stes seyn, und darnach die Schwärmerey eine sinnliche oder geistige, welche letztere wiederum in die intellektuelle und moralische getheilt wer- den kann, in so fern ihr Gegenstand dem Ver- stande oder dem Willen angehört.
Der sinnliche Schwärmer hat einen wirkli- chen Gegenstand; aber die geblendete Phantasie läßt ihn das Maaß des Gefühls für denselben überschreiten. Jeder, der etwas, was die Sinn- lichkeit afficirt, heftiger begehrt, oder ängstlicher flieht, als Vernunft und Pflicht es billigen, ist in so fern dieses Namens werth. Hier ver- schwendet einer Haab und Gut, um bauen zu können; läßt aus allen Theilen der Welt Modelle verschreiben, und vergißt sich, sein Weib und seine Kinder, wenn er nur seine schwärmerische Lust befriedigen kann. -- Dort taumelt ein andrer in dem Gewirre erhabner Gefühle, erregt durch den Anblick eines Hügels, den die Phantasie zur Riesenkoppe zaubert; durch die Schatten eines Tannenwäldchens, den er zum heiligen Hayn umschaft, oder durch die Anhörung einer Musik, die ihm die sphärische dünkt. Dieser wird gequält von widrigen Empfindungen, wenn er einen Uhu, eine Maus oder eine Katze erblickt; wähnt, er könne diesen Anblick nicht ertragen, und flieht, ohne verfolgt zu werden. Jener wird betäubt von schmerzhaften Empfindungen bey dem Anblick
einer
ſtes ſeyn, und darnach die Schwaͤrmerey eine ſinnliche oder geiſtige, welche letztere wiederum in die intellektuelle und moraliſche getheilt wer- den kann, in ſo fern ihr Gegenſtand dem Ver- ſtande oder dem Willen angehoͤrt.
Der ſinnliche Schwaͤrmer hat einen wirkli- chen Gegenſtand; aber die geblendete Phantaſie laͤßt ihn das Maaß des Gefuͤhls fuͤr denſelben uͤberſchreiten. Jeder, der etwas, was die Sinn- lichkeit afficirt, heftiger begehrt, oder aͤngſtlicher flieht, als Vernunft und Pflicht es billigen, iſt in ſo fern dieſes Namens werth. Hier ver- ſchwendet einer Haab und Gut, um bauen zu koͤnnen; laͤßt aus allen Theilen der Welt Modelle verſchreiben, und vergißt ſich, ſein Weib und ſeine Kinder, wenn er nur ſeine ſchwaͤrmeriſche Luſt befriedigen kann. — Dort taumelt ein andrer in dem Gewirre erhabner Gefuͤhle, erregt durch den Anblick eines Huͤgels, den die Phantaſie zur Rieſenkoppe zaubert; durch die Schatten eines Tannenwaͤldchens, den er zum heiligen Hayn umſchaft, oder durch die Anhoͤrung einer Muſik, die ihm die ſphaͤriſche duͤnkt. Dieſer wird gequaͤlt von widrigen Empfindungen, wenn er einen Uhu, eine Maus oder eine Katze erblickt; waͤhnt, er koͤnne dieſen Anblick nicht ertragen, und flieht, ohne verfolgt zu werden. Jener wird betaͤubt von ſchmerzhaften Empfindungen bey dem Anblick
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ſtes ſeyn, und darnach die Schwaͤrmerey eine
ſinnliche oder geiſtige, welche letztere wiederum
in die intellektuelle und moraliſche getheilt wer-
den kann, in ſo fern ihr Gegenſtand dem Ver-
ſtande oder dem Willen angehoͤrt.
Der ſinnliche Schwaͤrmer hat einen wirkli-
chen Gegenſtand; aber die geblendete Phantaſie
laͤßt ihn das Maaß des Gefuͤhls fuͤr denſelben
uͤberſchreiten. Jeder, der etwas, was die Sinn-
lichkeit afficirt, heftiger begehrt, oder aͤngſtlicher
flieht, als Vernunft und Pflicht es billigen, iſt
in ſo fern dieſes Namens werth. Hier ver-
ſchwendet einer Haab und Gut, um bauen zu
koͤnnen; laͤßt aus allen Theilen der Welt Modelle
verſchreiben, und vergißt ſich, ſein Weib und
ſeine Kinder, wenn er nur ſeine ſchwaͤrmeriſche
Luſt befriedigen kann. — Dort taumelt ein andrer
in dem Gewirre erhabner Gefuͤhle, erregt durch
den Anblick eines Huͤgels, den die Phantaſie zur
Rieſenkoppe zaubert; durch die Schatten eines
Tannenwaͤldchens, den er zum heiligen Hayn
umſchaft, oder durch die Anhoͤrung einer Muſik,
die ihm die ſphaͤriſche duͤnkt. Dieſer wird gequaͤlt
von widrigen Empfindungen, wenn er einen Uhu,
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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche01_1791/264>, abgerufen am 22.11.2024.
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