Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

Bild:
<< vorherige Seite

ehren Sonne und Mond als das Licht des Tages und der Nacht. Der Tod ist ihnen blos ein langer, nicht zu fürchtender Schlaf, während dessen der Schlafende in ein glücklicheres Land jenseits des Meeres versetzt wird. Mehrere geeignete Geräthschaften werden daher auch mit dem Verstorbenen in dem Glauben begraben, dass er sie im künftigen Leben wieder gebrauchen werde. Bevor sie essen oder trinken, tauchen sie den Zeigefinger dreimal in das Gefäss und spritzen ihn dreimal über das gegen die Sonne gesenkte Haupt aus.1) Lassen, IV. S. 710 und 749 ff., hält es auch für möglich, dass sich der Buddhismus von China aus nach Mexiko verbreitet und diesem Lande die erste Bildung gebracht habe; höchst wahrscheinlich erscheint es ihm (S. 754), dass die Bevölkerung Amerika's über Kamschatka und die Beringsstrasse aus Asien eingewandert sei. F. Hermes, über die Natur der amerikanischen Indianerspraehen, in Herrig's Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen, XXIX s. 231 ff., hat aus der Sprachbildung, aus dem in sämmtlichen amerikanischen Indianersprachen geübten System der Einverleibung, wie es zuerst W. v. Humboldt und dann Steinthal genannt haben, die Urverwandtschaft des amerikanisehen Sprachstammes mit dem hochasiatischen und insbesondere mit dem mongolisch-tartarischen zu begründen gesucht. In Uebereinstimmung mit unsern, Symbolik, I. S. 276, geäusserten Ansichten fragt A. v. Humboldt, Ansichten der Natur, I. (Stuttgart und Tübingen 1849), S. 21 und 22: "Sollte vielleicht, als das lang erschütterte Reich der Hiognu (Türken, nicht Hunnen oder Finnen) zerfiel, das Fortwälzen dieses mächtigen Stromes auch im Nordosten von China und Korea Völkerzüge veranlasst haben, bei denen gebildete Asiaten in den neuen Continent übergingen?" Die Azteken, welche um das Jahr 1160 aus dem unbekannten Lande Aztlan (in Asien?) nach Anahuac in Nordamerika einbrachen, hatten z. B. künstlich bemaltes irdenes Geschirr, mit dessen Scherben die ganze Ebene des räthselhaften alten Azteken-Palastes am californischen Meerbusen bedeckt ist (Humb. I. S. 205). Eine

1) Ausland für 1834, S. 1460.

ehren Sonne und Mond als das Licht des Tages und der Nacht. Der Tod ist ihnen blos ein langer, nicht zu fürchtender Schlaf, während dessen der Schlafende in ein glücklicheres Land jenseits des Meeres versetzt wird. Mehrere geeignete Geräthschaften werden daher auch mit dem Verstorbenen in dem Glauben begraben, dass er sie im künftigen Leben wieder gebrauchen werde. Bevor sie essen oder trinken, tauchen sie den Zeigefinger dreimal in das Gefäss und spritzen ihn dreimal über das gegen die Sonne gesenkte Haupt aus.1) Lassen, IV. S. 710 und 749 ff., hält es auch für möglich, dass sich der Buddhismus von China aus nach Mexiko verbreitet und diesem Lande die erste Bildung gebracht habe; höchst wahrscheinlich erscheint es ihm (S. 754), dass die Bevölkerung Amerika’s über Kamschatka und die Beringsstrasse aus Asien eingewandert sei. F. Hermes, über die Natur der amerikanischen Indianerspraehen, in Herrig’s Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen, XXIX s. 231 ff., hat aus der Sprachbildung, aus dem in sämmtlichen amerikanischen Indianersprachen geübten System der Einverleibung, wie es zuerst W. v. Humboldt und dann Steinthal genannt haben, die Urverwandtschaft des amerikanisehen Sprachstammes mit dem hochasiatischen und insbesondere mit dem mongolisch-tartarischen zu begründen gesucht. In Uebereinstimmung mit unsern, Symbolik, I. S. 276, geäusserten Ansichten fragt A. v. Humboldt, Ansichten der Natur, I. (Stuttgart und Tübingen 1849), S. 21 und 22: „Sollte vielleicht, als das lang erschütterte Reich der Hiognu (Türken, nicht Hunnen oder Finnen) zerfiel, das Fortwälzen dieses mächtigen Stromes auch im Nordosten von China und Korea Völkerzüge veranlasst haben, bei denen gebildete Asiaten in den neuen Continent übergingen?“ Die Azteken, welche um das Jahr 1160 aus dem unbekannten Lande Aztlan (in Asien?) nach Anahuac in Nordamerika einbrachen, hatten z. B. künstlich bemaltes irdenes Geschirr, mit dessen Scherben die ganze Ebene des räthselhaften alten Azteken-Palastes am californischen Meerbusen bedeckt ist (Humb. I. S. 205). Eine

