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Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Drange nach Rettung verkleiden; denn sie hatte ihm erlaubt, sie zu retten -- ja, sie sich zu retten; und das war ihm Grund des Beweises ihrer Neigung zu ihm genug, auf welchen er fein und unmerklich, aber unhinderlich und getrost fortbaute -- ohne eine zarte Schonung edler Menschen, die nicht mit Worten, noch Voraussetzungen, geschweige mit Ansprüchen und Forderungen je Das berühren, was sie dem Andern Gutes oder Werthes gethan, sondern ihm stillschweigend den Dank dafür überlassen und selber den Undank nicht gewahr zu werden scheinen und nie ihn auch noch so leise belächeln.

Faaburg stellte aber seiner Düvecke klar ihre Lage vor, wenn auch nur in Gleichnissen, aber vielleicht dadurch desto augenscheinlicher. An seiner Liebe konnte sie nicht zweifeln. Denn ob sie seine Glut und Weise höchstens nur mit Torbern's bescheidenem, edlem und stillem Hoffen, mit dem Anschmachten seiner Augen vergleichen konnte, so schien ihr Faaburg's Liebe doch einzig wahr, zuverlässig und unübertrefflich, wenn nicht unwiderstehlich -- denn er begehrte Alles, Alles von ihr, und sie selbst, auf immer und einzig nur sie. Er durfte ihr nicht erst geloben, sie zu heirathen -- er konnte nichts Anderes, nichts Einzelneres oder Geringeres wollen. Nur ohne die Einwilligung seines Vaters in Kopenhagen schien es ihm nicht wohlgethan, in einen Stand zu treten, der des größten Segens bedürftig sei. Jeder Morgen, jeder Tag, jeder Abend schien ihm

Drange nach Rettung verkleiden; denn sie hatte ihm erlaubt, sie zu retten — ja, sie sich zu retten; und das war ihm Grund des Beweises ihrer Neigung zu ihm genug, auf welchen er fein und unmerklich, aber unhinderlich und getrost fortbaute — ohne eine zarte Schonung edler Menschen, die nicht mit Worten, noch Voraussetzungen, geschweige mit Ansprüchen und Forderungen je Das berühren, was sie dem Andern Gutes oder Werthes gethan, sondern ihm stillschweigend den Dank dafür überlassen und selber den Undank nicht gewahr zu werden scheinen und nie ihn auch noch so leise belächeln.

Faaburg stellte aber seiner Düvecke klar ihre Lage vor, wenn auch nur in Gleichnissen, aber vielleicht dadurch desto augenscheinlicher. An seiner Liebe konnte sie nicht zweifeln. Denn ob sie seine Glut und Weise höchstens nur mit Torbern's bescheidenem, edlem und stillem Hoffen, mit dem Anschmachten seiner Augen vergleichen konnte, so schien ihr Faaburg's Liebe doch einzig wahr, zuverlässig und unübertrefflich, wenn nicht unwiderstehlich — denn er begehrte Alles, Alles von ihr, und sie selbst, auf immer und einzig nur sie. Er durfte ihr nicht erst geloben, sie zu heirathen — er konnte nichts Anderes, nichts Einzelneres oder Geringeres wollen. Nur ohne die Einwilligung seines Vaters in Kopenhagen schien es ihm nicht wohlgethan, in einen Stand zu treten, der des größten Segens bedürftig sei. Jeder Morgen, jeder Tag, jeder Abend schien ihm

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[0039] Drange nach Rettung verkleiden; denn sie hatte ihm erlaubt, sie zu retten — ja, sie sich zu retten; und das war ihm Grund des Beweises ihrer Neigung zu ihm genug, auf welchen er fein und unmerklich, aber unhinderlich und getrost fortbaute — ohne eine zarte Schonung edler Menschen, die nicht mit Worten, noch Voraussetzungen, geschweige mit Ansprüchen und Forderungen je Das berühren, was sie dem Andern Gutes oder Werthes gethan, sondern ihm stillschweigend den Dank dafür überlassen und selber den Undank nicht gewahr zu werden scheinen und nie ihn auch noch so leise belächeln. Faaburg stellte aber seiner Düvecke klar ihre Lage vor, wenn auch nur in Gleichnissen, aber vielleicht dadurch desto augenscheinlicher. An seiner Liebe konnte sie nicht zweifeln. Denn ob sie seine Glut und Weise höchstens nur mit Torbern's bescheidenem, edlem und stillem Hoffen, mit dem Anschmachten seiner Augen vergleichen konnte, so schien ihr Faaburg's Liebe doch einzig wahr, zuverlässig und unübertrefflich, wenn nicht unwiderstehlich — denn er begehrte Alles, Alles von ihr, und sie selbst, auf immer und einzig nur sie. Er durfte ihr nicht erst geloben, sie zu heirathen — er konnte nichts Anderes, nichts Einzelneres oder Geringeres wollen. Nur ohne die Einwilligung seines Vaters in Kopenhagen schien es ihm nicht wohlgethan, in einen Stand zu treten, der des größten Segens bedürftig sei. Jeder Morgen, jeder Tag, jeder Abend schien ihm

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Zitationshilfe: Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schefer_duevecke_1910/39>, abgerufen am 22.11.2024.