Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.-- Seit er weiß, daß der ihm gefährliche, lebenslustige, keinen Spaß verstehende Herzog kommt! schaltete Frau Sigbritte ein. . . . und lieber will ich mich entschließen, seine Frau zu sein, wozu es ohne das nie gekommen, lieber als -- -- Dem Ore bin ich Dank schuldig; bemerkte Frau Sigbritte; um mit Anstand in mein Haus zu kommen und dich tagtäglich oder abendabendlich sehen und beschwatzen zu können, hat er es erst anständig und dadurch einträglich zu machen gewußt, daß er die deutschen Kaufleute der Stadt veranlaßt hat, gleichsam ihre Börse in meinem Hause zu halten und auszuleeren in meine! Dafür verdient er ein gratias oder laus Deo -- er soll anborgen, so hoch er will, denn zehn volle Beutel machen einen Windbeutel passirlich -- aber meine Tochter verdient er nicht, noch daß ich ihm meine Pläne opfere! Denn, mein Kind, in mir steckt mehr als die demüthige, unterthänige Frau Sigbritt, die mit verbissener Wuth danziger Goldwasser einschenkt! Ich will nicht hoch hinaus, sondern ich bin hoch, und denke hoch, und hoch will ich handeln! Das wirst du mit deinen lieben, himmelblauen Augen mit ansehen und sagen: meine Mutter hatte doch Recht! -- Und mehr als Recht haben soll kein Mensch. Jetzt wollte Jemand die Thür des Zimmers aufklinken, vor welchem Mutter und Tochter auf dem Altane standen. Aber Frau Sigbritte hatte sie weislich — Seit er weiß, daß der ihm gefährliche, lebenslustige, keinen Spaß verstehende Herzog kommt! schaltete Frau Sigbritte ein. . . . und lieber will ich mich entschließen, seine Frau zu sein, wozu es ohne das nie gekommen, lieber als — — Dem Ore bin ich Dank schuldig; bemerkte Frau Sigbritte; um mit Anstand in mein Haus zu kommen und dich tagtäglich oder abendabendlich sehen und beschwatzen zu können, hat er es erst anständig und dadurch einträglich zu machen gewußt, daß er die deutschen Kaufleute der Stadt veranlaßt hat, gleichsam ihre Börse in meinem Hause zu halten und auszuleeren in meine! Dafür verdient er ein gratias oder laus Deo — er soll anborgen, so hoch er will, denn zehn volle Beutel machen einen Windbeutel passirlich — aber meine Tochter verdient er nicht, noch daß ich ihm meine Pläne opfere! Denn, mein Kind, in mir steckt mehr als die demüthige, unterthänige Frau Sigbritt, die mit verbissener Wuth danziger Goldwasser einschenkt! Ich will nicht hoch hinaus, sondern ich bin hoch, und denke hoch, und hoch will ich handeln! Das wirst du mit deinen lieben, himmelblauen Augen mit ansehen und sagen: meine Mutter hatte doch Recht! — Und mehr als Recht haben soll kein Mensch. Jetzt wollte Jemand die Thür des Zimmers aufklinken, vor welchem Mutter und Tochter auf dem Altane standen. Aber Frau Sigbritte hatte sie weislich <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="1"> <pb facs="#f0015"/> <p>— Seit er weiß, daß der ihm gefährliche, lebenslustige, keinen Spaß verstehende Herzog kommt! schaltete Frau Sigbritte ein.</p><lb/> <p>. . . und lieber will ich mich entschließen, seine Frau zu sein, wozu es ohne das nie gekommen, lieber als — —</p><lb/> <p>Dem Ore bin ich Dank schuldig; bemerkte Frau Sigbritte; um mit Anstand in mein Haus zu kommen und dich tagtäglich oder abendabendlich sehen und beschwatzen zu können, hat er es erst anständig und dadurch einträglich zu machen gewußt, daß er die deutschen Kaufleute der Stadt veranlaßt hat, gleichsam ihre Börse in meinem Hause zu halten und auszuleeren in meine! Dafür verdient er ein gratias oder laus Deo — er soll anborgen, so hoch er will, denn zehn volle Beutel machen einen Windbeutel passirlich — aber meine Tochter verdient er nicht, noch daß ich ihm meine Pläne opfere! Denn, mein Kind, in mir steckt mehr als die demüthige, unterthänige Frau Sigbritt, die mit verbissener Wuth danziger Goldwasser einschenkt! Ich will nicht hoch hinaus, sondern ich bin hoch, und denke hoch, und hoch will ich handeln! Das wirst du mit deinen lieben, himmelblauen Augen mit ansehen und sagen: meine Mutter hatte doch Recht! — Und mehr als Recht haben soll kein Mensch.</p><lb/> <p>Jetzt wollte Jemand die Thür des Zimmers aufklinken, vor welchem Mutter und Tochter auf dem Altane standen. Aber Frau Sigbritte hatte sie weislich<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0015]
— Seit er weiß, daß der ihm gefährliche, lebenslustige, keinen Spaß verstehende Herzog kommt! schaltete Frau Sigbritte ein.
. . . und lieber will ich mich entschließen, seine Frau zu sein, wozu es ohne das nie gekommen, lieber als — —
Dem Ore bin ich Dank schuldig; bemerkte Frau Sigbritte; um mit Anstand in mein Haus zu kommen und dich tagtäglich oder abendabendlich sehen und beschwatzen zu können, hat er es erst anständig und dadurch einträglich zu machen gewußt, daß er die deutschen Kaufleute der Stadt veranlaßt hat, gleichsam ihre Börse in meinem Hause zu halten und auszuleeren in meine! Dafür verdient er ein gratias oder laus Deo — er soll anborgen, so hoch er will, denn zehn volle Beutel machen einen Windbeutel passirlich — aber meine Tochter verdient er nicht, noch daß ich ihm meine Pläne opfere! Denn, mein Kind, in mir steckt mehr als die demüthige, unterthänige Frau Sigbritt, die mit verbissener Wuth danziger Goldwasser einschenkt! Ich will nicht hoch hinaus, sondern ich bin hoch, und denke hoch, und hoch will ich handeln! Das wirst du mit deinen lieben, himmelblauen Augen mit ansehen und sagen: meine Mutter hatte doch Recht! — Und mehr als Recht haben soll kein Mensch.
Jetzt wollte Jemand die Thür des Zimmers aufklinken, vor welchem Mutter und Tochter auf dem Altane standen. Aber Frau Sigbritte hatte sie weislich
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Zitationshilfe: | Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schefer_duevecke_1910/15>, abgerufen am 16.02.2025. |