Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791.Man hüte sich zuförderst über irgend etwas Um nun aber eine Sache von allen Seiten gen, T 3
Man huͤte ſich zufoͤrderſt uͤber irgend etwas Um nun aber eine Sache von allen Seiten gen, T 3
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Man huͤte ſich zufoͤrderſt uͤber irgend etwas
beſtimmt zu urtheilen, welches man nicht von al-
len Seiten betrachtet hat. Man muß dabey ir-
ren, und gewoͤhnt ſich endlich an ein unuͤberleg-
tes und daher einſeitiges und oberflaͤchliches Ur-
theil.
Um nun aber eine Sache von allen Seiten
anſehn zu koͤnnen, iſt noͤthig, ſich die Kenntniſſe
zu verſchaffen, welche dazu erfordert werden.
Man ſammle ſich daher ſo viel Kenntniſſe als
moͤglich, beſonders in denjenigen Stuͤcken, wel-
che am haͤufigſten unſerm Urtheil vorgelegt wer-
den koͤnnen. — Der Verſtand will geuͤbt ſeyn,
wenn er zu einiger Kraft kommen ſoll. Wer
Andre fuͤr ſich denken laͤßt, lernt nie ſelbſt denken.
Daher gewoͤhne man ſich ja nicht daran, auf die
Worte eines Andern zu ſchwoͤren. Dies macht
den Verſtand traͤge und kraftlos. Man huͤte
ſich daher vor Beſchaͤftigungen des Geiſtes, wel-
che ſeinem Alter und Kraͤften noch zu ſchwer ſind:
hier muß man nachſagen, weil man nicht ſelbſt
ſehen kann. Man laſſe nicht die Zunge dem
Verſtande voreilen, ſondern dieſen erſt denken,
was jene ausſpricht; ſonſt raͤcht ſich der beleidig-
te Verſtand am Ende dadurch, daß er ganz zu-
ruͤckbleibt. Wo man irgend etwas wahrnimmt,
verſuche man daran ſeinen Verſtand, oder ge-
woͤhne ſich zu beobachten. Wird man Handlun-
gen,
T 3
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