Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791.Hunger und Durst beziehn sich auf die Er- Wer kann die weisen Winke der Natur in Wohl dem, der auch in diesem Stück dem Zweyte
Hunger und Durſt beziehn ſich auf die Er- Wer kann die weiſen Winke der Natur in Wohl dem, der auch in dieſem Stuͤck dem Zweyte
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Hunger und Durſt beziehn ſich auf die Er-
haltung des Jndividuums. Der Geſchlechtstrieb
auf die Erhaltung des Geſchlechts.
Wer kann die weiſen Winke der Natur in
der Staͤrke und oͤftern Wiederkehr dieſer Em-
pfindungen verkennen? — Hunger und Durſt
ſind nicht zu unterdruͤcken und werden alltaͤglich
empfunden; der Geſchlechtstrieb kann unterdruͤckt
werden, und wird, wenn man der Natur nicht
vorgreift, nur ſelten ſo ſtark, als jene, ſich regen. —
Jene mußten ſo ſtark ſeyn und ſo ofte empfunden
werden, weil die koͤrperliche Maſchine nie ohne
Nahrung ſeyn kann; dieſer konnte und mußte
ſeltner und leichter zu unterdruͤcken ſeyn, weil ei-
ne zu haͤufige Regung und Befriedigung deſſelben
den Zweck der Natur die Erhaltung des Ge-
ſchlechts nicht erfuͤllen und die Kraͤfte des Jndivi-
duums zerſtoͤren wuͤrde.
Wohl dem, der auch in dieſem Stuͤck dem
ſtoiſchen Grundſatz gemaͤß lebt: Folge der Na-
tur! —
Zweyte
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Zitationshilfe: | Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche01_1791/40>, abgerufen am 17.02.2025. |