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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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von Basel und Mühlhausen, erbaut, wie das Letztere Schnaase im Tüb. Kunstblatte für 1843, Nr. 24, nachgewiesen hat. Den Münster zu Aachen hat Ansegis, Abt des von ihm prachtvoll erweiterten Klosters Fontanellum (St. Vaudrille), erbaut und Ernst Förster hat im Kunstblatt für 1844, S. 417, die Vermuthung ausgesprochen, dass Ansegis auch den vor dem J. 822 angefertigten Plan zum Kloster St. Gallen entworfen habe; Mabillon rieth auf Eginhard, J. von Arx auf Gerung. Ueber die römischen Basiliken ist sodann besonders zu vergleichen: Bunsen, die Basiliken des christlichen Roms, aufgenommen von den Architekten J. G. Gutensohn und J. M. Knapp, nach der Zeitfolge geordnet und in ihrem Zusammenhange mit der Idee und Geschichte der Kirchenbaukunst dargestellt, München 1844.1) Nach Bunsen und nach seinem Recensenten im Kunstblatte ist im Dombau des 13ten Jahrh., d. i. in der germanischen (wie sie auch von Kugler genannt wird) oder gothischen Baukunst die Vollendung der Basilica zu begrüssen. Die Kirche des Klosters St. Gallen war nach jenem Plane eine Basilica von 200' Länge und 80' Breite (im Querschiff 120'); 22 Säulen (columnae) trennen das Hauptschiff von den Nebenschiffen. Als Haupträume erscheinen zwei Chori und ihnen entsprechend zwei Absiden an beiden Enden der Kirche, jedenfalls eines der frühesten Beispiele dieser später in Deutschland so verbreiteten Anordnung. Förster2) denkt sich den Ursprung dieser Verdoppelung darin begründet, dass bei dem Zudrange des Volkes ein zweiter Hochaltar nebst Zubehör in der Nähe des Haupteinganges nöthig schien, damit der regelmässige Gottesdienst der Mönche im Ostchor nicht gestört werde; sonach wäre der Westchor, wie später in mehreren Kathedralen; als Leutechor aufzufassen, in dessen Nähe vielleicht auch gebeichtet wurde. An diese Anordnung knüpft sich ein antiphonischer Gottesdienst, welcher nach Kugler überhaupt die ganze Verdoppelung veranlasst haben soll; die Ostabsis enthält den Altar des h. Petrus,

1) Angezeigt im Kunstblatte für 1844, Nr. 67 ff.
2) Kunstblatt für 1844, S. 421 a. Gleichmässig erklärt sich Sulpice Boisseree im Kunstbl. für 1845, S. 87.

von Basel und Mühlhausen, erbaut, wie das Letztere Schnaase im Tüb. Kunstblatte für 1843, Nr. 24, nachgewiesen hat. Den Münster zu Aachen hat Ansegis, Abt des von ihm prachtvoll erweiterten Klosters Fontanellum (St. Vaudrille), erbaut und Ernst Förster hat im Kunstblatt für 1844, S. 417, die Vermuthung ausgesprochen, dass Ansegis auch den vor dem J. 822 angefertigten Plan zum Kloster St. Gallen entworfen habe; Mabillon rieth auf Eginhard, J. von Arx auf Gerung. Ueber die römischen Basiliken ist sodann besonders zu vergleichen: Bunsen, die Basiliken des christlichen Roms, aufgenommen von den Architekten J. G. Gutensohn und J. M. Knapp, nach der Zeitfolge geordnet und in ihrem Zusammenhange mit der Idee und Geschichte der Kirchenbaukunst dargestellt, München 1844.1) Nach Bunsen und nach seinem Recensenten im Kunstblatte ist im Dombau des 13ten Jahrh., d. i. in der germanischen (wie sie auch von Kugler genannt wird) oder gothischen Baukunst die Vollendung der Basilica zu begrüssen. Die Kirche des Klosters St. Gallen war nach jenem Plane eine Basilica von 200’ Länge und 80’ Breite (im Querschiff 120’); 22 Säulen (columnae) trennen das Hauptschiff von den Nebenschiffen. Als Haupträume erscheinen zwei Chori und ihnen entsprechend zwei Absiden an beiden Enden der Kirche, jedenfalls eines der frühesten Beispiele dieser später in Deutschland so verbreiteten Anordnung. Förster2) denkt sich den Ursprung dieser Verdoppelung darin begründet, dass bei dem Zudrange des Volkes ein zweiter Hochaltar nebst Zubehör in der Nähe des Haupteinganges nöthig schien, damit der regelmässige Gottesdienst der Mönche im Ostchor nicht gestört werde; sonach wäre der Westchor, wie später in mehreren Kathedralen; als Leutechor aufzufassen, in dessen Nähe vielleicht auch gebeichtet wurde. An diese Anordnung knüpft sich ein antiphonischer Gottesdienst, welcher nach Kugler überhaupt die ganze Verdoppelung veranlasst haben soll; die Ostabsis enthält den Altar des h. Petrus,

