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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791.

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2.
Regel der Klarheit des Bewußtseyns der
vorstellenden Person.

Das Bewußtseyn der Person sticht in
verhältnißmäßigen Gedanken hervor, wenn
die in der Seele lebenden Vorstellungen sich
auf Empfindungen des Subjekts beziehn,
den Fall abgerechnet, wo die Empfindung
zu stark ist.
(s. 1. Regel.)

Denn Empfindung ist eine angenehme oder
unangenehme Veränderung des Zustandes der vor-
stellenden Person; bey Empfindungsvorstellungen
also wird ganz natürlich das Vermögen des Be-
wußtseyns mehr auf die empfindende Person, als
den Gegenstand der Empfindung gerichtet wer-
den, das Bewußtseyn der Person mithin klarer
seyn, als das, des Vorstellungsgegenstandes.

Daher ist der Leidende gemeinhin seiner sich
nur gar zu gut bewußt, und des Gegenstandes,
der sein Leiden wirkte, nur in so fern er in ihm
zur Empfindung wird.

Als die liebende Dido von Aeneas Abreise
hört, sieht sie nur sich und ist sich nur dessen be-
wußt, was ihr Unglück werden kann.

"Ha, deinetwegen hassen Lybiens Völker mich
und der Numidier Tyrannen -- die Tyrier sind

mir
2.
Regel der Klarheit des Bewußtſeyns der
vorſtellenden Perſon.

Das Bewußtſeyn der Perſon ſticht in
verhaͤltnißmaͤßigen Gedanken hervor, wenn
die in der Seele lebenden Vorſtellungen ſich
auf Empfindungen des Subjekts beziehn,
den Fall abgerechnet, wo die Empfindung
zu ſtark iſt.
(ſ. 1. Regel.)

Denn Empfindung iſt eine angenehme oder
unangenehme Veraͤnderung des Zuſtandes der vor-
ſtellenden Perſon; bey Empfindungsvorſtellungen
alſo wird ganz natuͤrlich das Vermoͤgen des Be-
wußtſeyns mehr auf die empfindende Perſon, als
den Gegenſtand der Empfindung gerichtet wer-
den, das Bewußtſeyn der Perſon mithin klarer
ſeyn, als das, des Vorſtellungsgegenſtandes.

Daher iſt der Leidende gemeinhin ſeiner ſich
nur gar zu gut bewußt, und des Gegenſtandes,
der ſein Leiden wirkte, nur in ſo fern er in ihm
zur Empfindung wird.

Als die liebende Dido von Aeneas Abreiſe
hoͤrt, ſieht ſie nur ſich und iſt ſich nur deſſen be-
wußt, was ihr Ungluͤck werden kann.

„Ha, deinetwegen haſſen Lybiens Voͤlker mich
und der Numidier Tyrannen — die Tyrier ſind

mir
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[26/0050] 2. Regel der Klarheit des Bewußtſeyns der vorſtellenden Perſon. Das Bewußtſeyn der Perſon ſticht in verhaͤltnißmaͤßigen Gedanken hervor, wenn die in der Seele lebenden Vorſtellungen ſich auf Empfindungen des Subjekts beziehn, den Fall abgerechnet, wo die Empfindung zu ſtark iſt. (ſ. 1. Regel.) Denn Empfindung iſt eine angenehme oder unangenehme Veraͤnderung des Zuſtandes der vor- ſtellenden Perſon; bey Empfindungsvorſtellungen alſo wird ganz natuͤrlich das Vermoͤgen des Be- wußtſeyns mehr auf die empfindende Perſon, als den Gegenſtand der Empfindung gerichtet wer- den, das Bewußtſeyn der Perſon mithin klarer ſeyn, als das, des Vorſtellungsgegenſtandes. Daher iſt der Leidende gemeinhin ſeiner ſich nur gar zu gut bewußt, und des Gegenſtandes, der ſein Leiden wirkte, nur in ſo fern er in ihm zur Empfindung wird. Als die liebende Dido von Aeneas Abreiſe hoͤrt, ſieht ſie nur ſich und iſt ſich nur deſſen be- wußt, was ihr Ungluͤck werden kann. „Ha, deinetwegen haſſen Lybiens Voͤlker mich und der Numidier Tyrannen — die Tyrier ſind mir

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Zitationshilfe: Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche01_1791/50>, abgerufen am 21.11.2024.