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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791.

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Siebente Unterhaltung.
Ueber
körperliche und geistige Handlungen
im Traume.

Die Erfahrung lehrt es allgemein, daß es im
Traume nicht allemal bey Vorstellungen bleibt,
sondern aus diesen auch wohl körperliche Bewe-
gungen entspringen -- z. B. ein Schlagen oder
Stoßen mit Hand und Fuß, Singen, Reden
u. s. w.

Es wird dies aber, wie ich glaube, in der
Regel alsdann geschehen, wenn die Traumidee
entweder mit einer dem Träumenden sehr mechani-
schen Bewegung zusammenhängt, oder durch ihre
Verbindung mit einem, mit körperlichen Ausdrücken
verschlungenen Affekt des Träumenden, sehr viel
Leben und Stärke erhält. Jn dem ersten Fall
bedarf es nur einer geringen Anregung, um die
Bewegung hervorzubringen, und im zweyten ist
die Anregung zu stark, als daß sie die durch den
Schlaf bewirkte Trägheit der Nerven und Seh-
nen nicht überwinden sollte.

Der auf dem Pferde schlafende Fuhrmann
macht mit seiner Peitsche dieselben Bewegungen,
die er wachend macht, und der das Holz zer-

schnei-
G 2
Siebente Unterhaltung.
Ueber
koͤrperliche und geiſtige Handlungen
im Traume.

Die Erfahrung lehrt es allgemein, daß es im
Traume nicht allemal bey Vorſtellungen bleibt,
ſondern aus dieſen auch wohl koͤrperliche Bewe-
gungen entſpringen — z. B. ein Schlagen oder
Stoßen mit Hand und Fuß, Singen, Reden
u. ſ. w.

Es wird dies aber, wie ich glaube, in der
Regel alsdann geſchehen, wenn die Traumidee
entweder mit einer dem Traͤumenden ſehr mechani-
ſchen Bewegung zuſammenhaͤngt, oder durch ihre
Verbindung mit einem, mit koͤrperlichen Ausdruͤcken
verſchlungenen Affekt des Traͤumenden, ſehr viel
Leben und Staͤrke erhaͤlt. Jn dem erſten Fall
bedarf es nur einer geringen Anregung, um die
Bewegung hervorzubringen, und im zweyten iſt
die Anregung zu ſtark, als daß ſie die durch den
Schlaf bewirkte Traͤgheit der Nerven und Seh-
nen nicht uͤberwinden ſollte.

Der auf dem Pferde ſchlafende Fuhrmann
macht mit ſeiner Peitſche dieſelben Bewegungen,
die er wachend macht, und der das Holz zer-

ſchnei-
G 2
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[99/0123] Siebente Unterhaltung. Ueber koͤrperliche und geiſtige Handlungen im Traume. Die Erfahrung lehrt es allgemein, daß es im Traume nicht allemal bey Vorſtellungen bleibt, ſondern aus dieſen auch wohl koͤrperliche Bewe- gungen entſpringen — z. B. ein Schlagen oder Stoßen mit Hand und Fuß, Singen, Reden u. ſ. w. Es wird dies aber, wie ich glaube, in der Regel alsdann geſchehen, wenn die Traumidee entweder mit einer dem Traͤumenden ſehr mechani- ſchen Bewegung zuſammenhaͤngt, oder durch ihre Verbindung mit einem, mit koͤrperlichen Ausdruͤcken verſchlungenen Affekt des Traͤumenden, ſehr viel Leben und Staͤrke erhaͤlt. Jn dem erſten Fall bedarf es nur einer geringen Anregung, um die Bewegung hervorzubringen, und im zweyten iſt die Anregung zu ſtark, als daß ſie die durch den Schlaf bewirkte Traͤgheit der Nerven und Seh- nen nicht uͤberwinden ſollte. Der auf dem Pferde ſchlafende Fuhrmann macht mit ſeiner Peitſche dieſelben Bewegungen, die er wachend macht, und der das Holz zer- ſchnei- G 2

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Zitationshilfe: Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche01_1791/123>, abgerufen am 22.11.2024.