Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

auf sie hin, wartete geduldig, bis die Mutter sie ansehen würde, und Thränen stiegen ihr in die Augen. Ihren Busen hob die schwere Beklemmung leis empor, denn die Mutter sollte gut sein, daß sie gut fein und bleiben wollte.

Da stand der Eine, der jüngere Herr, auf und trat einen einzigen Schritt näher. Düvecke hatte wegen der Stille im Zimmer geglaubt, die Mutter sei ganz allein. Jetzt verscheuchte sie das Geräusch. Sie blickte sich nicht um, sondern verschwand wieder in ihr Gemach.

Jetzt stand die Mutter auf und verschloß die Thür. Die Herren kamen nun und setzten sich zu Frau Sigbritte. Sie flüsterten dann mit halber Stimme. Sigbritte schien viel zu erzählen, vieles schwer zu finden. Der Probst von Rothschild und Kanzler Erik Walkendorp schien mancherlei Rath zu geben; der junge Herzog Christian endlich zu dem Letzten seine Einwilligung zu geben. Ja, er reichte zuletzt Frau Sigbritte zum Scheiden die Hand; mit der andern aber ergriff er die Rechte des Erik Walkendorp und sagte ihm dankbar: Erik, Ihr habt vortreffliche Augen! Ihr habt brüderlich an mir gehandelt! Und zum Danke für den getreuen Dienst belohnt Euch der Herzog als Probst von Rothschild -- und zum dankbaren Andenken derselben an Euch -- alle künftigen Pröbste von Rothschild mit dem vorzüglichen Ehrenwappen im blauen Schilde, dem goldenen Elephanten der königlichen Brüderschaft!

Der Probst küßte dem Herzog die Hand.

auf sie hin, wartete geduldig, bis die Mutter sie ansehen würde, und Thränen stiegen ihr in die Augen. Ihren Busen hob die schwere Beklemmung leis empor, denn die Mutter sollte gut sein, daß sie gut fein und bleiben wollte.

Da stand der Eine, der jüngere Herr, auf und trat einen einzigen Schritt näher. Düvecke hatte wegen der Stille im Zimmer geglaubt, die Mutter sei ganz allein. Jetzt verscheuchte sie das Geräusch. Sie blickte sich nicht um, sondern verschwand wieder in ihr Gemach.

Jetzt stand die Mutter auf und verschloß die Thür. Die Herren kamen nun und setzten sich zu Frau Sigbritte. Sie flüsterten dann mit halber Stimme. Sigbritte schien viel zu erzählen, vieles schwer zu finden. Der Probst von Rothschild und Kanzler Erik Walkendorp schien mancherlei Rath zu geben; der junge Herzog Christian endlich zu dem Letzten seine Einwilligung zu geben. Ja, er reichte zuletzt Frau Sigbritte zum Scheiden die Hand; mit der andern aber ergriff er die Rechte des Erik Walkendorp und sagte ihm dankbar: Erik, Ihr habt vortreffliche Augen! Ihr habt brüderlich an mir gehandelt! Und zum Danke für den getreuen Dienst belohnt Euch der Herzog als Probst von Rothschild — und zum dankbaren Andenken derselben an Euch — alle künftigen Pröbste von Rothschild mit dem vorzüglichen Ehrenwappen im blauen Schilde, dem goldenen Elephanten der königlichen Brüderschaft!

Der Probst küßte dem Herzog die Hand.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="chapter" n="1">
        <p><pb facs="#f0020"/>
auf sie hin, wartete geduldig, bis die Mutter sie ansehen                würde, und Thränen stiegen ihr in die Augen. Ihren Busen hob die schwere Beklemmung                leis empor, denn die Mutter sollte gut sein, daß sie gut fein und bleiben wollte.</p><lb/>
        <p>Da stand der Eine, der jüngere Herr, auf und trat einen einzigen Schritt näher.                Düvecke hatte wegen der Stille im Zimmer geglaubt, die Mutter sei ganz allein. Jetzt                verscheuchte sie das Geräusch. Sie blickte sich nicht um, sondern verschwand wieder                in ihr Gemach.</p><lb/>
        <p>Jetzt stand die Mutter auf und verschloß die Thür. Die Herren kamen nun und setzten                sich zu Frau Sigbritte. Sie flüsterten dann mit halber Stimme. Sigbritte schien viel                zu erzählen, vieles schwer zu finden. Der Probst von Rothschild und Kanzler Erik                Walkendorp schien mancherlei Rath zu geben; der junge Herzog Christian endlich zu dem                Letzten seine Einwilligung zu geben. Ja, er reichte zuletzt Frau Sigbritte zum                Scheiden die Hand; mit der andern aber ergriff er die Rechte des Erik Walkendorp und                sagte ihm dankbar: Erik, Ihr habt vortreffliche Augen! Ihr habt brüderlich an mir                gehandelt! Und zum Danke für den getreuen Dienst belohnt Euch der Herzog als Probst                von Rothschild &#x2014; und zum dankbaren Andenken derselben an Euch &#x2014; alle künftigen                Pröbste von Rothschild mit dem vorzüglichen Ehrenwappen im blauen Schilde, dem                goldenen Elephanten der königlichen Brüderschaft!</p><lb/>
        <p>Der Probst küßte dem Herzog die Hand.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0020] auf sie hin, wartete geduldig, bis die Mutter sie ansehen würde, und Thränen stiegen ihr in die Augen. Ihren Busen hob die schwere Beklemmung leis empor, denn die Mutter sollte gut sein, daß sie gut fein und bleiben wollte. Da stand der Eine, der jüngere Herr, auf und trat einen einzigen Schritt näher. Düvecke hatte wegen der Stille im Zimmer geglaubt, die Mutter sei ganz allein. Jetzt verscheuchte sie das Geräusch. Sie blickte sich nicht um, sondern verschwand wieder in ihr Gemach. Jetzt stand die Mutter auf und verschloß die Thür. Die Herren kamen nun und setzten sich zu Frau Sigbritte. Sie flüsterten dann mit halber Stimme. Sigbritte schien viel zu erzählen, vieles schwer zu finden. Der Probst von Rothschild und Kanzler Erik Walkendorp schien mancherlei Rath zu geben; der junge Herzog Christian endlich zu dem Letzten seine Einwilligung zu geben. Ja, er reichte zuletzt Frau Sigbritte zum Scheiden die Hand; mit der andern aber ergriff er die Rechte des Erik Walkendorp und sagte ihm dankbar: Erik, Ihr habt vortreffliche Augen! Ihr habt brüderlich an mir gehandelt! Und zum Danke für den getreuen Dienst belohnt Euch der Herzog als Probst von Rothschild — und zum dankbaren Andenken derselben an Euch — alle künftigen Pröbste von Rothschild mit dem vorzüglichen Ehrenwappen im blauen Schilde, dem goldenen Elephanten der königlichen Brüderschaft! Der Probst küßte dem Herzog die Hand.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:50:59Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T10:50:59Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schefer_duevecke_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schefer_duevecke_1910/20
Zitationshilfe: Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schefer_duevecke_1910/20>, abgerufen am 25.11.2024.