Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.Ferner die Steinmetzzeichen,1) wie sie Deutschland besonders zur Zeit des gothischen Baustyles und der bürgerlichen Bauhütten zur Anwendung kamen und deshalb, ihr Entstehen von Vielen auch erst in diese Zeit versetzt wird,2) möchten als dem Alterthume entlehnt oder nachgeahmt zu betrachten sein, da solche Bezeichnungen durch Aufschriften des Namens des bauenden Königs auf den Backsteinen oder Ziegeln im Oriente nicht nur vorzüglich zu Babylon, sondern mit einzelnen Buchstaben sehr zahlreich bei den Griechen in Syrien, auf Corfu, zu Athen u. s. w. gefunden werden. Klenze z. B. hat im J. 1834 in den Ruinen von Kardacckio auf Corfu solche erhaltene Buchstaben auf den Fragmenten der Dachziegel gefunden.3) In welchem Sinne die Griechen diese Buchstaben auf den Ziegeln gebraucht haben, namentlich ob es Zeichen der Werkstätte oder des bestimmten Verfertigers seien, ist nicht ermittelt, jedoch möchte das Erstere das Wahrscheinlichere sein, wie die römischen Ziegel das Legionszeichen zu tragen pflegen. Zu Lentini, dem alten Leontini, auf Sicilien sieht man in den Ruinen der ältesten Burg in den Steinen eingehauen eine ungeheure Menge Zeichen und Monogramme, die an das in den Mauern von Pompeji so häufige [fremdsprachliches Material] erinnern, hier aber wegen der allerbizarresten Formen sich in den wenigsten Fällen auf Buchstaben reduciren lassen. Nach Ussing im Kunstblatte für 1846, S. 37, b, möchten dieselben den Steinhauer anzeigen, der vielleicht verpflichtet gewesen, sein Namenszeichen einzubauen, damit der Oberaufseher um so leichter Kontrolle halten könne. 1) Vergl. Symbolik, I. S. 95 ff.; Homeyer bei Wolf, Zeitschr. für deutsche Mythol., I. S. 185 ff.; Massmann im Kunstbl. von Schorn für 1832, Nr. 19 und 104, und für 1837, Nr. 61; Back, Steinmetzzeichen, Altenburg 1861. 2) Z. B. im Geschichtsfreund, Mittheilungen des historischen Vereins der fünf Orte, Bd. IX (Einsiedeln 1853) S. 166 oben. Heideloff, die Bauhütte, S. 18, welcher auf dem Titelkupfer auch Steinmetzmonogramme aus der zerstörten Spitalkapelle zu Esslingen mittheilt, lässt die Steinmetzzeichen sogar erst seit dem 15ten Jahrh. aufkommen. 3) Klenze, aphoristische Bemerkungen, gesammelt auf seiner Reise nach Griechenland, Berlin 1838, S. 11 unten.
Ferner die Steinmetzzeichen,1) wie sie Deutschland besonders zur Zeit des gothischen Baustyles und der bürgerlichen Bauhütten zur Anwendung kamen und deshalb, ihr Entstehen von Vielen auch erst in diese Zeit versetzt wird,2) möchten als dem Alterthume entlehnt oder nachgeahmt zu betrachten sein, da solche Bezeichnungen durch Aufschriften des Namens des bauenden Königs auf den Backsteinen oder Ziegeln im Oriente nicht nur vorzüglich zu Babylon, sondern mit einzelnen Buchstaben sehr zahlreich bei den Griechen in Syrien, auf Corfu, zu Athen u. s. w. gefunden werden. Klenze z. B. hat im J. 1834 in den Ruinen von Kardacckio auf Corfu solche erhaltene Buchstaben auf den Fragmenten der Dachziegel gefunden.3) In welchem Sinne die Griechen diese Buchstaben auf den Ziegeln gebraucht haben, namentlich ob es Zeichen der Werkstätte oder des bestimmten Verfertigers seien, ist nicht ermittelt, jedoch möchte das Erstere das Wahrscheinlichere sein, wie die römischen Ziegel das Legionszeichen zu tragen pflegen. Zu Lentini, dem alten Leontini, auf Sicilien sieht man in den Ruinen der ältesten Burg in den Steinen eingehauen eine ungeheure Menge Zeichen und Monogramme, die an das in den Mauern von Pompeji so häufige [fremdsprachliches Material] erinnern, hier aber wegen der allerbizarresten Formen sich in den wenigsten Fällen auf Buchstaben reduciren lassen. Nach Ussing im Kunstblatte für 1846, S. 37, b, möchten dieselben den Steinhauer anzeigen, der vielleicht verpflichtet gewesen, sein Namenszeichen einzubauen, damit der Oberaufseher um so leichter Kontrolle halten könne. 