Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.König dadurch gerührt fühlte und das unfolgsame Thronfolgerlein zweier Königreiche wieder in sein Schloß nahm. Da war er zu Hause, meinte Frau Sigbritte. Aber er blieb nicht, wenigstens nur am Tage, dann schlich er aus -- und wohin? Ueberall hin! Denn Meister Konrad, welchen der Vetter Churfürst von Brandenburg ausgesucht und gesandt, war eben -- ausgesucht nachsichtig, oder vermuthete vom Knaben noch nicht, so zu sagen: Junggesellenstreiche . . . . für welche denn der Vater höchst eigenhändig die Hetzpeitsche in Schwung brachte. Mein Gott, das arme junge Blut! seufzte Sigbritte. Freilich floß das! Nur bei dem Bischof Jens Anderson in Norwegen ward er seinem wahren Geiste und Muthe gemäß erzogen, denn dem Beldenack oder Kahlkopf -- so war des staats- und kirchenklugen Bischofs Zuname -- fehlte nichts als -- die Haare. Und man muß gestehen, nun ja, da hat der Herzog Andern Anleitung gegeben, einige Tausend Leute zu erschlagen . . . . Mein Gott! rief erschrocken Düvecke aus. Beruhigt Euch, schöne Jungfrau! tröstete sie Jener, das geschah nur -- im Kriege und gegen bloße Empörer. Aber wehe, wer ihn erzürnt und beleidigt -- denn seine Rache ist wirklich furchtbar. Ich habe auch ungefähr -- und wer kann das wissen -- sieben bis König dadurch gerührt fühlte und das unfolgsame Thronfolgerlein zweier Königreiche wieder in sein Schloß nahm. Da war er zu Hause, meinte Frau Sigbritte. Aber er blieb nicht, wenigstens nur am Tage, dann schlich er aus — und wohin? Ueberall hin! Denn Meister Konrad, welchen der Vetter Churfürst von Brandenburg ausgesucht und gesandt, war eben — ausgesucht nachsichtig, oder vermuthete vom Knaben noch nicht, so zu sagen: Junggesellenstreiche . . . . für welche denn der Vater höchst eigenhändig die Hetzpeitsche in Schwung brachte. Mein Gott, das arme junge Blut! seufzte Sigbritte. Freilich floß das! Nur bei dem Bischof Jens Anderson in Norwegen ward er seinem wahren Geiste und Muthe gemäß erzogen, denn dem Beldenack oder Kahlkopf — so war des staats- und kirchenklugen Bischofs Zuname — fehlte nichts als — die Haare. Und man muß gestehen, nun ja, da hat der Herzog Andern Anleitung gegeben, einige Tausend Leute zu erschlagen . . . . Mein Gott! rief erschrocken Düvecke aus. Beruhigt Euch, schöne Jungfrau! tröstete sie Jener, das geschah nur — im Kriege und gegen bloße Empörer. Aber wehe, wer ihn erzürnt und beleidigt — denn seine Rache ist wirklich furchtbar. Ich habe auch ungefähr — und wer kann das wissen — sieben bis <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="2"> <p><pb facs="#f0026"/> König dadurch gerührt fühlte und das unfolgsame Thronfolgerlein zweier Königreiche wieder in sein Schloß nahm.</p><lb/> <p>Da war er zu Hause, meinte Frau Sigbritte.</p><lb/> <p>Aber er blieb nicht, wenigstens nur am Tage, dann schlich er aus — und wohin? Ueberall hin! Denn Meister Konrad, welchen der Vetter Churfürst von Brandenburg ausgesucht und gesandt, war eben — ausgesucht nachsichtig, oder vermuthete vom Knaben noch nicht, so zu sagen: Junggesellenstreiche . . . . für welche denn der Vater höchst eigenhändig die Hetzpeitsche in Schwung brachte.</p><lb/> <p>Mein Gott, das arme junge Blut! seufzte Sigbritte.</p><lb/> <p>Freilich floß das! Nur bei dem Bischof Jens Anderson in Norwegen ward er seinem wahren Geiste und Muthe gemäß erzogen, denn dem Beldenack oder Kahlkopf — so war des staats- und kirchenklugen Bischofs Zuname — fehlte nichts als — die Haare. Und man muß gestehen, nun ja, da hat der Herzog Andern Anleitung gegeben, einige Tausend Leute zu erschlagen . . . .</p><lb/> <p>Mein Gott! rief erschrocken Düvecke aus.</p><lb/> <p>Beruhigt Euch, schöne Jungfrau! tröstete sie Jener, das geschah nur — im Kriege und gegen bloße Empörer. Aber wehe, wer ihn erzürnt und beleidigt — denn seine Rache ist wirklich furchtbar. Ich habe auch ungefähr — und wer kann das wissen — sieben bis<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0026]
König dadurch gerührt fühlte und das unfolgsame Thronfolgerlein zweier Königreiche wieder in sein Schloß nahm.
Da war er zu Hause, meinte Frau Sigbritte.
Aber er blieb nicht, wenigstens nur am Tage, dann schlich er aus — und wohin? Ueberall hin! Denn Meister Konrad, welchen der Vetter Churfürst von Brandenburg ausgesucht und gesandt, war eben — ausgesucht nachsichtig, oder vermuthete vom Knaben noch nicht, so zu sagen: Junggesellenstreiche . . . . für welche denn der Vater höchst eigenhändig die Hetzpeitsche in Schwung brachte.
Mein Gott, das arme junge Blut! seufzte Sigbritte.
Freilich floß das! Nur bei dem Bischof Jens Anderson in Norwegen ward er seinem wahren Geiste und Muthe gemäß erzogen, denn dem Beldenack oder Kahlkopf — so war des staats- und kirchenklugen Bischofs Zuname — fehlte nichts als — die Haare. Und man muß gestehen, nun ja, da hat der Herzog Andern Anleitung gegeben, einige Tausend Leute zu erschlagen . . . .
Mein Gott! rief erschrocken Düvecke aus.
Beruhigt Euch, schöne Jungfrau! tröstete sie Jener, das geschah nur — im Kriege und gegen bloße Empörer. Aber wehe, wer ihn erzürnt und beleidigt — denn seine Rache ist wirklich furchtbar. Ich habe auch ungefähr — und wer kann das wissen — sieben bis
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