Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.in der Abhandlung: "Zur Geschichte der Bildschnitzerei in Deutschland," Nr. 1 ff., die Bemerkung, dass die Bildhauer in Stein und die Bildschnitzer in Holz bis in das 16te Jahrh. ganz verschiedenen Zünften angehört haben; die Bildhauer werden zwar von den Steinmetzen öfters gesondert, waren aber mit den Steinmetzen und Maurern in den Bauhütten vereinigt, da an den grossen Kirchenarbeiten die Ausführung der architektonischen Glieder und Ornamente mit der Bearbeitung der dazwischen stehenden oder in Relief angebrachten Figuren auf das Genaueste verbunden war; die Bildschnitzer wurden dagegen sammt den Malern, Glasern und Kartenmalern zu der Kramer- oder auch zu der Schreinerzunft gerechnet,1) welches Letztere insofern schicklich war, als sie bei Errichtung ihrer Werke sich der Tischler bedienen mussten; so nennt sich der berühmte Sürlin in Ulm in einem Verdingbriefe vom J. 1474 Schreiner und Bildschnitzer;2) andererseits arbeiteten die Bildschnitzer nur selten ohne Bei- und Nachhülfe der Maler, denn mit Ausnahme der Chorstühle, deren geschnitzte Ornamente fast immer die Naturfarbe beibehielten, sieht man bis in die Mitte des 16ten Jahrh. nur wenige Schnitzwerke, die nicht eine kunstreiche Nachhülfe und sorgfältige Vergoldung zeigen;3) besonders der russischen Kirchenbilder von der und den byzaninischen vergegenwärtigt, wird es auch begreiflich finden, dass die noch ganz kunstlosen Griechen die jedenfalls eben so alte als vorangeschrittene Kunst und Kunstwerke der Aegypter aufnehmen konnten. 1) Jäger, über die Steinmetzen, Bildhauer und Bildschnitzer Ulm's, im Kunstbl. für 1833, S. 407. 2) Jäger, a. a. O., S. 410; Otte, Gesch. der deutschen Kunst des Mittelalters in auszewählten Beispielen, Leipzig 1862, S. 168. 3) Ueber die Tafel- und Wandmalerei bei den Griechen vergleiche noch: Walz, im Kunstbl. für 1837, S. 142 ff.; Welker, alte Denkmäler, IV. S. 220 ff., und derselbe im rhein. Museum für 1862, S. 297 ff.; ferner über die Bemalung und Malerei an antiken Gebäuden und Bildwerken Schorn, im Kunstbl. für 1836, Nr. 66 ff.; Klenze, a. a. O., S. 234 ff. und S. 544 ff., und Semper, der Stil, I., sowie über einige neuerlich im Peiräus durch Professor Ross in Athen aufgefundene Grabsteine das Kunstblatt für 1838, Nr. 59, woselbst auch Abbildungen der Grabsteine gegeben sind; endlich über eine spätere diesfällige Schrift von Raoul-Rochette:
in der Abhandlung: „Zur Geschichte der Bildschnitzerei in Deutschland,“ Nr. 1 ff., die Bemerkung, dass die Bildhauer in Stein und die Bildschnitzer in Holz bis in das 16te Jahrh. ganz verschiedenen Zünften angehört haben; die Bildhauer werden zwar von den Steinmetzen öfters gesondert, waren aber mit den Steinmetzen und Maurern in den Bauhütten vereinigt, da an den grossen Kirchenarbeiten die Ausführung der architektonischen Glieder und Ornamente mit der Bearbeitung der dazwischen stehenden oder in Relief angebrachten Figuren auf das Genaueste verbunden war; die Bildschnitzer wurden dagegen sammt den Malern, Glasern und Kartenmalern zu der Kramer- oder auch zu der Schreinerzunft gerechnet,1) welches Letztere insofern schicklich war, als sie bei Errichtung ihrer Werke sich der Tischler bedienen mussten; so nennt sich der berühmte Sürlin in Ulm in einem Verdingbriefe vom J. 1474 Schreiner und Bildschnitzer;2) andererseits arbeiteten die Bildschnitzer nur selten ohne Bei- und Nachhülfe der Maler, denn mit Ausnahme der Chorstühle, deren geschnitzte Ornamente fast immer die Naturfarbe beibehielten, sieht man bis in die Mitte des 16ten Jahrh. nur wenige Schnitzwerke, die nicht eine kunstreiche Nachhülfe und sorgfältige Vergoldung zeigen;3) besonders der russischen Kirchenbilder von der und den byzaninischen vergegenwärtigt, wird es auch begreiflich finden, dass die noch ganz kunstlosen Griechen die jedenfalls eben so alte als vorangeschrittene Kunst und Kunstwerke der Aegypter aufnehmen konnten. 