Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.an1) und wir sehen demnach den Einfluss der deutschen, der rheinisch-deutschen Baukunst in Europa wenigstens auf dem Festlande seit dem 14ten Jahrh. überwiegen, wogegen die englische Baukunst ihre mehr besondern und französischen Wege ging. Möglich ist, obschon keine bestimmte Behauptung darüber aufgestellt werden kann und darf, dass auch bei dem Baue der durch ihren schönen und reinen gothischen Styl sich auszeichnenden Kirche des Klosters Batalha in Portugal,2) welche im J. 1383 gegründet wurde, deutsche Baumeister mitgewirkt haben, da der Erbauer derselben, König Johann I., aus entfernten Ländern die berühmtesten Baumeister dazu berufen hatte und gleichzeitig deutsche Baumeister in dem benachbarten Spanien angetroffen werden. Nach dem Reiseberichte von Murphy, in Uebersetzung ausgezogen bei Krause, II. 2. S. 263 ff., wird in Portugal selbst auch gesagt, dass der Engländer Stephan Stephenson der Baumeister der Kirche zu Batalha sei. Zu Batalha wollte übrigens Krause, I. 2. S. 479 Anm., mit Morphy mancherlei maurerische Geheimnisse angedeutet finden: allein die dortigen geheimnissvollen Zeichen, welche Krause, Taf. III. Fig. 2, abbildlich mitgetheilt hat und daher leicht einer Prüfung unterworfen werden können, möchten blosse Steinmetzzeichen und keine Geheimschrift sein. Im gothisch-deutschen und zwar rheinischen Uebergangsstyle ist auch die Stiftskirche zu Neuenburg gebauet,3) und überhaupt scheint erst zu jener Zeit, gegen das Ende des 14ten Jahrh. der Kirchensteinbau in der Schweiz eingeführt worden zu sein, da von dem Äbte zu Pfävers im Rheinthale im J. 1386 erzählt wird: "ecclesiam extruxit saxis et lapidibus inusitatae magnitudinis."4) Ueber die Verbreitung des rheinischen Styles nach den innern Theilen Deutschlands seit dem Ende des 12ten Jahrh. gibt Schnaase, V. S. 461 ff., genauere Nachweisungen, woraus hervorgeht, dass schon etwa um das Jahr 1) Lübke, S. 497. 2) Symbolik, II. S. 371. 3) Schnaase, V. S. 458. 4) Mohr, Regesten, (des Klosters Pfäfers), I. S. 42, Nr. 291.
an1) und wir sehen demnach den Einfluss der deutschen, der rheinisch-deutschen Baukunst in Europa wenigstens auf dem Festlande seit dem 14ten Jahrh. überwiegen, wogegen die englische Baukunst ihre mehr besondern und französischen Wege ging. Möglich ist, obschon keine bestimmte Behauptung darüber aufgestellt werden kann und darf, dass auch bei dem Baue der durch ihren schönen und reinen gothischen Styl sich auszeichnenden Kirche des Klosters Batalha in Portugal,2) welche im J. 1383 gegründet wurde, deutsche Baumeister mitgewirkt haben, da der Erbauer derselben, König Johann I., aus entfernten Ländern die berühmtesten Baumeister dazu berufen hatte und gleichzeitig deutsche Baumeister in dem benachbarten Spanien angetroffen werden. Nach dem Reiseberichte von Murphy, in Uebersetzung ausgezogen bei Krause, II. 2. S. 263 ff., wird in Portugal selbst auch gesagt, dass der Engländer Stephan Stephenson der Baumeister der Kirche zu Batalha sei. Zu Batalha wollte übrigens Krause, I. 2. S. 479 Anm., mit Morphy mancherlei maurerische Geheimnisse angedeutet finden: allein die dortigen geheimnissvollen Zeichen, welche Krause, Taf. III. Fig. 2, abbildlich mitgetheilt hat und daher leicht einer Prüfung unterworfen werden können, möchten blosse Steinmetzzeichen und keine Geheimschrift sein. Im gothisch-deutschen und zwar rheinischen Uebergangsstyle ist auch die Stiftskirche zu Neuenburg gebauet,3) und überhaupt scheint erst zu jener Zeit, gegen das Ende des 14ten Jahrh. der Kirchensteinbau in der Schweiz eingeführt worden zu sein, da von dem Äbte zu Pfävers im Rheinthale im J. 1386 erzählt wird: „ecclesiam extruxit saxis et lapidibus inusitatae magnitudinis.“4) Ueber die Verbreitung des rheinischen Styles nach den innern Theilen Deutschlands seit dem Ende des 12ten Jahrh. gibt Schnaase, V. S. 461 ff., genauere Nachweisungen, woraus hervorgeht, dass schon etwa um das Jahr 1) Lübke, S. 497. 2) Symbolik, II. S. 371. 3) Schnaase, V. S. 458. 4) Mohr, Regesten, (des Klosters Pfäfers), I. S. 42, Nr. 291.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0615" n="595"/> an<note place="foot" n="1)">Lübke, S. 497.