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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791.

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Der seinen König bedaurende Glocester
kömmt, ihm auf seinem Landhause ein Schutzdach
anzubieten. -- O, Edgar ist ihm lieber, als
ein Dach beym Ungewitter! "Erst laß mich, sagt
er, mit diesem Philosophen reden," und von nun
an sind alle seine Worte und Handlungen in
Wahnwitz gekleidet. Er nennt den Edgar seinen
gelehrten Thebaner, den edlen Philosophen, den
guten Mann von Athen, fragt ihn nach Entste-
hung des Donners, worauf er sich lege, und will
immer bey seinem Philosophen bleiben. Endlich
geht er mit Glocester, aber nicht ohne Edgar.

Sie kommen auf Glocesters Landhause an --
und der erste -- Gedanke? -- welcher das Herz
des unglücklichen Königs trift, ist wiederum der
Frevel seiner Töchter, der Quell seiner Raserey.

"Daß ihrer Tausende mit heißem brennenden
Geifer zischend auf sie einstürzten!"
*)

Er hält im Wahnsinn Gericht über seine
Töchter, und raset nur so lange nicht, als er in
dem festesten Schlafe liegt. Glocester läßt Lear,
um ihm das Leben zu retten, welches hier nicht
sicher war, in einer Sänfte nach Dover tragen,
wo ein französisches Heer, und Kordelia selbst
zum Schutz des unglücklichen Vaters bereit steht.
-- Auch hier finden wir ihn rasend wieder.
"Man fand, sagt seine edle Tochter von Frank-

reich,
*) 3. Aufz. 6. Auftr.

Der ſeinen Koͤnig bedaurende Gloceſter
koͤmmt, ihm auf ſeinem Landhauſe ein Schutzdach
anzubieten. — O, Edgar iſt ihm lieber, als
ein Dach beym Ungewitter! „Erſt laß mich, ſagt
er, mit dieſem Philoſophen reden,„ und von nun
an ſind alle ſeine Worte und Handlungen in
Wahnwitz gekleidet. Er nennt den Edgar ſeinen
gelehrten Thebaner, den edlen Philoſophen, den
guten Mann von Athen, fragt ihn nach Entſte-
hung des Donners, worauf er ſich lege, und will
immer bey ſeinem Philoſophen bleiben. Endlich
geht er mit Gloceſter, aber nicht ohne Edgar.

Sie kommen auf Gloceſters Landhauſe an —
und der erſte — Gedanke? — welcher das Herz
des ungluͤcklichen Koͤnigs trift, iſt wiederum der
Frevel ſeiner Toͤchter, der Quell ſeiner Raſerey.

„Daß ihrer Tauſende mit heißem brennenden
Geifer ziſchend auf ſie einſtuͤrzten!„
*)

Er haͤlt im Wahnſinn Gericht uͤber ſeine
Toͤchter, und raſet nur ſo lange nicht, als er in
dem feſteſten Schlafe liegt. Gloceſter laͤßt Lear,
um ihm das Leben zu retten, welches hier nicht
ſicher war, in einer Saͤnfte nach Dover tragen,
wo ein franzoͤſiſches Heer, und Kordelia ſelbſt
zum Schutz des ungluͤcklichen Vaters bereit ſteht.
— Auch hier finden wir ihn raſend wieder.
„Man fand, ſagt ſeine edle Tochter von Frank-

reich,
*) 3. Aufz. 6. Auftr.
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[205/0229] Der ſeinen Koͤnig bedaurende Gloceſter koͤmmt, ihm auf ſeinem Landhauſe ein Schutzdach anzubieten. — O, Edgar iſt ihm lieber, als ein Dach beym Ungewitter! „Erſt laß mich, ſagt er, mit dieſem Philoſophen reden,„ und von nun an ſind alle ſeine Worte und Handlungen in Wahnwitz gekleidet. Er nennt den Edgar ſeinen gelehrten Thebaner, den edlen Philoſophen, den guten Mann von Athen, fragt ihn nach Entſte- hung des Donners, worauf er ſich lege, und will immer bey ſeinem Philoſophen bleiben. Endlich geht er mit Gloceſter, aber nicht ohne Edgar. Sie kommen auf Gloceſters Landhauſe an — und der erſte — Gedanke? — welcher das Herz des ungluͤcklichen Koͤnigs trift, iſt wiederum der Frevel ſeiner Toͤchter, der Quell ſeiner Raſerey. „Daß ihrer Tauſende mit heißem brennenden Geifer ziſchend auf ſie einſtuͤrzten!„ *) Er haͤlt im Wahnſinn Gericht uͤber ſeine Toͤchter, und raſet nur ſo lange nicht, als er in dem feſteſten Schlafe liegt. Gloceſter laͤßt Lear, um ihm das Leben zu retten, welches hier nicht ſicher war, in einer Saͤnfte nach Dover tragen, wo ein franzoͤſiſches Heer, und Kordelia ſelbſt zum Schutz des ungluͤcklichen Vaters bereit ſteht. — Auch hier finden wir ihn raſend wieder. „Man fand, ſagt ſeine edle Tochter von Frank- reich, *) 3. Aufz. 6. Auftr.

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Zitationshilfe: Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche01_1791/229>, abgerufen am 25.11.2024.