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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791.

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ihm im Spiele etwas abgewinnt. Er fragt nicht
darnach, wie viel ihm etwas nütze; es zu haben,
ist ihm genug. Er wird vom heftigsten Brodt-
neid gequält, und wendet feyerliche Betheurun-
gen des Werths seiner Waaren, heilige Ver-
sicherungen seiner Uneigennützigkeit und seines eig-
nen Schadens, kriechende Schmeicheleyen, und
Verachtung und Herabsetzung seiner Nebenbuhler
an, um den Vortheil in seine Hände zu spielen.
So eifrig er dafür sorgt, von allen Dingen Nu-
tzen zu ziehen, so wenig gönnt er dies Andern.
Er dingt mit dem armen Handwerksmann und
Taglöhner auf die unbarmherzigste Weise, und
schwört, wenn er viel zu wenig bezahlt hat, doch,
daß er übertheuert sey. Wer ihm keinen Ge-
winn bringt, wird geringgeschätzt; wer ihn in sei-
nen habsüchtigen Geschäften stört, kalt und auch
wohl unhöflich begegnet. Man mache ihn ja
nicht zum Besorger solcher Angelegenheiten, welche
gemeinschaftliche Geldbeyträge verlangen; denn
er wird bey der Berechnung eher das allgemeine
Jnteresse, als seinen eignen Vortheil vergessen.
Reiche und kinderlose Greise sind das Ziel seiner
Nachstellungen. Er sucht ihre Gunst durch klei-
ne Geschenke zu erkaufen, und durch schmeichelnde
Dienstleistungen zu erbetteln, damit er in ihrem
Testament bedacht werde. Er ist redlich oder un-
redlich, Freund oder Feind, tugendhaft oder la-

ster-

ihm im Spiele etwas abgewinnt. Er fragt nicht
darnach, wie viel ihm etwas nuͤtze; es zu haben,
iſt ihm genug. Er wird vom heftigſten Brodt-
neid gequaͤlt, und wendet feyerliche Betheurun-
gen des Werths ſeiner Waaren, heilige Ver-
ſicherungen ſeiner Uneigennuͤtzigkeit und ſeines eig-
nen Schadens, kriechende Schmeicheleyen, und
Verachtung und Herabſetzung ſeiner Nebenbuhler
an, um den Vortheil in ſeine Haͤnde zu ſpielen.
So eifrig er dafuͤr ſorgt, von allen Dingen Nu-
tzen zu ziehen, ſo wenig goͤnnt er dies Andern.
Er dingt mit dem armen Handwerksmann und
Tagloͤhner auf die unbarmherzigſte Weiſe, und
ſchwoͤrt, wenn er viel zu wenig bezahlt hat, doch,
daß er uͤbertheuert ſey. Wer ihm keinen Ge-
winn bringt, wird geringgeſchaͤtzt; wer ihn in ſei-
nen habſuͤchtigen Geſchaͤften ſtoͤrt, kalt und auch
wohl unhoͤflich begegnet. Man mache ihn ja
nicht zum Beſorger ſolcher Angelegenheiten, welche
gemeinſchaftliche Geldbeytraͤge verlangen; denn
er wird bey der Berechnung eher das allgemeine
Jntereſſe, als ſeinen eignen Vortheil vergeſſen.
Reiche und kinderloſe Greiſe ſind das Ziel ſeiner
Nachſtellungen. Er ſucht ihre Gunſt durch klei-
ne Geſchenke zu erkaufen, und durch ſchmeichelnde
Dienſtleiſtungen zu erbetteln, damit er in ihrem
Teſtament bedacht werde. Er iſt redlich oder un-
redlich, Freund oder Feind, tugendhaft oder la-

ſter-
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[486/0202] ihm im Spiele etwas abgewinnt. Er fragt nicht darnach, wie viel ihm etwas nuͤtze; es zu haben, iſt ihm genug. Er wird vom heftigſten Brodt- neid gequaͤlt, und wendet feyerliche Betheurun- gen des Werths ſeiner Waaren, heilige Ver- ſicherungen ſeiner Uneigennuͤtzigkeit und ſeines eig- nen Schadens, kriechende Schmeicheleyen, und Verachtung und Herabſetzung ſeiner Nebenbuhler an, um den Vortheil in ſeine Haͤnde zu ſpielen. So eifrig er dafuͤr ſorgt, von allen Dingen Nu- tzen zu ziehen, ſo wenig goͤnnt er dies Andern. Er dingt mit dem armen Handwerksmann und Tagloͤhner auf die unbarmherzigſte Weiſe, und ſchwoͤrt, wenn er viel zu wenig bezahlt hat, doch, daß er uͤbertheuert ſey. Wer ihm keinen Ge- winn bringt, wird geringgeſchaͤtzt; wer ihn in ſei- nen habſuͤchtigen Geſchaͤften ſtoͤrt, kalt und auch wohl unhoͤflich begegnet. Man mache ihn ja nicht zum Beſorger ſolcher Angelegenheiten, welche gemeinſchaftliche Geldbeytraͤge verlangen; denn er wird bey der Berechnung eher das allgemeine Jntereſſe, als ſeinen eignen Vortheil vergeſſen. Reiche und kinderloſe Greiſe ſind das Ziel ſeiner Nachſtellungen. Er ſucht ihre Gunſt durch klei- ne Geſchenke zu erkaufen, und durch ſchmeichelnde Dienſtleiſtungen zu erbetteln, damit er in ihrem Teſtament bedacht werde. Er iſt redlich oder un- redlich, Freund oder Feind, tugendhaft oder la- ſter-

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Zitationshilfe: Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791, S. 486. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche02_1791/202>, abgerufen am 22.11.2024.