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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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lichen Europa's, den Archipel und Kleinasien zerstreut findet, sind das Eigenthum dieser alten Werkleute der Kyklopen und pelasgischen Tyrrhener. Doch genug von diesen Hypothesen, welchen entgegen einzig bemerkt sein mag: Wie die Kinder noch heute spielend Mauern dadurch erbauen, dass sie die rohen und unbehauenen Steine einfach zusammen- und über einander legen, ganz ebenso bauten die Völker in ihrer Kindheit die ersten Steinmauern und alle Regelmässigkeit bis zum cubischen Steine, zum Quader hinauf, ist spätere Fortentwickelung oder Kultur. Die ersten (grossartigen) Rohbauten nannte bei den Griechen die spätere oder kultivirtere Zeit kyklopische, indem sie dieselben als übernatürliche, durch Riesen oder Kyklopen errichtete Bauten bezeichnete. Aehnlich erbauen die Kinder und die Völker in ihrer Kindheit die ersten Dämme; überall hebt das Regelmässige und Künstliche von dem Unregelmässigen und Kunstlosen an.1) Unter dem bergenden Schutze der Mauer, unter der Burgmauer entstehen feste Kriegs- und Lagerplätze, Häuser und Burgen, Städte und Staaten; das Vorbild und der Urbestandtheil der Mauer ist zuerst der rohe unbehauene und zuletzt der regelmässig behauene, der cubische Stein; zwischen dem rohen und dem cubischen Steine liegt die Geschichte der Entstehung des Steinbaues, der Baukunst eingeschlossen. Jeder Stein ist gleichsam eine (natürliche) Mauer. An und für sich hat der Holzbau keinen Zusammenhang, geschweige denn einen vorbildlichen, mit dem Steinbaue, wie davon auch Klenze bei seinen Betrachtungen ausgeht; der Holzbau ist wesentlich aufrichtend, zur Höhe strebend und in der Höhe, auf dem Dache und Thurme befindlich, wogegen der Steinbau mehr fundamentirend, den Grund- und Unterbau legend, die Umfassungs- und Schutzmauer des hölzernen Tempels und Hauses verleihend erscheint. Der Baum- und Baustamm ragt hoch über die Erde und wird gefällt; der in oder auf der Erde liegende Baustein wird gegraben oder gebrochen. Die Steinsäule, der Pfeiler und der Holzstamm, die Holzsäule haben ursprünglich

1) Vergl. noch Amalthea, III. S. 105 ff.

lichen Europa’s, den Archipel und Kleinasien zerstreut findet, sind das Eigenthum dieser alten Werkleute der Kyklopen und pelasgischen Tyrrhener. Doch genug von diesen Hypothesen, welchen entgegen einzig bemerkt sein mag: Wie die Kinder noch heute spielend Mauern dadurch erbauen, dass sie die rohen und unbehauenen Steine einfach zusammen- und über einander legen, ganz ebenso bauten die Völker in ihrer Kindheit die ersten Steinmauern und alle Regelmässigkeit bis zum cubischen Steine, zum Quader hinauf, ist spätere Fortentwickelung oder Kultur. Die ersten (grossartigen) Rohbauten nannte bei den Griechen die spätere oder kultivirtere Zeit kyklopische, indem sie dieselben als übernatürliche, durch Riesen oder Kyklopen errichtete Bauten bezeichnete. Aehnlich erbauen die Kinder und die Völker in ihrer Kindheit die ersten Dämme; überall hebt das Regelmässige und Künstliche von dem Unregelmässigen und Kunstlosen an.1) Unter dem bergenden Schutze der Mauer, unter der Burgmauer entstehen feste Kriegs- und Lagerplätze, Häuser und Burgen, Städte und Staaten; das Vorbild und der Urbestandtheil der Mauer ist zuerst der rohe unbehauene und zuletzt der regelmässig behauene, der cubische Stein; zwischen dem rohen und dem cubischen Steine liegt die Geschichte der Entstehung des Steinbaues, der Baukunst eingeschlossen. Jeder Stein ist gleichsam eine (natürliche) Mauer. An und für sich hat der Holzbau keinen Zusammenhang, geschweige denn einen vorbildlichen, mit dem Steinbaue, wie davon auch Klenze bei seinen Betrachtungen ausgeht; der Holzbau ist wesentlich aufrichtend, zur Höhe strebend und in der Höhe, auf dem Dache und Thurme befindlich, wogegen der Steinbau mehr fundamentirend, den Grund- und Unterbau legend, die Umfassungs- und Schutzmauer des hölzernen Tempels und Hauses verleihend erscheint. Der Baum- und Baustamm ragt hoch über die Erde und wird gefällt; der in oder auf der Erde liegende Baustein wird gegraben oder gebrochen. Die Steinsäule, der Pfeiler und der Holzstamm, die Holzsäule haben ursprünglich

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[506/0526] lichen Europa’s, den Archipel und Kleinasien zerstreut findet, sind das Eigenthum dieser alten Werkleute der Kyklopen und pelasgischen Tyrrhener. Doch genug von diesen Hypothesen, welchen entgegen einzig bemerkt sein mag: Wie die Kinder noch heute spielend Mauern dadurch erbauen, dass sie die rohen und unbehauenen Steine einfach zusammen- und über einander legen, ganz ebenso bauten die Völker in ihrer Kindheit die ersten Steinmauern und alle Regelmässigkeit bis zum cubischen Steine, zum Quader hinauf, ist spätere Fortentwickelung oder Kultur. Die ersten (grossartigen) Rohbauten nannte bei den Griechen die spätere oder kultivirtere Zeit kyklopische, indem sie dieselben als übernatürliche, durch Riesen oder Kyklopen errichtete Bauten bezeichnete. Aehnlich erbauen die Kinder und die Völker in ihrer Kindheit die ersten Dämme; überall hebt das Regelmässige und Künstliche von dem Unregelmässigen und Kunstlosen an. 1) Unter dem bergenden Schutze der Mauer, unter der Burgmauer entstehen feste Kriegs- und Lagerplätze, Häuser und Burgen, Städte und Staaten; das Vorbild und der Urbestandtheil der Mauer ist zuerst der rohe unbehauene und zuletzt der regelmässig behauene, der cubische Stein; zwischen dem rohen und dem cubischen Steine liegt die Geschichte der Entstehung des Steinbaues, der Baukunst eingeschlossen. Jeder Stein ist gleichsam eine (natürliche) Mauer. An und für sich hat der Holzbau keinen Zusammenhang, geschweige denn einen vorbildlichen, mit dem Steinbaue, wie davon auch Klenze bei seinen Betrachtungen ausgeht; der Holzbau ist wesentlich aufrichtend, zur Höhe strebend und in der Höhe, auf dem Dache und Thurme befindlich, wogegen der Steinbau mehr fundamentirend, den Grund- und Unterbau legend, die Umfassungs- und Schutzmauer des hölzernen Tempels und Hauses verleihend erscheint. Der Baum- und Baustamm ragt hoch über die Erde und wird gefällt; der in oder auf der Erde liegende Baustein wird gegraben oder gebrochen. Die Steinsäule, der Pfeiler und der Holzstamm, die Holzsäule haben ursprünglich 1) Vergl. noch Amalthea, III. S. 105 ff.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 506. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/526>, abgerufen am 25.11.2024.