Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791.ihrem Sohne vielleicht begegnen konnte, sehr leb- Ohne zu träumen hätte die Mutter bey die- Es sey mir erlaubt, zum Beweise und zur Jch war an einem Abend in der Gesellschaft machte,
ihrem Sohne vielleicht begegnen konnte, ſehr leb- Ohne zu traͤumen haͤtte die Mutter bey die- Es ſey mir erlaubt, zum Beweiſe und zur Jch war an einem Abend in der Geſellſchaft machte,
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0116" n="92"/> ihrem Sohne vielleicht begegnen konnte, ſehr leb-<lb/> haft; daher denn die Phantaſie, ohne durch ein<lb/> Wunder dazu geſchickt gemacht zu ſeyn, ihr im<lb/> Traum den angegriffenen und verwundeten Sohn<lb/> vorſtellen konnte.</p><lb/> <p>Ohne zu traͤumen haͤtte die Mutter bey <hi rendition="#b">die-<lb/> ſen</hi> Umſtaͤnden daſſelbe vermuthen und ziemlich<lb/> gewiß vorausſagen koͤnnen: auch den <hi rendition="#b">Tag</hi>, weil<lb/> ſie natuͤrlich von dem Tage am meiſten zu fuͤrchten<lb/> hatte, wo die beiden erbitterten Feinde leicht auf<lb/> einander ſtoßen konnten.</p><lb/> <p>Es ſey mir erlaubt, zum Beweiſe und zur<lb/> Erlaͤuterung deſſen, was ich vorhin von den Traͤu-<lb/> men uͤberhaupt, und der Art und Weiſe, wie ſie<lb/><hi rendition="#b">zuweilen</hi> eintreffen koͤnnen, bemerkt habe, ein<lb/> offenherzig erzaͤhltes <supplied>Be</supplied>yſpiel von mir ſelbſt anzu-<lb/> fuͤhren: wobey ich beſſer, als bey fremden Erfah-<lb/> rungen im Stande ſeyn werde, die Urſachen der<lb/> Traumerſcheinung beſtimmt anzugeben.</p><lb/> <p>Jch war an einem Abend in der Geſellſchaft<lb/> mehrerer Freunde bey einem Glaſe Punſch und<lb/> angenehmen Unterhaltungen uͤber meine vaterlaͤn-<lb/> diſchen Verhaͤltniſſe ſehr vergnuͤgt geweſen. Mit<lb/> der heiterſten Laune legte ich mich nieder, und<lb/> ſchlief bis nach Mitternacht, ohne das geringſte<lb/> Gefuͤhl von meinem Daſeyn zu haben. Mit<lb/> einemmal aber vernahm ich im Traume das Bla-<lb/> ſen eines Poſtillions, welches mich aufmerkſam<lb/> <fw place="bottom" type="catch">machte,</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [92/0116]
ihrem Sohne vielleicht begegnen konnte, ſehr leb-
haft; daher denn die Phantaſie, ohne durch ein
Wunder dazu geſchickt gemacht zu ſeyn, ihr im
Traum den angegriffenen und verwundeten Sohn
vorſtellen konnte.
Ohne zu traͤumen haͤtte die Mutter bey die-
ſen Umſtaͤnden daſſelbe vermuthen und ziemlich
gewiß vorausſagen koͤnnen: auch den Tag, weil
ſie natuͤrlich von dem Tage am meiſten zu fuͤrchten
hatte, wo die beiden erbitterten Feinde leicht auf
einander ſtoßen konnten.
Es ſey mir erlaubt, zum Beweiſe und zur
Erlaͤuterung deſſen, was ich vorhin von den Traͤu-
men uͤberhaupt, und der Art und Weiſe, wie ſie
zuweilen eintreffen koͤnnen, bemerkt habe, ein
offenherzig erzaͤhltes Beyſpiel von mir ſelbſt anzu-
fuͤhren: wobey ich beſſer, als bey fremden Erfah-
rungen im Stande ſeyn werde, die Urſachen der
Traumerſcheinung beſtimmt anzugeben.
Jch war an einem Abend in der Geſellſchaft
mehrerer Freunde bey einem Glaſe Punſch und
angenehmen Unterhaltungen uͤber meine vaterlaͤn-
diſchen Verhaͤltniſſe ſehr vergnuͤgt geweſen. Mit
der heiterſten Laune legte ich mich nieder, und
ſchlief bis nach Mitternacht, ohne das geringſte
Gefuͤhl von meinem Daſeyn zu haben. Mit
einemmal aber vernahm ich im Traume das Bla-
ſen eines Poſtillions, welches mich aufmerkſam
machte,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |