Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791.der Weiber gewesen -- traurig und widrig der O wie gierig! Alle steckten, des häufigen Hier verlangten nicht nur die Wahnsinnigen, Eben wollten wir dieses Zimmer verlassen, zwi-
der Weiber geweſen — traurig und widrig der O wie gierig! Alle ſteckten, des haͤufigen Hier verlangten nicht nur die Wahnſinnigen, Eben wollten wir dieſes Zimmer verlaſſen, zwi-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <floatingText> <body> <div type="letter"> <p><pb facs="#f0242" n="218"/> der Weiber geweſen — traurig und <hi rendition="#b">widrig</hi> der<lb/> Anblick dieſer Maͤnner.</p><lb/> <p>O wie gierig! Alle ſteckten, des haͤufigen<lb/> Verbietens unſers Fuͤhrers ungeachtet, ſobald die-<lb/> ſer einigen den Ruͤcken zuwandte, ihre Haͤnde,<lb/> die der Schleim des Laſters uͤberzogen zu haben<lb/> ſchien, aus, und forderten Geld zu Branntwein<lb/> und Schnupftaback. Die Begierde nach dem<lb/> letztern iſt beſonders bey den Vernunftberaubten<lb/> allgemein, und geht ſo weit, daß ſie, wenn ih-<lb/> nen der gewoͤhnliche Taback fehlt, Dachziegel<lb/> nehmen, und zu Pulver reiben, um ſich deſſelben<lb/> ſtatt des Tabacks zu bedienen.</p><lb/> <p>Hier verlangten nicht nur die Wahnſinnigen,<lb/> ſondern auch die Zuͤchtlinge darnach. Dies<lb/> brachte mich auf die Vermuthung, daß der Uebelge-<lb/> ruch, der ſtets in ihrer Atmoſphaͤre iſt, wohl die<lb/> Haupturſach der Gier nach Schnupftaback ſeyn<lb/> moͤchte; obgleich bey den Verruͤckten wenigſtens<lb/> noch eine andre Urſach ſtatt haben muß. Viel-<lb/> leicht verſetzt ſie der Taback durch die Kraft, wel-<lb/> che er hat, die Fibern zu reizen, auf einige Mo-<lb/> mente in den Zuſtand des Bewußtſeyns und des<lb/> Lebensgefuͤhls, wenn anders dieſen Ungluͤcklichen<lb/><hi rendition="#b">der</hi> Zuſtand angenehm ſeyn kann.</p><lb/> <p>Eben wollten wir dieſes Zimmer verlaſſen,<lb/> als ich, indem ich mich umſah, noch den widrig-<lb/> ſten Anblick hatte. Durch den Zwiſchenraum<lb/> <fw place="bottom" type="catch">zwi-</fw><lb/></p> </div> </body> </floatingText> </div> </div> </body> </text> </TEI> [218/0242]
der Weiber geweſen — traurig und widrig der
Anblick dieſer Maͤnner.
O wie gierig! Alle ſteckten, des haͤufigen
Verbietens unſers Fuͤhrers ungeachtet, ſobald die-
ſer einigen den Ruͤcken zuwandte, ihre Haͤnde,
die der Schleim des Laſters uͤberzogen zu haben
ſchien, aus, und forderten Geld zu Branntwein
und Schnupftaback. Die Begierde nach dem
letztern iſt beſonders bey den Vernunftberaubten
allgemein, und geht ſo weit, daß ſie, wenn ih-
nen der gewoͤhnliche Taback fehlt, Dachziegel
nehmen, und zu Pulver reiben, um ſich deſſelben
ſtatt des Tabacks zu bedienen.
Hier verlangten nicht nur die Wahnſinnigen,
ſondern auch die Zuͤchtlinge darnach. Dies
brachte mich auf die Vermuthung, daß der Uebelge-
ruch, der ſtets in ihrer Atmoſphaͤre iſt, wohl die
Haupturſach der Gier nach Schnupftaback ſeyn
moͤchte; obgleich bey den Verruͤckten wenigſtens
noch eine andre Urſach ſtatt haben muß. Viel-
leicht verſetzt ſie der Taback durch die Kraft, wel-
che er hat, die Fibern zu reizen, auf einige Mo-
mente in den Zuſtand des Bewußtſeyns und des
Lebensgefuͤhls, wenn anders dieſen Ungluͤcklichen
der Zuſtand angenehm ſeyn kann.
Eben wollten wir dieſes Zimmer verlaſſen,
als ich, indem ich mich umſah, noch den widrig-
ſten Anblick hatte. Durch den Zwiſchenraum
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