Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

er jetzt vor dem König und Düvecke aus Scham wohl die Augen, aber er sprach darum nur desto freier von der Schmach seiner Verbindung mit ihr -- wie der Herzog Karl meint -- davon, daß den meisten Menschen ihr Glück und Unglück schon durch die meisten Menschen lange vorher bereitet sei, und daß sie nur kommen dürfen und in ihren Kreis treten, um es gleichsam einzuernten -- als z. B. die Königin Isabella . . . wie der Herzog Karl meint -- er wiederholte, wie er es nannte, daß der Mensch nicht doppelt sein müsse, das heißt, nicht ein Schein des Guten und Schönen nach Außen für Andere, und ein wahres Lastergeheimniß für sich -- wie der Herzog Karl meint -- daß es aber aller Schmach die Krone aufsetze, wenn der Mensch, gedrückt von der Empfindung seines Doppeltseins, nun meine, aufrichtig zu werden, seine Schandthaten erzähle, belache und ein guter Sünder geworden zu sein wähne, wenn er ein scheuloser Schelm sei -- wie der Herzog Karl meint -- daß aber ein Mädchen wissentlich sündlichen Verkehr fortsetze, wenn ihr Galan ein Mann geworden und sein Weib . . . .

Genug, Herr Erzbischof! lachte der König. Sprecht nicht länger gegen Euch selbst; denn Ihr habt Düvecke's Schönheit zuerst erkannt und mich hingeführt! Gegen mich mochtet Ihr sprechen, denn ich weiß, warum Ihr das thut, und ich erlaube hiermit, um für meine Sünden Ablaß zu erhalten, daß der päpstliche Legat Archembold dem Volke für seine Sünden Ablaß

er jetzt vor dem König und Düvecke aus Scham wohl die Augen, aber er sprach darum nur desto freier von der Schmach seiner Verbindung mit ihr — wie der Herzog Karl meint — davon, daß den meisten Menschen ihr Glück und Unglück schon durch die meisten Menschen lange vorher bereitet sei, und daß sie nur kommen dürfen und in ihren Kreis treten, um es gleichsam einzuernten — als z. B. die Königin Isabella . . . wie der Herzog Karl meint — er wiederholte, wie er es nannte, daß der Mensch nicht doppelt sein müsse, das heißt, nicht ein Schein des Guten und Schönen nach Außen für Andere, und ein wahres Lastergeheimniß für sich — wie der Herzog Karl meint — daß es aber aller Schmach die Krone aufsetze, wenn der Mensch, gedrückt von der Empfindung seines Doppeltseins, nun meine, aufrichtig zu werden, seine Schandthaten erzähle, belache und ein guter Sünder geworden zu sein wähne, wenn er ein scheuloser Schelm sei — wie der Herzog Karl meint — daß aber ein Mädchen wissentlich sündlichen Verkehr fortsetze, wenn ihr Galan ein Mann geworden und sein Weib . . . .

Genug, Herr Erzbischof! lachte der König. Sprecht nicht länger gegen Euch selbst; denn Ihr habt Düvecke's Schönheit zuerst erkannt und mich hingeführt! Gegen mich mochtet Ihr sprechen, denn ich weiß, warum Ihr das thut, und ich erlaube hiermit, um für meine Sünden Ablaß zu erhalten, daß der päpstliche Legat Archembold dem Volke für seine Sünden Ablaß

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="chapter" n="5">
        <p><pb facs="#f0068"/>
er jetzt vor dem König und Düvecke aus Scham wohl die Augen, aber er                sprach darum nur desto freier von der Schmach seiner Verbindung mit ihr &#x2014; wie der                Herzog Karl meint &#x2014; davon, daß den meisten Menschen ihr Glück und Unglück schon durch                die meisten Menschen lange vorher bereitet sei, und daß sie nur kommen dürfen und in                ihren Kreis treten, um es gleichsam einzuernten &#x2014; als z. B. die Königin Isabella . .                . wie der Herzog Karl meint &#x2014; er wiederholte, wie er es nannte, daß der Mensch nicht                doppelt sein müsse, das heißt, nicht ein Schein des Guten und Schönen nach Außen für                Andere, und ein wahres Lastergeheimniß für sich &#x2014; wie der Herzog Karl meint &#x2014; daß es                aber aller Schmach die Krone aufsetze, wenn der Mensch, gedrückt von der Empfindung                seines Doppeltseins, nun meine, aufrichtig zu werden, seine Schandthaten erzähle,                belache und ein guter Sünder geworden zu sein wähne, wenn er ein scheuloser Schelm                sei &#x2014; wie der Herzog Karl meint &#x2014; daß aber ein Mädchen wissentlich sündlichen Verkehr                fortsetze, wenn ihr Galan ein Mann geworden und sein Weib . . . .</p><lb/>
        <p>Genug, Herr Erzbischof! lachte der König. Sprecht nicht länger gegen Euch selbst;                denn Ihr habt Düvecke's Schönheit zuerst erkannt und mich hingeführt! Gegen mich                mochtet Ihr sprechen, denn ich weiß, warum Ihr das thut, und ich erlaube hiermit, um                für meine Sünden Ablaß zu erhalten, daß der päpstliche Legat Archembold dem Volke für                seine Sünden Ablaß<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0068] er jetzt vor dem König und Düvecke aus Scham wohl die Augen, aber er sprach darum nur desto freier von der Schmach seiner Verbindung mit ihr — wie der Herzog Karl meint — davon, daß den meisten Menschen ihr Glück und Unglück schon durch die meisten Menschen lange vorher bereitet sei, und daß sie nur kommen dürfen und in ihren Kreis treten, um es gleichsam einzuernten — als z. B. die Königin Isabella . . . wie der Herzog Karl meint — er wiederholte, wie er es nannte, daß der Mensch nicht doppelt sein müsse, das heißt, nicht ein Schein des Guten und Schönen nach Außen für Andere, und ein wahres Lastergeheimniß für sich — wie der Herzog Karl meint — daß es aber aller Schmach die Krone aufsetze, wenn der Mensch, gedrückt von der Empfindung seines Doppeltseins, nun meine, aufrichtig zu werden, seine Schandthaten erzähle, belache und ein guter Sünder geworden zu sein wähne, wenn er ein scheuloser Schelm sei — wie der Herzog Karl meint — daß aber ein Mädchen wissentlich sündlichen Verkehr fortsetze, wenn ihr Galan ein Mann geworden und sein Weib . . . . Genug, Herr Erzbischof! lachte der König. Sprecht nicht länger gegen Euch selbst; denn Ihr habt Düvecke's Schönheit zuerst erkannt und mich hingeführt! Gegen mich mochtet Ihr sprechen, denn ich weiß, warum Ihr das thut, und ich erlaube hiermit, um für meine Sünden Ablaß zu erhalten, daß der päpstliche Legat Archembold dem Volke für seine Sünden Ablaß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:50:59Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T10:50:59Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schefer_duevecke_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schefer_duevecke_1910/68
Zitationshilfe: Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schefer_duevecke_1910/68>, abgerufen am 25.11.2024.