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Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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mir nicht? Ihr seid doch schwache Männer! Männer, denen am Ende Alles gleichgültig wird, oder die es gefällig sogar ertragen, wenn ihrem Liebsten auf Erden selbst das Leben zur Last geworden. Gehe, du bist nicht besser als Alle! Du weißt es, oder ich sage es dir: die Frauen thun wenig von selbst, was ihnen Noth thut, aber sie dulden Alles, und lassen es freudig geschehen!

. . . Du hast mich nie geliebt! . . . Ach, wer sterben könnte! . . . Aber ich sehe es von Tag zu Tage, selbst an den tiefsten Leiden stirbt selbst eine Mutter nicht! -- sie begräbt, was zu begraben ist, und lebt so fort -- wenn das nicht schlimmer als Tod ist, wie ich lebe! . . . O Torbern, Torbern! ich habe wahrlich edler von dir gedacht -- und hätte dich bald geliebt -- aber freilich . . . ich bin es nicht mehr werth! -- --

Sie hatte sich demüthig und kleinlaut von ihm abgewandt und war, was sie nicht geahnet, zum letzten Mal schlafen gegangen, und hatte ihren Knaben aus seinem Bettchen zu sich in ihr Bett genommen -- wie Torbern, noch sitzen bleibend, aus dem Nebenzimmer gehört. -- Sie achtete also auch ihn nicht mehr! Und dies und ihren Schmerz ertrug er nicht länger, und wußte ihn auch nicht zu enden.

So gestimmt hatte er am Morgen seine Schwester besucht. Sie wußte, daß er alles Artige und Schöne der Düvecke hintrug, um ihr ein Lächeln abzugewinnen und ihr Freund zu scheinen; denn er fühlte zu rein, um es ohne Bedingung zu sein. Heute hatte sie in einem

mir nicht? Ihr seid doch schwache Männer! Männer, denen am Ende Alles gleichgültig wird, oder die es gefällig sogar ertragen, wenn ihrem Liebsten auf Erden selbst das Leben zur Last geworden. Gehe, du bist nicht besser als Alle! Du weißt es, oder ich sage es dir: die Frauen thun wenig von selbst, was ihnen Noth thut, aber sie dulden Alles, und lassen es freudig geschehen!

. . . Du hast mich nie geliebt! . . . Ach, wer sterben könnte! . . . Aber ich sehe es von Tag zu Tage, selbst an den tiefsten Leiden stirbt selbst eine Mutter nicht! — sie begräbt, was zu begraben ist, und lebt so fort — wenn das nicht schlimmer als Tod ist, wie ich lebe! . . . O Torbern, Torbern! ich habe wahrlich edler von dir gedacht — und hätte dich bald geliebt — aber freilich . . . ich bin es nicht mehr werth! — —

Sie hatte sich demüthig und kleinlaut von ihm abgewandt und war, was sie nicht geahnet, zum letzten Mal schlafen gegangen, und hatte ihren Knaben aus seinem Bettchen zu sich in ihr Bett genommen — wie Torbern, noch sitzen bleibend, aus dem Nebenzimmer gehört. — Sie achtete also auch ihn nicht mehr! Und dies und ihren Schmerz ertrug er nicht länger, und wußte ihn auch nicht zu enden.

So gestimmt hatte er am Morgen seine Schwester besucht. Sie wußte, daß er alles Artige und Schöne der Düvecke hintrug, um ihr ein Lächeln abzugewinnen und ihr Freund zu scheinen; denn er fühlte zu rein, um es ohne Bedingung zu sein. Heute hatte sie in einem

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Zitationshilfe: Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schefer_duevecke_1910/97>, abgerufen am 25.11.2024.