ewigen, geistigen, himmlischen Liebe. Liebe, Wort, wodurch die Sprache das göttlichste Gefühl bezeichnet, o wie matt, wie ohne Kraft und Leben bist du gegen das Gefühl in diesem Herzen, das durch alle Adern strömt, vor ängstlichem Verlangen, sich zu ergießen, klopft und nichts bewirken kann, als -- das Zittern der Feder, die ihm Luft machen soll -- und nicht kann -- !
Sie gaben mir das Leben, theurer Vater, und, was mehr ist, Sie lehrten mich die Kunst, das Leben zu gebrauchen, mit väterlicher Sorgfalt und unauslöschli- chem Eyfer. Sie bildeten meinen Geist durch weisen Unterricht, und erzogen mein Herz durch Lehre und Beyspiel. Jede Glückseligkeit, die Geistesthätigkeit und Herzensgenuß mir gewähren und gewähr-
ten,
ewigen, geiſtigen, himmliſchen Liebe. Liebe, Wort, wodurch die Sprache das goͤttlichſte Gefuͤhl bezeichnet, o wie matt, wie ohne Kraft und Leben biſt du gegen das Gefuͤhl in dieſem Herzen, das durch alle Adern ſtroͤmt, vor aͤngſtlichem Verlangen, ſich zu ergießen, klopft und nichts bewirken kann, als — das Zittern der Feder, die ihm Luft machen ſoll — und nicht kann — !
Sie gaben mir das Leben, theurer Vater, und, was mehr iſt, Sie lehrten mich die Kunſt, das Leben zu gebrauchen, mit vaͤterlicher Sorgfalt und unausloͤſchli- chem Eyfer. Sie bildeten meinen Geiſt durch weiſen Unterricht, und erzogen mein Herz durch Lehre und Beyſpiel. Jede Gluͤckſeligkeit, die Geiſtesthaͤtigkeit und Herzensgenuß mir gewaͤhren und gewaͤhr-
ten,
<TEI><text><front><divtype="dedication"><p><pbfacs="#f0010"/>
ewigen, geiſtigen, himmliſchen Liebe. Liebe,<lb/>
Wort, wodurch die Sprache das goͤttlichſte<lb/>
Gefuͤhl bezeichnet, o wie matt, wie ohne<lb/>
Kraft und Leben biſt du gegen das Gefuͤhl<lb/>
in dieſem Herzen, das durch alle Adern<lb/>ſtroͤmt, vor aͤngſtlichem Verlangen, ſich zu<lb/>
ergießen, klopft und nichts bewirken kann,<lb/>
als — das Zittern der Feder, die ihm Luft<lb/>
machen ſoll — und nicht kann — !</p><lb/><p><hirendition="#b">Sie</hi> gaben mir das Leben, <hirendition="#b">theurer<lb/>
Vater</hi>, und, was mehr iſt, <hirendition="#b">Sie</hi> lehrten<lb/>
mich die Kunſt, das Leben zu gebrauchen,<lb/>
mit vaͤterlicher Sorgfalt und unausloͤſchli-<lb/>
chem Eyfer. <hirendition="#b">Sie</hi> bildeten meinen Geiſt<lb/>
durch weiſen Unterricht, und erzogen mein<lb/>
Herz durch Lehre und Beyſpiel. Jede<lb/>
Gluͤckſeligkeit, die Geiſtesthaͤtigkeit und<lb/>
Herzensgenuß mir gewaͤhren und gewaͤhr-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ten,</fw><lb/></p></div></front></text></TEI>
[0010]
ewigen, geiſtigen, himmliſchen Liebe. Liebe,
Wort, wodurch die Sprache das goͤttlichſte
Gefuͤhl bezeichnet, o wie matt, wie ohne
Kraft und Leben biſt du gegen das Gefuͤhl
in dieſem Herzen, das durch alle Adern
ſtroͤmt, vor aͤngſtlichem Verlangen, ſich zu
ergießen, klopft und nichts bewirken kann,
als — das Zittern der Feder, die ihm Luft
machen ſoll — und nicht kann — !
Sie gaben mir das Leben, theurer
Vater, und, was mehr iſt, Sie lehrten
mich die Kunſt, das Leben zu gebrauchen,
mit vaͤterlicher Sorgfalt und unausloͤſchli-
chem Eyfer. Sie bildeten meinen Geiſt
durch weiſen Unterricht, und erzogen mein
Herz durch Lehre und Beyſpiel. Jede
Gluͤckſeligkeit, die Geiſtesthaͤtigkeit und
Herzensgenuß mir gewaͤhren und gewaͤhr-
ten,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche01_1791/10>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.