samkeit, welche sie auf uns richten, und die Ehre, welche sie uns erweisen, daß sie auch etwas Voll- kommnes und Schätzenswürdiges in uns entde- cken, dann hat die Eigenliebe die Freude, ihre Meynung bestätigt zu sehen.
Aber nicht allein um ihrer selbst willen wird die Ehre begehrt, auch die aus derselben fließenden anderweitigen Vortheile erwecken den Trieb nach derselben.
Wer geehrt ist, auf den sind Andre aufmerk- sam und behutsam in dem Betragen gegen ihn. Er kann darauf rechnen, daß Andre sich leichter nach ihm bequemen werden, da ein jeder sich gern an denjenigen anschließt, welcher geachtet ist, weil er sich selbst dadurch Achtung verschaft; er kann sichrer seyn vor Beleidigungen, auf Hülfe und Unterstützung, wenn er ihrer bedarf, mit Wahr- scheinlichkeit hoffen, und gewiß erwarten, daß seiner Ehre auch andre Belohnungen folgen werden.
Jn dem mit dem edlen Gefühle der Liebe und Dankbarkeit erfüllten Menschen, kann der Wunsch, die, welche er liebt, zu erfreuen, denen, welche ihm wohl thaten, zu zeigen, daß er der Wohlthat würdig war, den Trieb nach Ehre außerordent- lich verstärken. Der erste Gedanke des edlen Sohns, wenn ihn die Ehre erfreut, ist: die Freude, die er dadurch einem treuen Vater und
einer
ſamkeit, welche ſie auf uns richten, und die Ehre, welche ſie uns erweiſen, daß ſie auch etwas Voll- kommnes und Schaͤtzenswuͤrdiges in uns entde- cken, dann hat die Eigenliebe die Freude, ihre Meynung beſtaͤtigt zu ſehen.
Aber nicht allein um ihrer ſelbſt willen wird die Ehre begehrt, auch die aus derſelben fließenden anderweitigen Vortheile erwecken den Trieb nach derſelben.
Wer geehrt iſt, auf den ſind Andre aufmerk- ſam und behutſam in dem Betragen gegen ihn. Er kann darauf rechnen, daß Andre ſich leichter nach ihm bequemen werden, da ein jeder ſich gern an denjenigen anſchließt, welcher geachtet iſt, weil er ſich ſelbſt dadurch Achtung verſchaft; er kann ſichrer ſeyn vor Beleidigungen, auf Huͤlfe und Unterſtuͤtzung, wenn er ihrer bedarf, mit Wahr- ſcheinlichkeit hoffen, und gewiß erwarten, daß ſeiner Ehre auch andre Belohnungen folgen werden.
Jn dem mit dem edlen Gefuͤhle der Liebe und Dankbarkeit erfuͤllten Menſchen, kann der Wunſch, die, welche er liebt, zu erfreuen, denen, welche ihm wohl thaten, zu zeigen, daß er der Wohlthat wuͤrdig war, den Trieb nach Ehre außerordent- lich verſtaͤrken. Der erſte Gedanke des edlen Sohns, wenn ihn die Ehre erfreut, iſt: die Freude, die er dadurch einem treuen Vater und
einer
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ſamkeit, welche ſie auf uns richten, und die Ehre,
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kommnes und Schaͤtzenswuͤrdiges in uns entde-
cken, dann hat die Eigenliebe die Freude, ihre
Meynung beſtaͤtigt zu ſehen.
Aber nicht allein um ihrer ſelbſt willen wird
die Ehre begehrt, auch die aus derſelben fließenden
anderweitigen Vortheile erwecken den Trieb nach
derſelben.
Wer geehrt iſt, auf den ſind Andre aufmerk-
ſam und behutſam in dem Betragen gegen ihn.
Er kann darauf rechnen, daß Andre ſich leichter
nach ihm bequemen werden, da ein jeder ſich gern
an denjenigen anſchließt, welcher geachtet iſt, weil
er ſich ſelbſt dadurch Achtung verſchaft; er kann
ſichrer ſeyn vor Beleidigungen, auf Huͤlfe und
Unterſtuͤtzung, wenn er ihrer bedarf, mit Wahr-
ſcheinlichkeit hoffen, und gewiß erwarten, daß
ſeiner Ehre auch andre Belohnungen folgen
werden.
Jn dem mit dem edlen Gefuͤhle der Liebe und
Dankbarkeit erfuͤllten Menſchen, kann der Wunſch,
die, welche er liebt, zu erfreuen, denen, welche
ihm wohl thaten, zu zeigen, daß er der Wohlthat
wuͤrdig war, den Trieb nach Ehre außerordent-
lich verſtaͤrken. Der erſte Gedanke des edlen
Sohns, wenn ihn die Ehre erfreut, iſt: die
Freude, die er dadurch einem treuen Vater und
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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche02_1791/112>, abgerufen am 22.11.2024.
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