Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791.Septem illum (Orphea) totos perhibent ex*) Furcht und Besorgniß finden in jedem Ge- Reiß't mir Der von seinen Töchtern schrecklich gemis- deinen *) Sieben Mond' auf einander, erzählt man, hab'
er (Orpheus) beständig Unter dem luftigen Fels an Strymons ödem Ge- wässer Thränenvoll sein Loos in den kalten Grotten durch- jammert. Septem illum (Orphea) totos perhibent ex*) Furcht und Beſorgniß finden in jedem Ge- Reiß't mir Der von ſeinen Toͤchtern ſchrecklich gemis- deinen *) Sieben Mond' auf einander, erzaͤhlt man, hab'
er (Orpheus) beſtaͤndig Unter dem luftigen Fels an Strymons oͤdem Ge- waͤſſer Thraͤnenvoll ſein Loos in den kalten Grotten durch- jammert. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0082" n="58"/> <cit> <quote> <hi rendition="#aq">Septem illum (Orphea) totos perhibent ex<lb/><hi rendition="#et">ordine menſes</hi><lb/> Rupe ſub aëria deſerti ad Strymonis undam<lb/> Fleviſſe, et gelidis haec evoluiſſe ſub antris.</hi> </quote> </cit> <note place="foot" n="*)">Sieben Mond' auf einander, erzaͤhlt man, hab'<lb/><hi rendition="#et">er (Orpheus) beſtaͤndig</hi><lb/> Unter dem luftigen Fels an Strymons oͤdem Ge-<lb/><hi rendition="#et">waͤſſer</hi><lb/> Thraͤnenvoll ſein Loos in den kalten Grotten durch-<lb/><hi rendition="#et">jammert.</hi></note><lb/> <p>Furcht und Beſorgniß finden in jedem Ge-<lb/> genſtand einen lauernden Feind, eine Quelle des<lb/> Schreckens. Unaufhoͤrlich aͤngſtigten Philipp von<lb/> Spanien die Geſpenſter ſeines eiferſuͤchtigen Arg-<lb/> wohns.</p><lb/> <cit> <quote>Reiß't mir<lb/> den Scorpion von meinem Kuͤßen — Schlaf?<lb/> Schlaf find' ich in Eskurial — — So lange<lb/> der Koͤnig ſchlaͤft, iſt er um ſeine Krone,<lb/> der Mann um ſeines Weibes Herz.</quote> </cit><lb/> <p>Der von ſeinen Toͤchtern ſchrecklich gemis-<lb/> handelte und bis zur Raſerey erzuͤrnte Lear ſieht,<lb/> wo er geht und ſteht, nur Toͤchter. Er kommt<lb/> mit Kent in die Huͤtte, in welcher der junge Ed-<lb/> gar, als ein Raſender verkleidet, ſich befindet.<lb/> Das erſte, was Lear fragt, iſt: Haſt du etwa<lb/> <fw place="bottom" type="catch">deinen</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [58/0082]
Septem illum (Orphea) totos perhibent ex
ordine menſes
Rupe ſub aëria deſerti ad Strymonis undam
Fleviſſe, et gelidis haec evoluiſſe ſub antris. *)
Furcht und Beſorgniß finden in jedem Ge-
genſtand einen lauernden Feind, eine Quelle des
Schreckens. Unaufhoͤrlich aͤngſtigten Philipp von
Spanien die Geſpenſter ſeines eiferſuͤchtigen Arg-
wohns.
Reiß't mir
den Scorpion von meinem Kuͤßen — Schlaf?
Schlaf find' ich in Eskurial — — So lange
der Koͤnig ſchlaͤft, iſt er um ſeine Krone,
der Mann um ſeines Weibes Herz.
Der von ſeinen Toͤchtern ſchrecklich gemis-
handelte und bis zur Raſerey erzuͤrnte Lear ſieht,
wo er geht und ſteht, nur Toͤchter. Er kommt
mit Kent in die Huͤtte, in welcher der junge Ed-
gar, als ein Raſender verkleidet, ſich befindet.
Das erſte, was Lear fragt, iſt: Haſt du etwa
deinen
*) Sieben Mond' auf einander, erzaͤhlt man, hab'
er (Orpheus) beſtaͤndig
Unter dem luftigen Fels an Strymons oͤdem Ge-
waͤſſer
Thraͤnenvoll ſein Loos in den kalten Grotten durch-
jammert.
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