockte die Stimme, ſein Athem ward kurz, faſt ſtöhnend, er neigte ſein
Haupt: es kommt wieder! ſprach er.
Rauching der Dienſtmanne ſprang ihm bei, und brachte einen
Trunk Waſſers. Die Beklemmung ließ nicht ab.
Wir müſſen das Mittel anwenden! ſprach Rauching. Er wälzte
aus der Höhlentiefe einen ſchweren Steinblock vor, von eines Mannes
Höhe, der trug Spuren von Bildhauerwerk; ſie hatten ihn in der
Höhle als unerklärtes Denkmal früherer Bewohner vorgefunden. Er
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Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855/166>, abgerufen am 24.07.2024.
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