be zu thun, mit dazu gewirkt hat. Aber daß Sie nur nicht glauben, dadurch von Jhrer Ver- pflichtung dispensirt zu seyn. Wollen Sie mein Worthalten nicht belohnen, weil es den Eigen- nutz zum Vater hatte, so müssen Sie wenigstens meiner Aufrichtigkeit den Lohn nicht versagen, von welcher ich Jhnen gleich noch einen Beweis da- durch geben will, daß ich Sie versichre: ich liebe Sie herzlich.*)
Dreyzehnte Unterhaltung. Von der Schwärmerey.
Wir haben die erste Art der Verrücktheit, wel- che sich vornemlich in einer Verdrehung des Er- kenntnißvermögens äußert, betrachtet; lassen Sie, werthe Leser und Leserinnen, itzt unsere Aufmerk- samkeit zu der zweyten Art derselben, welche wir vorher Schwärmerey nannten, fortgehen. Sie macht sich kenntlich durch eine Verstimmung des Begehrungsvermögens, eccentrische Leidenschaft
und
*) Manche Bemerkung in diesem Briefe verdanke ich der Güte meines theuren Freundes, E. von Leyßer, von dessen Namen meine Feder sich auch hier nicht wegführen läßt, ohne demselben meinen herzlichen Dank beygesellet zu haben.
be zu thun, mit dazu gewirkt hat. Aber daß Sie nur nicht glauben, dadurch von Jhrer Ver- pflichtung diſpenſirt zu ſeyn. Wollen Sie mein Worthalten nicht belohnen, weil es den Eigen- nutz zum Vater hatte, ſo muͤſſen Sie wenigſtens meiner Aufrichtigkeit den Lohn nicht verſagen, von welcher ich Jhnen gleich noch einen Beweis da- durch geben will, daß ich Sie verſichre: ich liebe Sie herzlich.*)
Dreyzehnte Unterhaltung. Von der Schwaͤrmerey.
Wir haben die erſte Art der Verruͤcktheit, wel- che ſich vornemlich in einer Verdrehung des Er- kenntnißvermoͤgens aͤußert, betrachtet; laſſen Sie, werthe Leſer und Leſerinnen, itzt unſere Aufmerk- ſamkeit zu der zweyten Art derſelben, welche wir vorher Schwaͤrmerey nannten, fortgehen. Sie macht ſich kenntlich durch eine Verſtimmung des Begehrungsvermoͤgens, eccentriſche Leidenſchaft
und
*) Manche Bemerkung in dieſem Briefe verdanke ich der Guͤte meines theuren Freundes, E. von Leyßer, von deſſen Namen meine Feder ſich auch hier nicht wegfuͤhren laͤßt, ohne demſelben meinen herzlichen Dank beygeſellet zu haben.
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be zu thun, mit dazu gewirkt hat. Aber daß
Sie nur nicht glauben, dadurch von Jhrer Ver-
pflichtung diſpenſirt zu ſeyn. Wollen Sie mein
Worthalten nicht belohnen, weil es den Eigen-
nutz zum Vater hatte, ſo muͤſſen Sie wenigſtens
meiner Aufrichtigkeit den Lohn nicht verſagen, von
welcher ich Jhnen gleich noch einen Beweis da-
durch geben will, daß ich Sie verſichre: ich
liebe Sie herzlich. *)
Dreyzehnte Unterhaltung.
Von der
Schwaͤrmerey.
Wir haben die erſte Art der Verruͤcktheit, wel-
che ſich vornemlich in einer Verdrehung des Er-
kenntnißvermoͤgens aͤußert, betrachtet; laſſen Sie,
werthe Leſer und Leſerinnen, itzt unſere Aufmerk-
ſamkeit zu der zweyten Art derſelben, welche wir
vorher Schwaͤrmerey nannten, fortgehen. Sie
macht ſich kenntlich durch eine Verſtimmung des
Begehrungsvermoͤgens, eccentriſche Leidenſchaft
und
*) Manche Bemerkung in dieſem Briefe verdanke ich
der Guͤte meines theuren Freundes, E. von Leyßer,
von deſſen Namen meine Feder ſich auch hier nicht
wegfuͤhren laͤßt, ohne demſelben meinen herzlichen
Dank beygeſellet zu haben.
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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche01_1791/258>, abgerufen am 16.02.2025.
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