Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.geschickteren Gesellen durch den Meister Daedalos dargestellt1) und damit der Beweis gegeben, dass die Daedalossage2) schon bei den Römern als Handwerkssage fortgepflanzt worden, wie sie uns am Rheine zu Oppenbeim als solche im Mittelalter begegnet.3) Die h. Maria, welche man vielfach als die besondere Beschützerin des Bauhandwerkes erblickt, könnte möglicher Weise nur an die Stelle der Athene Ergane getreten sein, die bei den Griechen die Schutzgöttin des Handwerks gewesen.4) Bei den römischen Wagen, die in aller und jeder Hinsicht ganz den unsern gleichen, wurde das Brustbild der Ninerva selbst als Gewichtstein gebraucht.5) Den Lehrlings-, Gesellen- und Meistergrad können wir schon in der mit Rom fast gleich alten Einrichtung der Vestalinnen finden, indem dieselben für 30 Jahre dem Dienste der Vesta geweiht wurden, wovon sie die ersten 10 Jahre als Lernende, die folgenden 10 Jahre als ausübende Priesterinnen und die letzten 10 Jahre als Lehrerinnen der Novizen zubrachten.6) Hottinger sprach im J. 1849 zur allgemeinen geschichtsforschenden Gesellschaft der Schweiz: "Ohne die Ueberzeugung einer providentiellen Oberleitung möchte ich Geschichte weder studiren noch schreiben."7) Diese würdigen Worte des tieffühlenden Denkers könnte man im Hinblicke auf die uns hier vorzüglich beschäftigende Streitfrage dahin fassen: "Ohne die Ueberzeugung eines stetigen Fortganges und Zusammenhanges der Weltereignisse und Völkergeschichte möchte ich Geschichte weder studiren noch schreiben." Wer den Zusammenhang gläubig sucht, findet ihn auch gewiss unerwartet in vielen beredten Zügen, wofür nur z. B. noch die von Alpenburg, deutsche Alpensagen, unter Nr. 295 mitgetheilte Sage vom Todten- 1) Guhl und Koner, II. S. 287. 2) Symbolik unter Daedalos. 3) Symbolik, II. S. 783. 4) Guhl und Koner, II. S. 293. 5) Guhl und Koner, II. S. 291. 6) Guhl und Koner, II. S. 309. 7) Archiv für schweizerische Gesch., VII. S. 28.
geschickteren Gesellen durch den Meister Daedalos dargestellt1) und damit der Beweis gegeben, dass die Daedalossage2) schon bei den Römern als Handwerkssage fortgepflanzt worden, wie sie uns am Rheine zu Oppenbeim als solche im Mittelalter begegnet.3) Die h. Maria, welche man vielfach als die besondere Beschützerin des Bauhandwerkes erblickt, könnte möglicher Weise nur an die Stelle der Athene Ergane getreten sein, die bei den Griechen die Schutzgöttin des Handwerks gewesen.4) Bei den römischen Wagen, die in aller und jeder Hinsicht ganz den unsern gleichen, wurde das Brustbild der Ninerva selbst als Gewichtstein gebraucht.5) Den Lehrlings-, Gesellen- und Meistergrad können wir schon in der mit Rom fast gleich alten Einrichtung der Vestalinnen finden, indem dieselben für 30 Jahre dem Dienste der Vesta geweiht wurden, wovon sie die ersten 10 Jahre als Lernende, die folgenden 10 Jahre als ausübende Priesterinnen und die letzten 10 Jahre als Lehrerinnen der Novizen zubrachten.6) Hottinger sprach im J. 1849 zur allgemeinen geschichtsforschenden Gesellschaft der Schweiz: „Ohne die Ueberzeugung einer providentiellen Oberleitung möchte ich Geschichte weder studiren noch schreiben.“7) Diese würdigen Worte des tieffühlenden Denkers könnte man im Hinblicke auf die uns hier vorzüglich beschäftigende Streitfrage dahin fassen: „Ohne die Ueberzeugung eines stetigen Fortganges und Zusammenhanges der Weltereignisse und Völkergeschichte möchte ich Geschichte weder studiren noch schreiben.“ Wer den Zusammenhang gläubig sucht, findet ihn auch gewiss unerwartet in vielen beredten Zügen, wofür nur z. B. noch die von Alpenburg, deutsche Alpensagen, unter Nr. 295 mitgetheilte Sage vom Todten- 1) Guhl und Koner, II. S. 287. 2) Symbolik unter Daedalos. 3) Symbolik, II. S. 783. 4) Guhl und Koner, II. S. 293. 5) Guhl und Koner, II. S. 291. 6) Guhl und Koner, II. S. 309. 7) Archiv für schweizerische Gesch., VII. S. 28.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0677" n="657"/> geschickteren Gesellen durch den Meister Daedalos dargestellt<note place="foot" n="1)">Guhl und Koner, II. S. 287.