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Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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dem vorigen Leder bleibt! Selbst die besten, vernünftigsten Prinzessinnen-Väter sind des Glaubens, weil sie so thun; besonders auch dieses: daß schöne Töchter in die Ferne geschickt und den Mann regierend, wie die Weiber überall, ihm wie Delila dem Simson die Haare abschneiden, und daß man mit ihnen den fremden Boden pflügen könne. Sie haben nur Prinzen oder Prinzessinnen, aber keine Kinder; denn die Oberhofmeister und Meisterinnen haben sie. Sie verheirathen sie nicht, wie glückliche Bauern, aus das Nachbargut, wo sie an der Kinder und Kindeskinder Freuden und Leiden herzlichen Theil nehmen in allen Fällen des Lebens, sondern sie verlieren sie, hin über Länder oder Meere, und sehen sie nicht wieder und hören höchstens, wann und wie elend vor Gram sie gestorben sind mit gebrochenem Herzen, wie verkaufte Sklavinnen. Nun, da ist kein Rath, denn der Rang will behauptet sein. Aber die Männer, die Prinzen, wissen Rath. Da ist ihnen Eine die Liebe, Eine die Taube, die Krone, wie der weise Salomo sagt. Und die sollst du sein! und kein Leid von ihm erfahren dein Leben lang. Denn schöner und lieber wie du kann Niemand sein, und für alles Andere laß mich sorgen und Gott im Himmel!

Gott im Himmel! sprach Jungfrau Düvecke mit gefalteten Häuten seufzend nach. Der hat schon gesorgt! fuhr sie weinend und bittend fort. Der Torbern Ore, der Schloßhauptmann, bestürmt mich seit gestern . . .

dem vorigen Leder bleibt! Selbst die besten, vernünftigsten Prinzessinnen-Väter sind des Glaubens, weil sie so thun; besonders auch dieses: daß schöne Töchter in die Ferne geschickt und den Mann regierend, wie die Weiber überall, ihm wie Delila dem Simson die Haare abschneiden, und daß man mit ihnen den fremden Boden pflügen könne. Sie haben nur Prinzen oder Prinzessinnen, aber keine Kinder; denn die Oberhofmeister und Meisterinnen haben sie. Sie verheirathen sie nicht, wie glückliche Bauern, aus das Nachbargut, wo sie an der Kinder und Kindeskinder Freuden und Leiden herzlichen Theil nehmen in allen Fällen des Lebens, sondern sie verlieren sie, hin über Länder oder Meere, und sehen sie nicht wieder und hören höchstens, wann und wie elend vor Gram sie gestorben sind mit gebrochenem Herzen, wie verkaufte Sklavinnen. Nun, da ist kein Rath, denn der Rang will behauptet sein. Aber die Männer, die Prinzen, wissen Rath. Da ist ihnen Eine die Liebe, Eine die Taube, die Krone, wie der weise Salomo sagt. Und die sollst du sein! und kein Leid von ihm erfahren dein Leben lang. Denn schöner und lieber wie du kann Niemand sein, und für alles Andere laß mich sorgen und Gott im Himmel!

Gott im Himmel! sprach Jungfrau Düvecke mit gefalteten Häuten seufzend nach. Der hat schon gesorgt! fuhr sie weinend und bittend fort. Der Torbern Ore, der Schloßhauptmann, bestürmt mich seit gestern . . .

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:50:59Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T10:50:59Z)

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Zitationshilfe: Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schefer_duevecke_1910/14>, abgerufen am 22.11.2024.