Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791.ordnung ihrer Verwandten zu essen, was sie will, Die andre Person, welche wir ebenfalls in Mit innigem Mitleid verließ ich diesen Gang. Essen
ordnung ihrer Verwandten zu eſſen, was ſie will, Die andre Perſon, welche wir ebenfalls in Mit innigem Mitleid verließ ich dieſen Gang. Eſſen
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <floatingText> <body> <div type="letter"> <p><pb facs="#f0246" n="222"/> ordnung ihrer Verwandten zu eſſen, was ſie will,<lb/> und alle Mittag ein Glas Wein.</p><lb/> <p>Die andre Perſon, welche wir ebenfalls in<lb/> ihrer Celle ſahen, war ſtaͤrker als die vorige, aber,<lb/> wie dieſe, aus Liebe verruͤckt worden. Sie ſaß<lb/> an einem Tiſche, zeichnete mit den Fingern Figu-<lb/> ren auf demſelben, und beantwortete die vorge-<lb/> legten Fragen zwar ganz vernuͤnftig, doch ſo, als<lb/> wenn ihr alles gleichguͤltig waͤre. Beyde hatten<lb/> ihre ordentlichen Waͤrterinnen, die mit in ihrem<lb/> Stuͤbchen ſchliefen.</p><lb/> <p>Mit innigem Mitleid verließ ich dieſen Gang.<lb/> Entſetzen vertrieb es, als die Thuͤr geoͤfnet wur-<lb/> de, welche zum ſogenannten <hi rendition="#b">Tollgange</hi> fuͤhrt.<lb/> Jn dieſem Gange ſchließen ſich mehrere kleine<lb/> Zimmer mit ſtarken eichenen Thuͤren dicht anein-<lb/> ander, und 2 oder 3 Oefen, welche ſich in dem-<lb/> ſelben befinden, erwaͤrmen dieſe Zimmer einiger-<lb/> maßen. Jn der Thuͤr eines jeden Zimmers iſt<lb/> ein Gitter, und außer dieſem noch zwey gegen-<lb/> einander uͤber, von welchen das eine freye Luft<lb/> einlaͤßt; aber bey vielen der Ungluͤcklichen, die<lb/> hier wohnen muͤſſen, durch eine Klappe verſchloſ-<lb/> ſen wird, weil ſie das Licht nicht ertragen koͤnnen.<lb/> Vor den Thuͤrgittern finden ſich ebenfalls hoͤlzerne<lb/> Klappen, auf denen die kupfernen und inwendig ver-<lb/> zinnten Gefaͤße, in welchen den Verruͤckten das<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Eſſen</fw><lb/></p> </div> </body> </floatingText> </div> </div> </body> </text> </TEI> [222/0246]
ordnung ihrer Verwandten zu eſſen, was ſie will,
und alle Mittag ein Glas Wein.
Die andre Perſon, welche wir ebenfalls in
ihrer Celle ſahen, war ſtaͤrker als die vorige, aber,
wie dieſe, aus Liebe verruͤckt worden. Sie ſaß
an einem Tiſche, zeichnete mit den Fingern Figu-
ren auf demſelben, und beantwortete die vorge-
legten Fragen zwar ganz vernuͤnftig, doch ſo, als
wenn ihr alles gleichguͤltig waͤre. Beyde hatten
ihre ordentlichen Waͤrterinnen, die mit in ihrem
Stuͤbchen ſchliefen.
Mit innigem Mitleid verließ ich dieſen Gang.
Entſetzen vertrieb es, als die Thuͤr geoͤfnet wur-
de, welche zum ſogenannten Tollgange fuͤhrt.
Jn dieſem Gange ſchließen ſich mehrere kleine
Zimmer mit ſtarken eichenen Thuͤren dicht anein-
ander, und 2 oder 3 Oefen, welche ſich in dem-
ſelben befinden, erwaͤrmen dieſe Zimmer einiger-
maßen. Jn der Thuͤr eines jeden Zimmers iſt
ein Gitter, und außer dieſem noch zwey gegen-
einander uͤber, von welchen das eine freye Luft
einlaͤßt; aber bey vielen der Ungluͤcklichen, die
hier wohnen muͤſſen, durch eine Klappe verſchloſ-
ſen wird, weil ſie das Licht nicht ertragen koͤnnen.
Vor den Thuͤrgittern finden ſich ebenfalls hoͤlzerne
Klappen, auf denen die kupfernen und inwendig ver-
zinnten Gefaͤße, in welchen den Verruͤckten das
Eſſen
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