<lb/></note> und damit der Beweis gegeben, dass die Daedalossage<note place="foot" n="2)">Symbolik unter Daedalos.<lb/></note> schon bei den Römern als Handwerkssage fortgepflanzt worden, wie sie uns am Rheine zu Oppenbeim als solche im Mittelalter begegnet.<note place="foot" n="3)">Symbolik, II. S. 783.<lb/></note> Die h. Maria, welche man vielfach als die besondere Beschützerin des Bauhandwerkes erblickt, könnte möglicher Weise nur an die Stelle der Athene Ergane getreten sein, die bei den Griechen die Schutzgöttin des Handwerks gewesen.<note place="foot" n="4)">Guhl und Koner, II. S. 293.<lb/></note> Bei den römischen Wagen, die in aller und jeder Hinsicht ganz den unsern gleichen, wurde das Brustbild der Ninerva selbst als Gewichtstein gebraucht.<note place="foot" n="5)">Guhl und Koner, II. S. 291.<lb/></note> Den Lehrlings-, Gesellen- und Meistergrad können wir schon in der mit Rom fast gleich alten Einrichtung der Vestalinnen finden, indem dieselben für 30 Jahre dem Dienste der Vesta geweiht wurden, wovon sie die ersten 10 Jahre als Lernende, die folgenden 10 Jahre als ausübende Priesterinnen und die letzten 10 Jahre als Lehrerinnen der Novizen zubrachten.<note place="foot" n="6)">Guhl und Koner, II. S. 309.<lb/></note></p> <p> Hottinger sprach im J. 1849 zur allgemeinen geschichtsforschenden Gesellschaft der Schweiz: „Ohne die Ueberzeugung einer providentiellen Oberleitung möchte ich Geschichte weder studiren noch schreiben.“<note place="foot" n="7)">Archiv für schweizerische Gesch., VII. S. 28.</note> Diese würdigen Worte des tieffühlenden Denkers könnte man im Hinblicke auf die uns hier vorzüglich beschäftigende Streitfrage dahin fassen: „Ohne die Ueberzeugung eines stetigen Fortganges und Zusammenhanges der Weltereignisse und Völkergeschichte möchte ich Geschichte weder studiren noch schreiben.“ Wer den Zusammenhang gläubig sucht, findet ihn auch gewiss unerwartet in vielen beredten Zügen, wofür nur z. B. noch die von Alpenburg, deutsche Alpensagen, unter Nr. 295 mitgetheilte Sage vom <hi rendition="#g">Todten</hi>-</p> </div> </body> </text> </TEI> [657/0677]
geschickteren Gesellen durch den Meister Daedalos dargestellt 1) und damit der Beweis gegeben, dass die Daedalossage 2) schon bei den Römern als Handwerkssage fortgepflanzt worden, wie sie uns am Rheine zu Oppenbeim als solche im Mittelalter begegnet. 3) Die h. Maria, welche man vielfach als die besondere Beschützerin des Bauhandwerkes erblickt, könnte möglicher Weise nur an die Stelle der Athene Ergane getreten sein, die bei den Griechen die Schutzgöttin des Handwerks gewesen. 4) Bei den römischen Wagen, die in aller und jeder Hinsicht ganz den unsern gleichen, wurde das Brustbild der Ninerva selbst als Gewichtstein gebraucht. 5) Den Lehrlings-, Gesellen- und Meistergrad können wir schon in der mit Rom fast gleich alten Einrichtung der Vestalinnen finden, indem dieselben für 30 Jahre dem Dienste der Vesta geweiht wurden, wovon sie die ersten 10 Jahre als Lernende, die folgenden 10 Jahre als ausübende Priesterinnen und die letzten 10 Jahre als Lehrerinnen der Novizen zubrachten. 6)
Hottinger sprach im J. 1849 zur allgemeinen geschichtsforschenden Gesellschaft der Schweiz: „Ohne die Ueberzeugung einer providentiellen Oberleitung möchte ich Geschichte weder studiren noch schreiben.“ 7) Diese würdigen Worte des tieffühlenden Denkers könnte man im Hinblicke auf die uns hier vorzüglich beschäftigende Streitfrage dahin fassen: „Ohne die Ueberzeugung eines stetigen Fortganges und Zusammenhanges der Weltereignisse und Völkergeschichte möchte ich Geschichte weder studiren noch schreiben.“ Wer den Zusammenhang gläubig sucht, findet ihn auch gewiss unerwartet in vielen beredten Zügen, wofür nur z. B. noch die von Alpenburg, deutsche Alpensagen, unter Nr. 295 mitgetheilte Sage vom Todten-
1) Guhl und Koner, II. S. 287.
2) Symbolik unter Daedalos.
3) Symbolik, II. S. 783.
4) Guhl und Koner, II. S. 293.
5) Guhl und Koner, II. S. 291.
6) Guhl und Koner, II. S. 309.
7) Archiv für schweizerische Gesch., VII. S. 28.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |