Nur, daß Du leidest, ist Amandens wahres Leiden! Ein trüber Blick, ein Ach, das Dir entfährt, Jst, was mir tausendfach die eigne Noth er- schwert. Sprich nicht von dem, was ich für Dich gegeben, Für Dich gethan! Jch that, was mir mein Herz gebot, That's für mich selbst. Der zehenfacher Tod Nicht bittrer ist, als ohne Dich zu leben. Was unser Schicksal ist, hilft Deine Liebe mir, Hilft meine Liebe Dir ertragen; So schwer es sey, so unerträglich -- hier Jst meine Hand! -- ich will's mit Freuden tragen.
Die Liebe sucht und kennt keinen andern Ge- nuß, als in der Liebe. Aus ihr quillen die Freu- den und Leiden der Liebenden; keine Freude von außen kann den Kummer der Liebe stillen; kein äußeres Elend ihre Freuden stören.
Nacht ist nicht Nacht für sie; Elysium Und Himmelreich ist alles um und um; Jhr Sonnenschein ergießet sich von innen, Und jeder Augenblick entfaltet neue Sinnen*).
Die
*) Wielands Oberon. Fünfter Gesang. 85.
Nur, daß Du leideſt, iſt Amandens wahres Leiden! Ein truͤber Blick, ein Ach, das Dir entfaͤhrt, Jſt, was mir tauſendfach die eigne Noth er- ſchwert. Sprich nicht von dem, was ich fuͤr Dich gegeben, Fuͤr Dich gethan! Jch that, was mir mein Herz gebot, That's fuͤr mich ſelbſt. Der zehenfacher Tod Nicht bittrer iſt, als ohne Dich zu leben. Was unſer Schickſal iſt, hilft Deine Liebe mir, Hilft meine Liebe Dir ertragen; So ſchwer es ſey, ſo unertraͤglich — hier Jſt meine Hand! — ich will's mit Freuden tragen.
Die Liebe ſucht und kennt keinen andern Ge- nuß, als in der Liebe. Aus ihr quillen die Freu- den und Leiden der Liebenden; keine Freude von außen kann den Kummer der Liebe ſtillen; kein aͤußeres Elend ihre Freuden ſtoͤren.
Nacht iſt nicht Nacht fuͤr ſie; Elyſium Und Himmelreich iſt alles um und um; Jhr Sonnenſchein ergießet ſich von innen, Und jeder Augenblick entfaltet neue Sinnen*).
Die
*) Wielands Oberon. Fuͤnfter Geſang. 85.
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Nur, daß Du leideſt, iſt Amandens wahres
Leiden!
Ein truͤber Blick, ein Ach, das Dir entfaͤhrt,
Jſt, was mir tauſendfach die eigne Noth er-
ſchwert.
Sprich nicht von dem, was ich fuͤr Dich
gegeben,
Fuͤr Dich gethan! Jch that, was mir mein
Herz gebot,
That's fuͤr mich ſelbſt. Der zehenfacher Tod
Nicht bittrer iſt, als ohne Dich zu leben.
Was unſer Schickſal iſt, hilft Deine Liebe mir,
Hilft meine Liebe Dir ertragen;
So ſchwer es ſey, ſo unertraͤglich — hier
Jſt meine Hand! — ich will's mit Freuden
tragen.
Die Liebe ſucht und kennt keinen andern Ge-
nuß, als in der Liebe. Aus ihr quillen die Freu-
den und Leiden der Liebenden; keine Freude von
außen kann den Kummer der Liebe ſtillen; kein
aͤußeres Elend ihre Freuden ſtoͤren.
Nacht iſt nicht Nacht fuͤr ſie; Elyſium
Und Himmelreich iſt alles um und um;
Jhr Sonnenſchein ergießet ſich von innen,
Und jeder Augenblick entfaltet neue Sinnen *).
Die
*) Wielands Oberon. Fuͤnfter Geſang. 85.
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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791, S. 540. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche02_1791/256>, abgerufen am 25.11.2024.
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