tung des Lebens; darum müssen diese Dinge, so wie das, was in ihren Besitz setzen kann, wie z. B. das Geld, begehrt werden. Aber man wünscht nicht blos, sie zu haben, man will sie gern eigenthümlich besitzen, und vertauscht gern den prekären Besitz einer größern Summe der äußern Güter mit einem kleinern Eigenthum. Der Grund dieser Neigung zum Eigenthum liegt in dem Widerwillen des Menschen gegen jede Art von Abhängigkeit und der Liebe zur Freyheit; wo- zu noch kommt, daß man, wenn man etwas zu eigen besitzt, sichrer seyn kann, daß der Besitz dauernd seyn werde, als wenn es vom Zufall, oder dem guten Willen Andrer abhängt, wie lange man etwas besitzen und genießen soll.
Zuweilen hat es den Anschein, als wenn je- mand die äußern Güter, nicht als Mittel, sein Leben zu erhalten und bequemer zu machen, son- dern an sich selbst werth halte und begehre. Jn- deß, wenn man die Sache genauer untersucht, wird es sich entdecken, daß doch der erste Beweg- grund des Strebens nach Geld und Gut in dem Wunsch lag, sich dadurch ein bequemes, ange- nehmes und ruhiges Leben zu verschaffen, wenn es gleich nicht wirklich dazu angewandt wird. Jch behaupte sogar, daß bey solchen Leuten der Wunsch, gut leben zu können, stärker ist, als bey Andern,
welche
Gg 5
tung des Lebens; darum muͤſſen dieſe Dinge, ſo wie das, was in ihren Beſitz ſetzen kann, wie z. B. das Geld, begehrt werden. Aber man wuͤnſcht nicht blos, ſie zu haben, man will ſie gern eigenthuͤmlich beſitzen, und vertauſcht gern den prekaͤren Beſitz einer groͤßern Summe der aͤußern Guͤter mit einem kleinern Eigenthum. Der Grund dieſer Neigung zum Eigenthum liegt in dem Widerwillen des Menſchen gegen jede Art von Abhaͤngigkeit und der Liebe zur Freyheit; wo- zu noch kommt, daß man, wenn man etwas zu eigen beſitzt, ſichrer ſeyn kann, daß der Beſitz dauernd ſeyn werde, als wenn es vom Zufall, oder dem guten Willen Andrer abhaͤngt, wie lange man etwas beſitzen und genießen ſoll.
Zuweilen hat es den Anſchein, als wenn je- mand die aͤußern Guͤter, nicht als Mittel, ſein Leben zu erhalten und bequemer zu machen, ſon- dern an ſich ſelbſt werth halte und begehre. Jn- deß, wenn man die Sache genauer unterſucht, wird es ſich entdecken, daß doch der erſte Beweg- grund des Strebens nach Geld und Gut in dem Wunſch lag, ſich dadurch ein bequemes, ange- nehmes und ruhiges Leben zu verſchaffen, wenn es gleich nicht wirklich dazu angewandt wird. Jch behaupte ſogar, daß bey ſolchen Leuten der Wunſch, gut leben zu koͤnnen, ſtaͤrker iſt, als bey Andern,
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tung des Lebens; darum muͤſſen dieſe Dinge, ſo
wie das, was in ihren Beſitz ſetzen kann, wie
z. B. das Geld, begehrt werden. Aber man
wuͤnſcht nicht blos, ſie zu haben, man will ſie
gern eigenthuͤmlich beſitzen, und vertauſcht gern
den prekaͤren Beſitz einer groͤßern Summe der
aͤußern Guͤter mit einem kleinern Eigenthum.
Der Grund dieſer Neigung zum Eigenthum liegt
in dem Widerwillen des Menſchen gegen jede Art
von Abhaͤngigkeit und der Liebe zur Freyheit; wo-
zu noch kommt, daß man, wenn man etwas zu
eigen beſitzt, ſichrer ſeyn kann, daß der Beſitz
dauernd ſeyn werde, als wenn es vom Zufall,
oder dem guten Willen Andrer abhaͤngt, wie
lange man etwas beſitzen und genießen ſoll.
Zuweilen hat es den Anſchein, als wenn je-
mand die aͤußern Guͤter, nicht als Mittel, ſein
Leben zu erhalten und bequemer zu machen, ſon-
dern an ſich ſelbſt werth halte und begehre. Jn-
deß, wenn man die Sache genauer unterſucht,
wird es ſich entdecken, daß doch der erſte Beweg-
grund des Strebens nach Geld und Gut in dem
Wunſch lag, ſich dadurch ein bequemes, ange-
nehmes und ruhiges Leben zu verſchaffen, wenn es
gleich nicht wirklich dazu angewandt wird. Jch
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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791, S. 473. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche02_1791/189>, abgerufen am 24.12.2024.
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