Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.britte nun auch Eins nach dem Andern aus lieblichen Fächern hervorzog und ihrer Tochter vor die wehmüthigen Augen hielt, was ihr der vorsorgende liebende Faaburg mitgebracht: ein kostbares Taufhäubchen für den kleinen Hans Faaburg; ein weißes feines Westerhemdchen in die Taufe, von brabanter Spitzen, schön wie für einen Engel, nur zu klein; kleine, fast lächerliche Strümpfchen für die kleinen Füßchen Dessen, der die Erde betreten sollte; ja schon kleine goldgestickte Jahresschuhe und den in Silber gefaßten Wildenschweinszahn, seine Zähnchen damit herauszufühlen; ein Herz von Bernstein, ein Schrecksteinchen in Brillanten, dem Kinde umzuhängen; sogar eine große Schachtel voll allerhand zarter bunter Spielsachen aus der unvergleichlichen alten Stadt Nürnberg, von welcher manche Kinder der allein nur wissen und erfahren und im Himmel erzählen, wenn sie auf der Erde ihren Müttern frühe weggestorben! -- sagte Frau Sigbritte. Düvecke mußte weinen und legte sich auf das Bett. Sie hat sich ergeben! sprach die Mutter fröhlich für sich. Sie ist gefangen mit goldenen Ketten. -- Sie trug ihre Tochter bald auf den Händen; keine Mutter kann liebreicher gegen ihr Kind sein. Es fehlte an nichts, was ihr Herz nur wünschte, als lange an Faaburg, der selten auf kurze Zeit kam, und als er einst wiedergekommen, einen, seinen kleinen Hans Faaburg fand, die lieblichen Kleidchen an und den Schreckstein um. britte nun auch Eins nach dem Andern aus lieblichen Fächern hervorzog und ihrer Tochter vor die wehmüthigen Augen hielt, was ihr der vorsorgende liebende Faaburg mitgebracht: ein kostbares Taufhäubchen für den kleinen Hans Faaburg; ein weißes feines Westerhemdchen in die Taufe, von brabanter Spitzen, schön wie für einen Engel, nur zu klein; kleine, fast lächerliche Strümpfchen für die kleinen Füßchen Dessen, der die Erde betreten sollte; ja schon kleine goldgestickte Jahresschuhe und den in Silber gefaßten Wildenschweinszahn, seine Zähnchen damit herauszufühlen; ein Herz von Bernstein, ein Schrecksteinchen in Brillanten, dem Kinde umzuhängen; sogar eine große Schachtel voll allerhand zarter bunter Spielsachen aus der unvergleichlichen alten Stadt Nürnberg, von welcher manche Kinder der allein nur wissen und erfahren und im Himmel erzählen, wenn sie auf der Erde ihren Müttern frühe weggestorben! — sagte Frau Sigbritte. Düvecke mußte weinen und legte sich auf das Bett. Sie hat sich ergeben! sprach die Mutter fröhlich für sich. Sie ist gefangen mit goldenen Ketten. — Sie trug ihre Tochter bald auf den Händen; keine Mutter kann liebreicher gegen ihr Kind sein. Es fehlte an nichts, was ihr Herz nur wünschte, als lange an Faaburg, der selten auf kurze Zeit kam, und als er einst wiedergekommen, einen, seinen kleinen Hans Faaburg fand, die lieblichen Kleidchen an und den Schreckstein um. <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="4"> <p><pb facs="#f0048"/> britte nun auch Eins nach dem Andern aus lieblichen Fächern hervorzog und ihrer Tochter vor die wehmüthigen Augen hielt, was ihr der vorsorgende liebende Faaburg mitgebracht: ein kostbares Taufhäubchen für den kleinen Hans Faaburg; ein weißes feines Westerhemdchen in die Taufe, von brabanter Spitzen, schön wie für einen Engel, nur zu klein; kleine, fast lächerliche Strümpfchen für die kleinen Füßchen Dessen, der die Erde betreten sollte; ja schon kleine goldgestickte Jahresschuhe und den in Silber gefaßten Wildenschweinszahn, seine Zähnchen damit herauszufühlen; ein Herz von Bernstein, ein Schrecksteinchen in Brillanten, dem Kinde umzuhängen; sogar eine große Schachtel voll allerhand zarter bunter Spielsachen aus der unvergleichlichen alten Stadt Nürnberg, von welcher manche Kinder der allein nur wissen und erfahren und im Himmel erzählen, wenn sie auf der Erde ihren Müttern frühe weggestorben! — sagte Frau Sigbritte. Düvecke mußte weinen und legte sich auf das Bett.</p><lb/> <p>Sie hat sich ergeben! sprach die Mutter fröhlich für sich. Sie ist gefangen mit goldenen Ketten. — Sie trug ihre Tochter bald auf den Händen; keine Mutter kann liebreicher gegen ihr Kind sein. Es fehlte an nichts, was ihr Herz nur wünschte, als lange an Faaburg, der selten auf kurze Zeit kam, und als er einst wiedergekommen, einen, seinen kleinen Hans Faaburg fand, die lieblichen Kleidchen an und den Schreckstein um.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0048]
britte nun auch Eins nach dem Andern aus lieblichen Fächern hervorzog und ihrer Tochter vor die wehmüthigen Augen hielt, was ihr der vorsorgende liebende Faaburg mitgebracht: ein kostbares Taufhäubchen für den kleinen Hans Faaburg; ein weißes feines Westerhemdchen in die Taufe, von brabanter Spitzen, schön wie für einen Engel, nur zu klein; kleine, fast lächerliche Strümpfchen für die kleinen Füßchen Dessen, der die Erde betreten sollte; ja schon kleine goldgestickte Jahresschuhe und den in Silber gefaßten Wildenschweinszahn, seine Zähnchen damit herauszufühlen; ein Herz von Bernstein, ein Schrecksteinchen in Brillanten, dem Kinde umzuhängen; sogar eine große Schachtel voll allerhand zarter bunter Spielsachen aus der unvergleichlichen alten Stadt Nürnberg, von welcher manche Kinder der allein nur wissen und erfahren und im Himmel erzählen, wenn sie auf der Erde ihren Müttern frühe weggestorben! — sagte Frau Sigbritte. Düvecke mußte weinen und legte sich auf das Bett.
Sie hat sich ergeben! sprach die Mutter fröhlich für sich. Sie ist gefangen mit goldenen Ketten. — Sie trug ihre Tochter bald auf den Händen; keine Mutter kann liebreicher gegen ihr Kind sein. Es fehlte an nichts, was ihr Herz nur wünschte, als lange an Faaburg, der selten auf kurze Zeit kam, und als er einst wiedergekommen, einen, seinen kleinen Hans Faaburg fand, die lieblichen Kleidchen an und den Schreckstein um.
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Zitationshilfe: | Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schefer_duevecke_1910/48>, abgerufen am 16.07.2024. |