<lb/></note> und wir sehen demnach den Einfluss der deutschen, der rheinisch-deutschen Baukunst in Europa wenigstens auf dem Festlande seit dem 14ten Jahrh. überwiegen, wogegen die englische Baukunst ihre mehr besondern und französischen Wege ging. Möglich ist, obschon keine bestimmte Behauptung darüber aufgestellt werden kann und darf, dass auch bei dem Baue der durch ihren schönen und reinen gothischen Styl sich auszeichnenden Kirche des Klosters Batalha in Portugal,<note place="foot" n="2)">Symbolik, II. S. 371.<lb/></note> welche im J. 1383 gegründet wurde, deutsche Baumeister mitgewirkt haben, da der Erbauer derselben, König Johann I., aus entfernten Ländern die berühmtesten Baumeister dazu berufen hatte und gleichzeitig deutsche Baumeister in dem benachbarten Spanien angetroffen werden. Nach dem Reiseberichte von Murphy, in Uebersetzung ausgezogen bei Krause, II. 2. S. 263 ff., wird in Portugal selbst auch gesagt, dass der Engländer Stephan Stephenson der Baumeister der Kirche zu Batalha sei. Zu Batalha wollte übrigens Krause, I. 2. S. 479 Anm., mit Morphy mancherlei maurerische Geheimnisse angedeutet finden: allein die dortigen geheimnissvollen Zeichen, welche Krause, Taf. III. Fig. 2, abbildlich mitgetheilt hat und daher leicht einer Prüfung unterworfen werden können, möchten blosse <hi rendition="#g">Steinmetzzeichen</hi> und keine Geheimschrift sein.</p> <p> Im gothisch-deutschen und zwar rheinischen Uebergangsstyle ist auch die Stiftskirche zu Neuenburg gebauet,<note place="foot" n="3)">Schnaase, V. S. 458.<lb/></note> und überhaupt scheint erst zu jener Zeit, gegen das Ende des 14ten Jahrh. der Kirchensteinbau in der Schweiz eingeführt worden zu sein, da von dem Äbte zu Pfävers im Rheinthale im J. 1386 erzählt wird: „ecclesiam extruxit saxis et lapidibus inusitatae magnitudinis.“<note place="foot" n="4)">Mohr, Regesten, (des Klosters Pfäfers), I. S. 42, Nr. 291.</note></p> <p> Ueber die Verbreitung des rheinischen Styles nach den innern Theilen Deutschlands seit dem Ende des 12ten Jahrh. gibt Schnaase, V. S. 461 ff., genauere Nachweisungen, woraus hervorgeht, dass schon etwa um das Jahr </p> </div> </body> </text> </TEI> [595/0615]
an 1) und wir sehen demnach den Einfluss der deutschen, der rheinisch-deutschen Baukunst in Europa wenigstens auf dem Festlande seit dem 14ten Jahrh. überwiegen, wogegen die englische Baukunst ihre mehr besondern und französischen Wege ging. Möglich ist, obschon keine bestimmte Behauptung darüber aufgestellt werden kann und darf, dass auch bei dem Baue der durch ihren schönen und reinen gothischen Styl sich auszeichnenden Kirche des Klosters Batalha in Portugal, 2) welche im J. 1383 gegründet wurde, deutsche Baumeister mitgewirkt haben, da der Erbauer derselben, König Johann I., aus entfernten Ländern die berühmtesten Baumeister dazu berufen hatte und gleichzeitig deutsche Baumeister in dem benachbarten Spanien angetroffen werden. Nach dem Reiseberichte von Murphy, in Uebersetzung ausgezogen bei Krause, II. 2. S. 263 ff., wird in Portugal selbst auch gesagt, dass der Engländer Stephan Stephenson der Baumeister der Kirche zu Batalha sei. Zu Batalha wollte übrigens Krause, I. 2. S. 479 Anm., mit Morphy mancherlei maurerische Geheimnisse angedeutet finden: allein die dortigen geheimnissvollen Zeichen, welche Krause, Taf. III. Fig. 2, abbildlich mitgetheilt hat und daher leicht einer Prüfung unterworfen werden können, möchten blosse Steinmetzzeichen und keine Geheimschrift sein.
Im gothisch-deutschen und zwar rheinischen Uebergangsstyle ist auch die Stiftskirche zu Neuenburg gebauet, 3) und überhaupt scheint erst zu jener Zeit, gegen das Ende des 14ten Jahrh. der Kirchensteinbau in der Schweiz eingeführt worden zu sein, da von dem Äbte zu Pfävers im Rheinthale im J. 1386 erzählt wird: „ecclesiam extruxit saxis et lapidibus inusitatae magnitudinis.“ 4)
Ueber die Verbreitung des rheinischen Styles nach den innern Theilen Deutschlands seit dem Ende des 12ten Jahrh. gibt Schnaase, V. S. 461 ff., genauere Nachweisungen, woraus hervorgeht, dass schon etwa um das Jahr
1) Lübke, S. 497.
2) Symbolik, II. S. 371.
3) Schnaase, V. S. 458.
4) Mohr, Regesten, (des Klosters Pfäfers), I. S. 42, Nr. 291.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/615 |
Zitationshilfe: | Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 595. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/615>, abgerufen am 16.02.2025. |