niß, das du mit dem verworfnen Elenden vor- giebst, der mit lauter Almosen groß gemacht, und mit kalten Schüsseln und Brosamen des Hofes gefüttert wurde, ist gar kein Bündniß; gar keins. Und wenn es gleich bey geringern Partheyen er- laubt wird -- und wer ist geringer, als er? -- ihre Seelen, von denen man doch nichts weiter erwarten kann, als Lumpen und Bettelkinder, durch ein selbstgewähltes Band zu verknüpfen, so wirst du doch von solch einer freyen Wahl durch die Wichtigkeit der Krone abgehalten, und darfst ihre kostbare Zierde nicht durch einen niedrigen Sclaven entehren, einen Livreybedienten, den Lakey eines Dorfjunkers, einen Tafeldecker; und nicht einmal so viel."*)
Ganz im Geschmack des Hochmüthigen äu- ßert er im ersten Auftritt des zweyten Acts seinen kindischen Unwillen über sein Unglück im Spiel und seine Erbitterung über die Freymüthigkeit ei- nes Mannes, der ihm die Flüche, welche er aus- gestoßen, verwiesen hatte. Wenn ein ehrlicher Mann, so sagt er, Lust hat zu fluchen, so schickt sich's doch nicht für die, die um ihn sind, seinen Flüchen den Schwanz abzuschneiden. -- Der Schurke, der! fährt er fort, ich sollte ihm Ge- nugthuung geben? -- wär' er doch nur von gleichem Range mit mir gewesen. -- -- Mich
ver-
*) 2. Aufz. 3. Auftr.
Ff 3
niß, das du mit dem verworfnen Elenden vor- giebſt, der mit lauter Almoſen groß gemacht, und mit kalten Schuͤſſeln und Broſamen des Hofes gefuͤttert wurde, iſt gar kein Buͤndniß; gar keins. Und wenn es gleich bey geringern Partheyen er- laubt wird — und wer iſt geringer, als er? — ihre Seelen, von denen man doch nichts weiter erwarten kann, als Lumpen und Bettelkinder, durch ein ſelbſtgewaͤhltes Band zu verknuͤpfen, ſo wirſt du doch von ſolch einer freyen Wahl durch die Wichtigkeit der Krone abgehalten, und darfſt ihre koſtbare Zierde nicht durch einen niedrigen Sclaven entehren, einen Livreybedienten, den Lakey eines Dorfjunkers, einen Tafeldecker; und nicht einmal ſo viel.„*)
Ganz im Geſchmack des Hochmuͤthigen aͤu- ßert er im erſten Auftritt des zweyten Acts ſeinen kindiſchen Unwillen uͤber ſein Ungluͤck im Spiel und ſeine Erbitterung uͤber die Freymuͤthigkeit ei- nes Mannes, der ihm die Fluͤche, welche er aus- geſtoßen, verwieſen hatte. Wenn ein ehrlicher Mann, ſo ſagt er, Luſt hat zu fluchen, ſo ſchickt ſich's doch nicht fuͤr die, die um ihn ſind, ſeinen Fluͤchen den Schwanz abzuſchneiden. — Der Schurke, der! faͤhrt er fort, ich ſollte ihm Ge- nugthuung geben? — waͤr' er doch nur von gleichem Range mit mir geweſen. — — Mich
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*) 2. Aufz. 3. Auftr.
Ff 3
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niß, das du mit dem verworfnen Elenden vor-
giebſt, der mit lauter Almoſen groß gemacht, und
mit kalten Schuͤſſeln und Broſamen des Hofes
gefuͤttert wurde, iſt gar kein Buͤndniß; gar keins.
Und wenn es gleich bey geringern Partheyen er-
laubt wird — und wer iſt geringer, als er? —
ihre Seelen, von denen man doch nichts weiter
erwarten kann, als Lumpen und Bettelkinder,
durch ein ſelbſtgewaͤhltes Band zu verknuͤpfen, ſo
wirſt du doch von ſolch einer freyen Wahl durch
die Wichtigkeit der Krone abgehalten, und darfſt
ihre koſtbare Zierde nicht durch einen niedrigen
Sclaven entehren, einen Livreybedienten, den Lakey
eines Dorfjunkers, einen Tafeldecker; und nicht
einmal ſo viel.„ *)
Ganz im Geſchmack des Hochmuͤthigen aͤu-
ßert er im erſten Auftritt des zweyten Acts ſeinen
kindiſchen Unwillen uͤber ſein Ungluͤck im Spiel
und ſeine Erbitterung uͤber die Freymuͤthigkeit ei-
nes Mannes, der ihm die Fluͤche, welche er aus-
geſtoßen, verwieſen hatte. Wenn ein ehrlicher
Mann, ſo ſagt er, Luſt hat zu fluchen, ſo ſchickt
ſich's doch nicht fuͤr die, die um ihn ſind, ſeinen
Fluͤchen den Schwanz abzuſchneiden. — Der
Schurke, der! faͤhrt er fort, ich ſollte ihm Ge-
nugthuung geben? — waͤr' er doch nur von
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*) 2. Aufz. 3. Auftr.
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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche02_1791/169>, abgerufen am 24.11.2024.
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