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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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manichäische Symbol des leerstehenden und vermuthlich schwarz ausgeschlagenen Lehr- oder Rednerstuhles stimmt vollkommen und überraschend mit dem gleichen maurerischen Symbole der Trauerloge überein und sollte die unsichtbare Gegenwart des Verstorbenen versinnlichen. Zugleich darf dabei erinnert werden an den bei den Tafelrunden gewöhnlich leer gelassenen einenTafelsitz. Selbst der leere Platz, welchen bei Shakespeare an der Tafel Macbeth's der Geist Banquo's einnimmt, gehört hierher. - Die weitern Todtengebräuche der Manichäer sind unmittelbar nicht bekannt, können aber einigermassen aus Demjenigen erschlossen werden, was in dem Fihrist als die Lehre der Manichäer über die letzten Dinge oder das künftige Leben (Eschatologie) bemerkt wird.1) Die verstorbenen Wahrhaftigen oder Vollkommenen, von welchen man annahm, dass sie zum Lohne ihres reinen Lebens und Wandels sofort nach ihrem Tode auf dem allgemeinen Seelenwege durch Mond und Sonne nach den Paradiesen des Lichtes zurückkehren, wurden neu und wahrscheinlich weiss gekleidet, mit dem sog. Lichtkranze umkränzt und mit einer Krone auf dem Haupte geschmückt; in die Hand gab man ihnen, vermuthlich in Anwendung ägyptischer Gebräuche, einen Trinkbecher, damit sie daraus bei ihrer Ankunft in den Lichtparadiesen, d. h. wohl in dem letzten und höchsten derselben, den Trank der Unsterblichkeit und Vergessenheit, den Göttertrank trinken möchten. Der Wasserkrug in ägyptischen und griechischen Gräbern sollte dieselbe Hoffnung symbolisiren.2) Der Körper des Verstorbenen wurde dann wahrscheinlich nach parsischer Sitte auf einem dazu bestimmten Platze ausgestellt und blieb liegen, "damit ihm die Sonne, der Mond und die Lichtgötter die Kräfte, d. i. das Wasser, das Feuer und den sanften Lufthauch entziehen und er sich zur Sonne erhebe und ein Gott werde." Der nach der Verwesung des Leichnams übrig bleibende Theil

1) Flügel, S. 100 ff.
2) Flügel, S. 340 unten.

manichäische Symbol des leerstehenden und vermuthlich schwarz ausgeschlagenen Lehr- oder Rednerstuhles stimmt vollkommen und überraschend mit dem gleichen maurerischen Symbole der Trauerloge überein und sollte die unsichtbare Gegenwart des Verstorbenen versinnlichen. Zugleich darf dabei erinnert werden an den bei den Tafelrunden gewöhnlich leer gelassenen einenTafelsitz. Selbst der leere Platz, welchen bei Shakespeare an der Tafel Macbeth’s der Geist Banquo’s einnimmt, gehört hierher. – Die weitern Todtengebräuche der Manichäer sind unmittelbar nicht bekannt, können aber einigermassen aus Demjenigen erschlossen werden, was in dem Fihrist als die Lehre der Manichäer über die letzten Dinge oder das künftige Leben (Eschatologie) bemerkt wird.1) Die verstorbenen Wahrhaftigen oder Vollkommenen, von welchen man annahm, dass sie zum Lohne ihres reinen Lebens und Wandels sofort nach ihrem Tode auf dem allgemeinen Seelenwege durch Mond und Sonne nach den Paradiesen des Lichtes zurückkehren, wurden neu und wahrscheinlich weiss gekleidet, mit dem sog. Lichtkranze umkränzt und mit einer Krone auf dem Haupte geschmückt; in die Hand gab man ihnen, vermuthlich in Anwendung ägyptischer Gebräuche, einen Trinkbecher, damit sie daraus bei ihrer Ankunft in den Lichtparadiesen, d. h. wohl in dem letzten und höchsten derselben, den Trank der Unsterblichkeit und Vergessenheit, den Göttertrank trinken möchten. Der Wasserkrug in ägyptischen und griechischen Gräbern sollte dieselbe Hoffnung symbolisiren.2) Der Körper des Verstorbenen wurde dann wahrscheinlich nach parsischer Sitte auf einem dazu bestimmten Platze ausgestellt und blieb liegen, „damit ihm die Sonne, der Mond und die Lichtgötter die Kräfte, d. i. das Wasser, das Feuer und den sanften Lufthauch entziehen und er sich zur Sonne erhebe und ein Gott werde.“ Der nach der Verwesung des Leichnams übrig bleibende Theil

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[662/0682] manichäische Symbol des leerstehenden und vermuthlich schwarz ausgeschlagenen Lehr- oder Rednerstuhles stimmt vollkommen und überraschend mit dem gleichen maurerischen Symbole der Trauerloge überein und sollte die unsichtbare Gegenwart des Verstorbenen versinnlichen. Zugleich darf dabei erinnert werden an den bei den Tafelrunden gewöhnlich leer gelassenen einenTafelsitz. Selbst der leere Platz, welchen bei Shakespeare an der Tafel Macbeth’s der Geist Banquo’s einnimmt, gehört hierher. – Die weitern Todtengebräuche der Manichäer sind unmittelbar nicht bekannt, können aber einigermassen aus Demjenigen erschlossen werden, was in dem Fihrist als die Lehre der Manichäer über die letzten Dinge oder das künftige Leben (Eschatologie) bemerkt wird. 1) Die verstorbenen Wahrhaftigen oder Vollkommenen, von welchen man annahm, dass sie zum Lohne ihres reinen Lebens und Wandels sofort nach ihrem Tode auf dem allgemeinen Seelenwege durch Mond und Sonne nach den Paradiesen des Lichtes zurückkehren, wurden neu und wahrscheinlich weiss gekleidet, mit dem sog. Lichtkranze umkränzt und mit einer Krone auf dem Haupte geschmückt; in die Hand gab man ihnen, vermuthlich in Anwendung ägyptischer Gebräuche, einen Trinkbecher, damit sie daraus bei ihrer Ankunft in den Lichtparadiesen, d. h. wohl in dem letzten und höchsten derselben, den Trank der Unsterblichkeit und Vergessenheit, den Göttertrank trinken möchten. Der Wasserkrug in ägyptischen und griechischen Gräbern sollte dieselbe Hoffnung symbolisiren. 2) Der Körper des Verstorbenen wurde dann wahrscheinlich nach parsischer Sitte auf einem dazu bestimmten Platze ausgestellt und blieb liegen, „damit ihm die Sonne, der Mond und die Lichtgötter die Kräfte, d. i. das Wasser, das Feuer und den sanften Lufthauch entziehen und er sich zur Sonne erhebe und ein Gott werde.“ Der nach der Verwesung des Leichnams übrig bleibende Theil 1) Flügel, S. 100 ff. 2) Flügel, S. 340 unten.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 662. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/682>, abgerufen am 22.11.2024.