vergessen ließ. "Doch nun, so erzählt der edle Mann, Doch nun kam die Vernunft allmählig wieder. Sie sprach mit sanfter Stimm': "und doch ist Gott! Doch war auch Gottes Rathschluß das! Wohl- an! Komm! übe, was du längst begriffen hast, Was sicherlich zu üben schwerer nicht, Als zu begreifen ist, wenn du nur willst. Steh auf!" -- Jch stand, und rief zu Gott: ich will! Willst du nur, daß ich will. -- -- --
Jndem er so von der Vernunft sich zureden ließ, kam ein Reuter und überreichte ihm ein un- bekanntes Kind, welches er in seinen Mantel ge- hüllt hatte. Und Nathan nahm Das Kind, trugs auf sein Lager, küßt' es, warf Sich auf die Knie' und schluchzte: Gott! auf Sieben Doch nun schon Eines wieder!
Sammle in deine Phantasie angenehme Vorstellungen, sieh von jedem Dinge die beste Seite, und übe dich im Uebel selbst das Gute zu entdecken; dann wird deine Einbildungs- kraft dir eine Quelle der Freuden werden.
II.
vergeſſen ließ. „Doch nun, ſo erzaͤhlt der edle Mann, Doch nun kam die Vernunft allmaͤhlig wieder. Sie ſprach mit ſanfter Stimm': „und doch iſt Gott! Doch war auch Gottes Rathſchluß das! Wohl- an! Komm! uͤbe, was du laͤngſt begriffen haſt, Was ſicherlich zu uͤben ſchwerer nicht, Als zu begreifen iſt, wenn du nur willſt. Steh auf!„ — Jch ſtand, und rief zu Gott: ich will! Willſt du nur, daß ich will. — — —
Jndem er ſo von der Vernunft ſich zureden ließ, kam ein Reuter und uͤberreichte ihm ein un- bekanntes Kind, welches er in ſeinen Mantel ge- huͤllt hatte. Und Nathan nahm Das Kind, trugs auf ſein Lager, kuͤßt' es, warf Sich auf die Knie' und ſchluchzte: Gott! auf Sieben Doch nun ſchon Eines wieder!
Sammle in deine Phantaſie angenehme Vorſtellungen, ſieh von jedem Dinge die beſte Seite, und uͤbe dich im Uebel ſelbſt das Gute zu entdecken; dann wird deine Einbildungs- kraft dir eine Quelle der Freuden werden.
II.
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vergeſſen ließ. „Doch nun, ſo erzaͤhlt der edle
Mann,
Doch nun kam die Vernunft allmaͤhlig wieder.
Sie ſprach mit ſanfter Stimm': „und doch iſt
Gott!
Doch war auch Gottes Rathſchluß das! Wohl-
an!
Komm! uͤbe, was du laͤngſt begriffen haſt,
Was ſicherlich zu uͤben ſchwerer nicht,
Als zu begreifen iſt, wenn du nur willſt.
Steh auf!„ — Jch ſtand, und rief zu Gott:
ich will!
Willſt du nur, daß ich will. — — —
Jndem er ſo von der Vernunft ſich zureden
ließ, kam ein Reuter und uͤberreichte ihm ein un-
bekanntes Kind, welches er in ſeinen Mantel ge-
huͤllt hatte. Und Nathan nahm
Das Kind, trugs auf ſein Lager, kuͤßt' es, warf
Sich auf die Knie' und ſchluchzte: Gott! auf
Sieben
Doch nun ſchon Eines wieder!
Sammle in deine Phantaſie angenehme
Vorſtellungen, ſieh von jedem Dinge die beſte
Seite, und uͤbe dich im Uebel ſelbſt das Gute
zu entdecken; dann wird deine Einbildungs-
kraft dir eine Quelle der Freuden werden.
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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche01_1791/302>, abgerufen am 16.02.2025.
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