1) Angezeigt im Kunstblatte für 1844, Nr. 67 ff.
2) Kunstblatt für 1844, S. 421 a. Gleichmässig erklärt sich Sulpice Boisserée im Kunstbl. für 1845, S. 87.
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von Basel und Mühlhausen, erbaut, wie das Letztere Schnaase im Tüb. Kunstblatte für 1843, Nr. 24, nachgewiesen hat. Den Münster zu Aachen hat Ansegis, Abt des von ihm prachtvoll erweiterten Klosters Fontanellum (St. Vaudrille), erbaut und Ernst Förster hat im Kunstblatt für 1844, S. 417, die Vermuthung ausgesprochen, dass Ansegis auch den vor dem J. 822 angefertigten Plan zum Kloster St. Gallen entworfen habe; Mabillon rieth auf Eginhard, J. von Arx auf Gerung. Ueber die römischen Basiliken ist sodann besonders zu vergleichen: Bunsen, die Basiliken des christlichen Roms, aufgenommen von den Architekten J. G. Gutensohn und J. M. Knapp, nach der Zeitfolge geordnet und in ihrem Zusammenhange mit der Idee und Geschichte der Kirchenbaukunst dargestellt, München 1844.<note place="foot" n="1)">Angezeigt im Kunstblatte für 1844, Nr. 67 ff.<lb/></note> Nach Bunsen und nach seinem Recensenten im Kunstblatte ist im Dombau des 13ten Jahrh., d. i. in der germanischen (wie sie auch von Kugler genannt wird) oder gothischen Baukunst die Vollendung der Basilica zu begrüssen. Die Kirche des Klosters St. Gallen war nach jenem Plane eine Basilica von 200&#x2019; Länge und 80&#x2019; Breite (im Querschiff 120&#x2019;); 22 Säulen (columnae) trennen das Hauptschiff von den Nebenschiffen. Als Haupträume erscheinen <hi rendition="#g">zwei Chori und ihnen entsprechend zwei Absiden</hi> an beiden Enden der Kirche, jedenfalls eines der frühesten Beispiele dieser später in Deutschland so verbreiteten Anordnung. Förster<note place="foot" n="2)">Kunstblatt für 1844, S. 421 a. Gleichmässig erklärt sich Sulpice Boisserée im Kunstbl. für 1845, S. 87.</note> denkt sich den Ursprung dieser Verdoppelung darin begründet, dass bei dem Zudrange des Volkes ein zweiter Hochaltar nebst Zubehör in der Nähe des Haupteinganges nöthig schien, damit der regelmässige Gottesdienst der Mönche im Ostchor nicht gestört werde; sonach wäre der Westchor, wie später in mehreren Kathedralen; als Leutechor aufzufassen, in dessen Nähe vielleicht auch gebeichtet wurde. An diese Anordnung knüpft sich ein antiphonischer Gottesdienst, welcher nach Kugler überhaupt die ganze Verdoppelung veranlasst haben soll; die Ostabsis enthält den Altar des h. Petrus,
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[525/0545] von Basel und Mühlhausen, erbaut, wie das Letztere Schnaase im Tüb. Kunstblatte für 1843, Nr. 24, nachgewiesen hat. Den Münster zu Aachen hat Ansegis, Abt des von ihm prachtvoll erweiterten Klosters Fontanellum (St. Vaudrille), erbaut und Ernst Förster hat im Kunstblatt für 1844, S. 417, die Vermuthung ausgesprochen, dass Ansegis auch den vor dem J. 822 angefertigten Plan zum Kloster St. Gallen entworfen habe; Mabillon rieth auf Eginhard, J. von Arx auf Gerung. Ueber die römischen Basiliken ist sodann besonders zu vergleichen: Bunsen, die Basiliken des christlichen Roms, aufgenommen von den Architekten J. G. Gutensohn und J. M. Knapp, nach der Zeitfolge geordnet und in ihrem Zusammenhange mit der Idee und Geschichte der Kirchenbaukunst dargestellt, München 1844. 1) Nach Bunsen und nach seinem Recensenten im Kunstblatte ist im Dombau des 13ten Jahrh., d. i. in der germanischen (wie sie auch von Kugler genannt wird) oder gothischen Baukunst die Vollendung der Basilica zu begrüssen. Die Kirche des Klosters St. Gallen war nach jenem Plane eine Basilica von 200’ Länge und 80’ Breite (im Querschiff 120’); 22 Säulen (columnae) trennen das Hauptschiff von den Nebenschiffen. Als Haupträume erscheinen zwei Chori und ihnen entsprechend zwei Absiden an beiden Enden der Kirche, jedenfalls eines der frühesten Beispiele dieser später in Deutschland so verbreiteten Anordnung. Förster 2) denkt sich den Ursprung dieser Verdoppelung darin begründet, dass bei dem Zudrange des Volkes ein zweiter Hochaltar nebst Zubehör in der Nähe des Haupteinganges nöthig schien, damit der regelmässige Gottesdienst der Mönche im Ostchor nicht gestört werde; sonach wäre der Westchor, wie später in mehreren Kathedralen; als Leutechor aufzufassen, in dessen Nähe vielleicht auch gebeichtet wurde. An diese Anordnung knüpft sich ein antiphonischer Gottesdienst, welcher nach Kugler überhaupt die ganze Verdoppelung veranlasst haben soll; die Ostabsis enthält den Altar des h. Petrus, 1) Angezeigt im Kunstblatte für 1844, Nr. 67 ff. 2) Kunstblatt für 1844, S. 421 a. Gleichmässig erklärt sich Sulpice Boisserée im Kunstbl. für 1845, S. 87.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 525. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/545>, abgerufen am 22.11.2024.