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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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auch die Wohnung und der Himmel, die Welt, das Kleid und der Leib Gottes. Daher sagt auch Paulus in seinem ersten Briefe an den Timotheus 6, 16 von Gott: "der in einem unzugänglichen Lichte wohnt den kein Mensch gesehen hat, noch sehen kann." II. 5, 1 schreibt Paulus an die Corinther: "Denn wir wissen, dass wenn unser irdisches Haus oder Hütte zerbrochen wird, wir ein Gebäude von Gott haben werden; ein Haus nicht von Händen gemacht, das ewig ist in Himmeln." Das Schiff der Kirche, welches Schiff schon die ägyptischen Götter, die germanische Nehalenia oder Nerthus und den christlichen Christus trägt, sind die Wolken, die Segler der Lüfte und die Flügel der Götter. Zugleich sind die Winde und die Flammen des Blitzes göttliche Boten und Verkünder. So wird z. B. im Rig-Veda I. 19, 6 Indra angerufen, mit den Marut's (den Winden) zu kommen, mit den Göttern, die im Himmel sind ob dem Lichtkreis des Göttersitzes. In dem Himmel Indra's leuchten die Tugenden der Seligen, zu Sternen verkörpert.1) Rückert in den brahmanischen Erzählungen, S. 318, leitet sehr schön Himmel und Heimath, Hima (Schnee) und Hema (Gold), woher der Himalaia seinen Namen trägt, auf die gleiche Wurzel, auf die gleiche Bedeutung des Glänzens und Leuchtens zurück:

Die Sonne ist's also, die wie das Gestein im Schacht,
Den ew'gen Schneeberg auch zum ew'gen Goldberg macht.

Er ist Himalaia genannt und Himawat,
Wovon der Himmel und die Heimath Namen hat.

Die alte Heimath ist der Menschenstämme dort,
Wo heimlich Himmlische sind heimisch fort und fort.

Die Leuchte- oder Lüchtemännchen (die Irrlichter) der norddeutschen Sage sind Todtenknochen,2) d. h. die Seelen der Verstorbenen. Das goldene lange Haar der germanischen Götter, worunter besonders die Sif als die

1) Wollheim, Mythol. des alten Indien, S. 15.
2) Kuhn und Schwartz, norddeutsche Sagen, Nr. 116 und Anm. 119.

auch die Wohnung und der Himmel, die Welt, das Kleid und der Leib Gottes. Daher sagt auch Paulus in seinem ersten Briefe an den Timotheus 6, 16 von Gott: „der in einem unzugänglichen Lichte wohnt den kein Mensch gesehen hat, noch sehen kann.“ II. 5, 1 schreibt Paulus an die Corinther: „Denn wir wissen, dass wenn unser irdisches Haus oder Hütte zerbrochen wird, wir ein Gebäude von Gott haben werden; ein Haus nicht von Händen gemacht, das ewig ist in Himmeln.“ Das Schiff der Kirche, welches Schiff schon die ägyptischen Götter, die germanische Nehalenia oder Nerthus und den christlichen Christus trägt, sind die Wolken, die Segler der Lüfte und die Flügel der Götter. Zugleich sind die Winde und die Flammen des Blitzes göttliche Boten und Verkünder. So wird z. B. im Rig-Veda I. 19, 6 Indra angerufen, mit den Marut’s (den Winden) zu kommen, mit den Göttern, die im Himmel sind ob dem Lichtkreis des Göttersitzes. In dem Himmel Indra’s leuchten die Tugenden der Seligen, zu Sternen verkörpert.1) Rückert in den brahmanischen Erzählungen, S. 318, leitet sehr schön Himmel und Heimath, Hima (Schnee) und Hema (Gold), woher der Himalaia seinen Namen trägt, auf die gleiche Wurzel, auf die gleiche Bedeutung des Glänzens und Leuchtens zurück:

Die Sonne ist’s also, die wie das Gestein im Schacht,
Den ew’gen Schneeberg auch zum ew’gen Goldberg macht.

Er ist Himalaia genannt und Himawat,
Wovon der Himmel und die Heimath Namen hat.

Die alte Heimath ist der Menschenstämme dort,
Wo heimlich Himmlische sind heimisch fort und fort.

Die Leuchte- oder Lüchtemännchen (die Irrlichter) der norddeutschen Sage sind Todtenknochen,2) d. h. die Seelen der Verstorbenen. Das goldene lange Haar der germanischen Götter, worunter besonders die Sif als die

1) Wollheim, Mythol. des alten Indien, S. 15.
2) Kuhn und Schwartz, norddeutsche Sagen, Nr. 116 und Anm. 119.
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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 549. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/569>, abgerufen am 22.11.2024.