die Liebe des Schöpfers, und fordert ihn auf zum innigsten Dank gegen denselben.
Nichts ist so geschickt, den, der moralisches Gefühl hat, in diese Rührung zu versetzen, als die schöne und erhabene Natur. Wer von mei- nen Lesern und Leserinnen an einem heitern Früh- lingsmorgen das Fest der aufgehenden Sonne auf einem grünen vom Thau der Nacht erfrischten Hügel feyerte, oder in der erquickenden Kühle des Sommerabends die majestätische Scene der unter- gehenden Sonne genoß; wer einsam oder am Ar- me der Freundschaft und Liebe zwischen spielenden Lämmern, tanzenden Kälbern, jubelnden Hirten und jauchzenden Schnittern durch die bunten Flu- ren ging, oder den harmonischen Concerten der Lerche, den zarten Elegieen der Nachtigall, und dem Liebesliede der Grasmücke zuhörte; wer am kräuterreichen Ufer sein Auge an den silbernen Wel- len, sein Ohr an dem sanften Gemurmel des rei- nen Baches weidete, in einem segenreichen Thale Blumen in Kränze wand, oder von der Stirn des Brockens in den Schoos der Natur sah, über sich den Aether, um sich die Luft, und unter seinen Füßen den rollenden Donner und die flammenden Blitze; o, der wird es fühlen, daß, wenn die Natur allein zum Herzen redet, Gott und die Tugend ihr Stoff ist! -- Nichts, als Wahr- heit, Aechtheit und Reinheit sieht man an ihr
und
die Liebe des Schoͤpfers, und fordert ihn auf zum innigſten Dank gegen denſelben.
Nichts iſt ſo geſchickt, den, der moraliſches Gefuͤhl hat, in dieſe Ruͤhrung zu verſetzen, als die ſchoͤne und erhabene Natur. Wer von mei- nen Leſern und Leſerinnen an einem heitern Fruͤh- lingsmorgen das Feſt der aufgehenden Sonne auf einem gruͤnen vom Thau der Nacht erfriſchten Huͤgel feyerte, oder in der erquickenden Kuͤhle des Sommerabends die majeſtaͤtiſche Scene der unter- gehenden Sonne genoß; wer einſam oder am Ar- me der Freundſchaft und Liebe zwiſchen ſpielenden Laͤmmern, tanzenden Kaͤlbern, jubelnden Hirten und jauchzenden Schnittern durch die bunten Flu- ren ging, oder den harmoniſchen Concerten der Lerche, den zarten Elegieen der Nachtigall, und dem Liebesliede der Grasmuͤcke zuhoͤrte; wer am kraͤuterreichen Ufer ſein Auge an den ſilbernen Wel- len, ſein Ohr an dem ſanften Gemurmel des rei- nen Baches weidete, in einem ſegenreichen Thale Blumen in Kraͤnze wand, oder von der Stirn des Brockens in den Schoos der Natur ſah, uͤber ſich den Aether, um ſich die Luft, und unter ſeinen Fuͤßen den rollenden Donner und die flammenden Blitze; o, der wird es fuͤhlen, daß, wenn die Natur allein zum Herzen redet, Gott und die Tugend ihr Stoff iſt! — Nichts, als Wahr- heit, Aechtheit und Reinheit ſieht man an ihr
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die Liebe des Schoͤpfers, und fordert ihn auf zum
innigſten Dank gegen denſelben.
Nichts iſt ſo geſchickt, den, der moraliſches
Gefuͤhl hat, in dieſe Ruͤhrung zu verſetzen, als
die ſchoͤne und erhabene Natur. Wer von mei-
nen Leſern und Leſerinnen an einem heitern Fruͤh-
lingsmorgen das Feſt der aufgehenden Sonne auf
einem gruͤnen vom Thau der Nacht erfriſchten
Huͤgel feyerte, oder in der erquickenden Kuͤhle des
Sommerabends die majeſtaͤtiſche Scene der unter-
gehenden Sonne genoß; wer einſam oder am Ar-
me der Freundſchaft und Liebe zwiſchen ſpielenden
Laͤmmern, tanzenden Kaͤlbern, jubelnden Hirten
und jauchzenden Schnittern durch die bunten Flu-
ren ging, oder den harmoniſchen Concerten der
Lerche, den zarten Elegieen der Nachtigall, und
dem Liebesliede der Grasmuͤcke zuhoͤrte; wer am
kraͤuterreichen Ufer ſein Auge an den ſilbernen Wel-
len, ſein Ohr an dem ſanften Gemurmel des rei-
nen Baches weidete, in einem ſegenreichen Thale
Blumen in Kraͤnze wand, oder von der Stirn
des Brockens in den Schoos der Natur ſah, uͤber
ſich den Aether, um ſich die Luft, und unter ſeinen
Fuͤßen den rollenden Donner und die flammenden
Blitze; o, der wird es fuͤhlen, daß, wenn die
Natur allein zum Herzen redet, Gott und die
Tugend ihr Stoff iſt! — Nichts, als Wahr-
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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791, S. 587. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche02_1791/303>, abgerufen am 25.11.2024.
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