Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.Kirche beerdigt wurde.1) Der leidende, sterbende und wiedererstehende Gott ist durchaus nur das in Menschengestalt symbolisch dargestellte göttliche Naturleben, der Naturgott als ein Mensch. Der Verlauf und die Schicksale des jährlichen Naturlebens des einzelnen Landes werden als ein Leben, Leiden und Sterben der göttlichen Menschen, der Gottmenschen aufgefasst und sind nur verschieden je nach der verschiedenen Lage, Beschaffenheit und Eigenthümlichkeit der einzelnen Länder, - je nach der Verschiedenheit der Zeiten ihres Jahres; namentlich erhält der Gegner des Natur- und Sonnengottes, der glühende und versengende Sommer, oder der kalte, alles Leben ertödtende Winter, - oder der nasse und entblätternde Herbst, - in Syrien, in Aegypten, Griechenland Skandinavien u. s. f. eine ganz andere, seinem Geburtslande entsprechende Gestalt. Die verschiedenen Mysteriendienste und in gewissem Sinne die verschiedenen Religionen werden nur bestimmt und begründet durch die Verschiedenheit der Lebens-, Leidens- und Todesschicksale des von ihnen besonders verehrten Gottes, welche Schicksale aber wieder die Verehrenden nach den eigenen bilden, so dass die Religionen und die Götter nach dieser Seite blos als der Widerschein, als die Personificationen der Völker selbst erscheinen und diese eigentlich sich und ihre Werke in ihren Göttern verehren. Diese sterblichen unsterblichen oder wiederauferstehenden Naturgottheiten sind im Abendlande, in den Ländern, welche das Mittelmeer umgeben, wesentlich von den Phöniciern und Aegyptern ausgegangen und bei ihnen zur Unterlage alles Gottesdienstes gemacht worden, indem auch der Gottesdienst nur das Symbol des Jahreslebens, das kirchliche Naturjahr ist. Gott und sein heiliger Dienst sind das göttlichmenschliche Bild des jährlichen frohen und leidenvollen Lebens des Landes und seiner Bewohner; Geburt, Leben und Sterben und die Wiederauferstehung sind der einzige Inhalt aller dieser Naturgottesdienste. Trotz seiner hohen Geistigkeit hat dennoch auch das Christenthum das phönicisch-ägyptische Naturgewand des Gottesdienstes beibe- 1) Schnaase, VI, S. 116 ff.
Kirche beerdigt wurde.1) Der leidende, sterbende und wiedererstehende Gott ist durchaus nur das in Menschengestalt symbolisch dargestellte göttliche Naturleben, der Naturgott als ein Mensch. Der Verlauf und die Schicksale des jährlichen Naturlebens des einzelnen Landes werden als ein Leben, Leiden und Sterben der göttlichen Menschen, der Gottmenschen aufgefasst und sind nur verschieden je nach der verschiedenen Lage, Beschaffenheit und Eigenthümlichkeit der einzelnen Länder, – je nach der Verschiedenheit der Zeiten ihres Jahres; namentlich erhält der Gegner des Natur- und Sonnengottes, der glühende und versengende Sommer, oder der kalte, alles Leben ertödtende Winter, – oder der nasse und entblätternde Herbst, – in Syrien, in Aegypten, Griechenland Skandinavien u. s. f. eine ganz andere, seinem Geburtslande entsprechende Gestalt. Die verschiedenen Mysteriendienste und in gewissem Sinne die verschiedenen Religionen werden nur bestimmt und begründet durch die Verschiedenheit der Lebens-, Leidens- und Todesschicksale des von ihnen besonders verehrten Gottes, welche Schicksale aber wieder die Verehrenden nach den eigenen bilden, so dass die Religionen und die Götter nach dieser Seite blos als der Widerschein, als die Personificationen der Völker selbst erscheinen und diese eigentlich sich und ihre Werke in ihren Göttern verehren. Diese sterblichen unsterblichen oder wiederauferstehenden Naturgottheiten sind im Abendlande, in den Ländern, welche das Mittelmeer umgeben, wesentlich von den Phöniciern und Aegyptern ausgegangen und bei ihnen zur Unterlage alles Gottesdienstes gemacht worden, indem auch der Gottesdienst nur das Symbol des Jahreslebens, das kirchliche Naturjahr ist. Gott und sein heiliger Dienst sind das göttlichmenschliche Bild des jährlichen frohen und leidenvollen Lebens des Landes und seiner Bewohner; Geburt, Leben und Sterben und die Wiederauferstehung sind der einzige Inhalt aller dieser Naturgottesdienste. Trotz seiner hohen Geistigkeit hat dennoch auch das Christenthum das phönicisch-ägyptische Naturgewand des Gottesdienstes beibe- 1) Schnaase, VI, S. 116 ff.
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Kirche beerdigt wurde. 1) Der leidende, sterbende und wiedererstehende Gott ist durchaus nur das in Menschengestalt symbolisch dargestellte göttliche Naturleben, der Naturgott als ein Mensch. Der Verlauf und die Schicksale des jährlichen Naturlebens des einzelnen Landes werden als ein Leben, Leiden und Sterben der göttlichen Menschen, der Gottmenschen aufgefasst und sind nur verschieden je nach der verschiedenen Lage, Beschaffenheit und Eigenthümlichkeit der einzelnen Länder, – je nach der Verschiedenheit der Zeiten ihres Jahres; namentlich erhält der Gegner des Natur- und Sonnengottes, der glühende und versengende Sommer, oder der kalte, alles Leben ertödtende Winter, – oder der nasse und entblätternde Herbst, – in Syrien, in Aegypten, Griechenland Skandinavien u. s. f. eine ganz andere, seinem Geburtslande entsprechende Gestalt. Die verschiedenen Mysteriendienste und in gewissem Sinne die verschiedenen Religionen werden nur bestimmt und begründet durch die Verschiedenheit der Lebens-, Leidens- und Todesschicksale des von ihnen besonders verehrten Gottes, welche Schicksale aber wieder die Verehrenden nach den eigenen bilden, so dass die Religionen und die Götter nach dieser Seite blos als der Widerschein, als die Personificationen der Völker selbst erscheinen und diese eigentlich sich und ihre Werke in ihren Göttern verehren. Diese sterblichen unsterblichen oder wiederauferstehenden Naturgottheiten sind im Abendlande, in den Ländern, welche das Mittelmeer umgeben, wesentlich von den Phöniciern und Aegyptern ausgegangen und bei ihnen zur Unterlage alles Gottesdienstes gemacht worden, indem auch der Gottesdienst nur das Symbol des Jahreslebens, das kirchliche Naturjahr ist. Gott und sein heiliger Dienst sind das göttlichmenschliche Bild des jährlichen frohen und leidenvollen Lebens des Landes und seiner Bewohner; Geburt, Leben und Sterben und die Wiederauferstehung sind der einzige Inhalt aller dieser Naturgottesdienste. Trotz seiner hohen Geistigkeit hat dennoch auch das Christenthum das phönicisch-ägyptische Naturgewand des Gottesdienstes beibe-
1) Schnaase, VI, S. 116 ff.
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