1) Jäger, über die Steinmetzen, Bildhauer und Bildschnitzer Ulm’s, im Kunstbl. für 1833, S. 407. 2) Jäger, a. a. O., S. 410; Otte, Gesch. der deutschen Kunst des Mittelalters in auszewählten Beispielen, Leipzig 1862, S. 168. 3) Ueber die Tafel- und Wandmalerei bei den Griechen vergleiche noch: Walz, im Kunstbl. für 1837, S. 142 ff.; Welker, alte Denkmäler, IV. S. 220 ff., und derselbe im rhein. Museum für 1862, S. 297 ff.; ferner über die Bemalung und Malerei an antiken Gebäuden und Bildwerken Schorn, im Kunstbl. für 1836, Nr. 66 ff.; Klenze, a. a. O., S. 234 ff. und S. 544 ff., und Semper, der Stil, I., sowie über einige neuerlich im Peiräus durch Professor Ross in Athen aufgefundene Grabsteine das Kunstblatt für 1838, Nr. 59, woselbst auch Abbildungen der Grabsteine gegeben sind; endlich über eine spätere diesfällige Schrift von Raoul-Rochette:
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in der Abhandlung: „Zur Geschichte der Bildschnitzerei in Deutschland,“ Nr. 1 ff., die Bemerkung, dass die Bildhauer in Stein und die Bildschnitzer in Holz bis in das 16te Jahrh. ganz verschiedenen Zünften angehört haben; die Bildhauer werden zwar von den Steinmetzen öfters gesondert, waren aber mit den Steinmetzen und Maurern in den Bauhütten vereinigt, da an den grossen Kirchenarbeiten die Ausführung der architektonischen Glieder und Ornamente mit der Bearbeitung der dazwischen stehenden oder in Relief angebrachten Figuren auf das Genaueste verbunden war; die Bildschnitzer wurden dagegen sammt den Malern, Glasern und Kartenmalern zu der Kramer- oder auch zu der Schreinerzunft gerechnet, 1) welches Letztere insofern schicklich war, als sie bei Errichtung ihrer Werke sich der Tischler bedienen mussten; so nennt sich der berühmte Sürlin in Ulm in einem Verdingbriefe vom J. 1474 Schreiner und Bildschnitzer; 2) andererseits arbeiteten die Bildschnitzer nur selten ohne Bei- und Nachhülfe der Maler, denn mit Ausnahme der Chorstühle, deren geschnitzte Ornamente fast immer die Naturfarbe beibehielten, sieht man bis in die Mitte des 16ten Jahrh. nur wenige Schnitzwerke, die nicht eine kunstreiche Nachhülfe und sorgfältige Vergoldung zeigen; 3) 1)
1) Jäger, über die Steinmetzen, Bildhauer und Bildschnitzer Ulm’s, im Kunstbl. für 1833, S. 407.
2) Jäger, a. a. O., S. 410; Otte, Gesch. der deutschen Kunst des Mittelalters in auszewählten Beispielen, Leipzig 1862, S. 168.
3) Ueber die Tafel- und Wandmalerei bei den Griechen vergleiche noch: Walz, im Kunstbl. für 1837, S. 142 ff.; Welker, alte Denkmäler, IV. S. 220 ff., und derselbe im rhein. Museum für 1862, S. 297 ff.; ferner über die Bemalung und Malerei an antiken Gebäuden und Bildwerken Schorn, im Kunstbl. für 1836, Nr. 66 ff.; Klenze, a. a. O., S. 234 ff. und S. 544 ff., und Semper, der Stil, I., sowie über einige neuerlich im Peiräus durch Professor Ross in Athen aufgefundene Grabsteine das Kunstblatt für 1838, Nr. 59, woselbst auch Abbildungen der Grabsteine gegeben sind; endlich über eine spätere diesfällige Schrift von Raoul-Rochette:
1) besonders der russischen Kirchenbilder von der und den byzaninischen vergegenwärtigt, wird es auch begreiflich finden, dass die noch ganz kunstlosen Griechen die jedenfalls eben so alte als vorangeschrittene Kunst und Kunstwerke der Aegypter aufnehmen konnten.
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