Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Ich sollte freilich lieber schweigen. Aber meinen immer gnädigen Herrn so betrogen zu sehen, wo . . . . Betrogen? -- möglich! Vielleicht auch von dir! -- . . . wo Er auf Felsen gebaut zu haben glaubt -- -- aber Weiber sind keine Felsen . . . Düvecke ausgenommen und mein Weib. So erlaube mir mein gnädiger Herr zu schweigen von . . . Wohlgethan! . . . aber Torbern trägt eine alte Schuld . . . Du meinst -- er hat mich einmal ermorden wollen? -- Ungewiß! Meinen Verdacht bestraf' ich nicht an Andern. Aber nicht mehr Verdacht, sondern sehr viel mehr als bloß verdächtig ist seine Liebe zu . . . . Faaburg brach ab und las in des Königs Augen. Dieser aber schwieg, vielleicht um zu hören, und schien ganz gleichgültig. Und so fuhr er fort: Seine begünstigte Liebe . . . die Mutter will sie ihm heimlich vermählen. -- Nun habe ich meine Pflicht als Geheimschreiber erfüllt, der geheim gedacht, geheim bemerkt und jetzt auch geheim -- doch deutlich -- gesprochen hat. Untersuchen Sie meine Worte . . . und dann . . . Der König war noch gelassener geworden; er blieb ruhig im Lehnstuhl sitzen, hatte Papiere ergriffen, angefangen sie zu lesen und gab ihm jetzt das Zeichen zum Dictiren. Faaburg setzte sich, wie es der König immer be- Ich sollte freilich lieber schweigen. Aber meinen immer gnädigen Herrn so betrogen zu sehen, wo . . . . Betrogen? — möglich! Vielleicht auch von dir! — . . . wo Er auf Felsen gebaut zu haben glaubt — — aber Weiber sind keine Felsen . . . Düvecke ausgenommen und mein Weib. So erlaube mir mein gnädiger Herr zu schweigen von . . . Wohlgethan! . . . aber Torbern trägt eine alte Schuld . . . Du meinst — er hat mich einmal ermorden wollen? — Ungewiß! Meinen Verdacht bestraf' ich nicht an Andern. Aber nicht mehr Verdacht, sondern sehr viel mehr als bloß verdächtig ist seine Liebe zu . . . . Faaburg brach ab und las in des Königs Augen. Dieser aber schwieg, vielleicht um zu hören, und schien ganz gleichgültig. Und so fuhr er fort: Seine begünstigte Liebe . . . die Mutter will sie ihm heimlich vermählen. — Nun habe ich meine Pflicht als Geheimschreiber erfüllt, der geheim gedacht, geheim bemerkt und jetzt auch geheim — doch deutlich — gesprochen hat. Untersuchen Sie meine Worte . . . und dann . . . Der König war noch gelassener geworden; er blieb ruhig im Lehnstuhl sitzen, hatte Papiere ergriffen, angefangen sie zu lesen und gab ihm jetzt das Zeichen zum Dictiren. Faaburg setzte sich, wie es der König immer be- <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="6"> <pb facs="#f0075"/> <p>Ich sollte freilich lieber schweigen. Aber meinen immer gnädigen Herrn so betrogen zu sehen, wo . . . .</p><lb/> <p>Betrogen? — möglich! Vielleicht auch von dir! —</p><lb/> <p>. . . wo Er auf Felsen gebaut zu haben glaubt — — aber Weiber sind keine Felsen . . .</p><lb/> <p>Düvecke ausgenommen und mein Weib.</p><lb/> <p>So erlaube mir mein gnädiger Herr zu schweigen von . . .</p><lb/> <p>Wohlgethan!</p><lb/> <p>. . . aber Torbern trägt eine alte Schuld . . .</p><lb/> <p>Du meinst — er hat mich einmal ermorden wollen? — Ungewiß! Meinen Verdacht bestraf' ich nicht an Andern.</p><lb/> <p>Aber nicht mehr Verdacht, sondern sehr viel mehr als bloß verdächtig ist seine Liebe zu . . . .</p><lb/> <p>Faaburg brach ab und las in des Königs Augen. Dieser aber schwieg, vielleicht um zu hören, und schien ganz gleichgültig. Und so fuhr er fort: Seine begünstigte Liebe . . . die Mutter will sie ihm heimlich vermählen. — Nun habe ich meine Pflicht als Geheimschreiber erfüllt, der geheim gedacht, geheim bemerkt und jetzt auch geheim — doch deutlich — gesprochen hat. Untersuchen Sie meine Worte . . . und dann . . .</p><lb/> <p>Der König war noch gelassener geworden; er blieb ruhig im Lehnstuhl sitzen, hatte Papiere ergriffen, angefangen sie zu lesen und gab ihm jetzt das Zeichen zum Dictiren.</p><lb/> <p>Faaburg setzte sich, wie es der König immer be-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0075]
Ich sollte freilich lieber schweigen. Aber meinen immer gnädigen Herrn so betrogen zu sehen, wo . . . .
Betrogen? — möglich! Vielleicht auch von dir! —
. . . wo Er auf Felsen gebaut zu haben glaubt — — aber Weiber sind keine Felsen . . .
Düvecke ausgenommen und mein Weib.
So erlaube mir mein gnädiger Herr zu schweigen von . . .
Wohlgethan!
. . . aber Torbern trägt eine alte Schuld . . .
Du meinst — er hat mich einmal ermorden wollen? — Ungewiß! Meinen Verdacht bestraf' ich nicht an Andern.
Aber nicht mehr Verdacht, sondern sehr viel mehr als bloß verdächtig ist seine Liebe zu . . . .
Faaburg brach ab und las in des Königs Augen. Dieser aber schwieg, vielleicht um zu hören, und schien ganz gleichgültig. Und so fuhr er fort: Seine begünstigte Liebe . . . die Mutter will sie ihm heimlich vermählen. — Nun habe ich meine Pflicht als Geheimschreiber erfüllt, der geheim gedacht, geheim bemerkt und jetzt auch geheim — doch deutlich — gesprochen hat. Untersuchen Sie meine Worte . . . und dann . . .
Der König war noch gelassener geworden; er blieb ruhig im Lehnstuhl sitzen, hatte Papiere ergriffen, angefangen sie zu lesen und gab ihm jetzt das Zeichen zum Dictiren.
Faaburg setzte sich, wie es der König immer be-
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Zitationshilfe: | Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schefer_duevecke_1910/75>, abgerufen am 15.08.2024. |