1) Ausland für 1834, S. 1460.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0086" n="66"/>
ehren Sonne und Mond als das Licht des Tages und der Nacht. Der Tod ist ihnen blos ein langer, nicht zu fürchtender Schlaf, während dessen der Schlafende in ein glücklicheres Land jenseits des Meeres versetzt wird. Mehrere geeignete Geräthschaften werden daher auch mit dem Verstorbenen in dem Glauben begraben, dass er sie im künftigen Leben wieder gebrauchen werde. Bevor sie essen oder trinken, tauchen sie den Zeigefinger dreimal in das Gefäss und spritzen ihn dreimal über das gegen die Sonne gesenkte Haupt aus.<note place="foot" n="1)">Ausland für 1834, S. 1460.</note> Lassen, IV. S. 710 und 749 ff., hält es auch für möglich, dass sich der Buddhismus von China aus nach Mexiko verbreitet und diesem Lande die erste Bildung gebracht habe; höchst wahrscheinlich erscheint es ihm (S. 754), dass die Bevölkerung Amerika&#x2019;s über Kamschatka und die Beringsstrasse aus Asien eingewandert sei. F. Hermes, über die Natur der amerikanischen Indianerspraehen, in Herrig&#x2019;s Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen, XXIX s. 231 ff., hat aus der Sprachbildung, aus dem in sämmtlichen amerikanischen Indianersprachen geübten System der Einverleibung, wie es zuerst W. v. Humboldt und dann Steinthal genannt haben, die Urverwandtschaft des amerikanisehen Sprachstammes mit dem hochasiatischen und insbesondere mit dem mongolisch-tartarischen zu begründen gesucht. In Uebereinstimmung mit unsern, Symbolik, I. S. 276, geäusserten Ansichten fragt A. v. Humboldt, Ansichten der Natur, I. (Stuttgart und Tübingen 1849), S. 21 und 22: &#x201E;Sollte vielleicht, als das lang erschütterte Reich der Hiognu (Türken, nicht Hunnen oder Finnen) zerfiel, das Fortwälzen dieses mächtigen Stromes auch im Nordosten von China und Korea Völkerzüge veranlasst haben, bei denen gebildete Asiaten in den neuen Continent übergingen?&#x201C; Die Azteken, welche um das Jahr 1160 aus dem unbekannten Lande Aztlan (in Asien?) nach Anahuac in Nordamerika einbrachen, hatten z. B. künstlich bemaltes irdenes Geschirr, mit dessen Scherben die ganze Ebene des räthselhaften alten Azteken-Palastes am californischen Meerbusen bedeckt ist (Humb. I. S. 205). Eine
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[66/0086] ehren Sonne und Mond als das Licht des Tages und der Nacht. Der Tod ist ihnen blos ein langer, nicht zu fürchtender Schlaf, während dessen der Schlafende in ein glücklicheres Land jenseits des Meeres versetzt wird. Mehrere geeignete Geräthschaften werden daher auch mit dem Verstorbenen in dem Glauben begraben, dass er sie im künftigen Leben wieder gebrauchen werde. Bevor sie essen oder trinken, tauchen sie den Zeigefinger dreimal in das Gefäss und spritzen ihn dreimal über das gegen die Sonne gesenkte Haupt aus. 1) Lassen, IV. S. 710 und 749 ff., hält es auch für möglich, dass sich der Buddhismus von China aus nach Mexiko verbreitet und diesem Lande die erste Bildung gebracht habe; höchst wahrscheinlich erscheint es ihm (S. 754), dass die Bevölkerung Amerika’s über Kamschatka und die Beringsstrasse aus Asien eingewandert sei. F. Hermes, über die Natur der amerikanischen Indianerspraehen, in Herrig’s Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen, XXIX s. 231 ff., hat aus der Sprachbildung, aus dem in sämmtlichen amerikanischen Indianersprachen geübten System der Einverleibung, wie es zuerst W. v. Humboldt und dann Steinthal genannt haben, die Urverwandtschaft des amerikanisehen Sprachstammes mit dem hochasiatischen und insbesondere mit dem mongolisch-tartarischen zu begründen gesucht. In Uebereinstimmung mit unsern, Symbolik, I. S. 276, geäusserten Ansichten fragt A. v. Humboldt, Ansichten der Natur, I. (Stuttgart und Tübingen 1849), S. 21 und 22: „Sollte vielleicht, als das lang erschütterte Reich der Hiognu (Türken, nicht Hunnen oder Finnen) zerfiel, das Fortwälzen dieses mächtigen Stromes auch im Nordosten von China und Korea Völkerzüge veranlasst haben, bei denen gebildete Asiaten in den neuen Continent übergingen?“ Die Azteken, welche um das Jahr 1160 aus dem unbekannten Lande Aztlan (in Asien?) nach Anahuac in Nordamerika einbrachen, hatten z. B. künstlich bemaltes irdenes Geschirr, mit dessen Scherben die ganze Ebene des räthselhaften alten Azteken-Palastes am californischen Meerbusen bedeckt ist (Humb. I. S. 205). Eine 1) Ausland für 1834, S. 1460.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-21T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/86
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/86>, abgerufen am 22.11.2024.