1) Vergl. Symbolik, I. S. 95 ff.; Homeyer bei Wolf, Zeitschr. für deutsche Mythol., I. S. 185 ff.; Massmann im Kunstbl. von Schorn für 1832, Nr. 19 und 104, und für 1837, Nr. 61; Back, Steinmetzzeichen, Altenburg 1861. 2) Z. B. im Geschichtsfreund, Mittheilungen des historischen Vereins der fünf Orte, Bd. IX (Einsiedeln 1853) S. 166 oben. Heideloff, die Bauhütte, S. 18, welcher auf dem Titelkupfer auch Steinmetzmonogramme aus der zerstörten Spitalkapelle zu Esslingen mittheilt, lässt die Steinmetzzeichen sogar erst seit dem 15ten Jahrh. aufkommen. 3) Klenze, aphoristische Bemerkungen, gesammelt auf seiner Reise nach Griechenland, Berlin 1838, S. 11 unten.
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Ferner die Steinmetzzeichen, 1) wie sie Deutschland besonders zur Zeit des gothischen Baustyles und der bürgerlichen Bauhütten zur Anwendung kamen und deshalb, ihr Entstehen von Vielen auch erst in diese Zeit versetzt wird, 2) möchten als dem Alterthume entlehnt oder nachgeahmt zu betrachten sein, da solche Bezeichnungen durch Aufschriften des Namens des bauenden Königs auf den Backsteinen oder Ziegeln im Oriente nicht nur vorzüglich zu Babylon, sondern mit einzelnen Buchstaben sehr zahlreich bei den Griechen in Syrien, auf Corfu, zu Athen u. s. w. gefunden werden. Klenze z. B. hat im J. 1834 in den Ruinen von Kardacckio auf Corfu solche erhaltene Buchstaben auf den Fragmenten der Dachziegel gefunden. 3) In welchem Sinne die Griechen diese Buchstaben auf den Ziegeln gebraucht haben, namentlich ob es Zeichen der Werkstätte oder des bestimmten Verfertigers seien, ist nicht ermittelt, jedoch möchte das Erstere das Wahrscheinlichere sein, wie die römischen Ziegel das Legionszeichen zu tragen pflegen. Zu Lentini, dem alten Leontini, auf Sicilien sieht man in den Ruinen der ältesten Burg in den Steinen eingehauen eine ungeheure Menge Zeichen und Monogramme, die an das in den Mauern von Pompeji so häufige _ erinnern, hier aber wegen der allerbizarresten Formen sich in den wenigsten Fällen auf Buchstaben reduciren lassen. Nach Ussing im Kunstblatte für 1846, S. 37, b, möchten dieselben den Steinhauer anzeigen, der vielleicht verpflichtet gewesen, sein Namenszeichen einzubauen, damit der Oberaufseher um so leichter Kontrolle halten könne.
1) Vergl. Symbolik, I. S. 95 ff.; Homeyer bei Wolf, Zeitschr. für deutsche Mythol., I. S. 185 ff.; Massmann im Kunstbl. von Schorn für 1832, Nr. 19 und 104, und für 1837, Nr. 61; Back, Steinmetzzeichen, Altenburg 1861.
2) Z. B. im Geschichtsfreund, Mittheilungen des historischen Vereins der fünf Orte, Bd. IX (Einsiedeln 1853) S. 166 oben. Heideloff, die Bauhütte, S. 18, welcher auf dem Titelkupfer auch Steinmetzmonogramme aus der zerstörten Spitalkapelle zu Esslingen mittheilt, lässt die Steinmetzzeichen sogar erst seit dem 15ten Jahrh. aufkommen.
3) Klenze, aphoristische Bemerkungen, gesammelt auf seiner Reise nach Griechenland, Berlin 1838, S. 11 unten.
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Zitationshilfe: | Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 536. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/556>, abgerufen am 16.02.2025. |